Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

486 von den Franzosen zurückgeworfen. Zu derselben Zeit aber mussten die Baiern den Markt Weyer, wo sie sich nicht mehr sicher fühlten, verlassen und hielten sich nur noch in den Schanzen bei Ternberg und Dambach. Auch in Steyr fühlten sie sich bald darauf nicht mehr sicher und schickten am 23. December ihre Bagage auf 300 Wägen nach Passau. Am 29. December 1741 befand sich Feldmarschall Khevenhüller in Haag und theilte seine Truppen, die sich durch Zuzug aus Jtalieu bedeutend vermehrt hatten, in drei Abtheilungen. Die eine, kleinere Abtheilung unter Palffy wurde zur Beob­ achtung von Enns bestimmt. Das Hauptheer unter Khevenhüller sollte, die Furten bei Haidershofen und Ernsthosen benützend, über die Enns nach Kronstorf vorrücken, und die dritte Abtheilung unter dem Grafen Mercy, aus 6 Bataillonen, 4 Grenadier­ compagnien, 2000 Warasdinern, 300 Panduren und 1 Dragonerregiment bestehend, sollte, während Trenk die Stadt Steyr zu bedrohen hatte, bei Losenstein über die Enns setzen, alle Verschanzungen der Baiern an diesem Flusse in den Rücken nehmen und an Steyr vorbei nach Kronstorf rücken und sich dort mit dem Hauptheere ver­ einigen. Dieser Plan wurde auch ausgeführt, besonders in dem schwierigen Punkte an der Enns, und gelang vollkommen. Am 30. December setzte General Mercy mit dem größten Theile seiner Truppen unterhalb Losenstein, bei der Einmündung des Lausabaches, über die Enns und zog am linken Ufer derselben auf einem früher dort bestandenen (bis zur Erbauung der Kronprinz-Rudolfbahn) Fahrwege für Ochsenfuhrwerk nach Ternberg und wandte sich von dort nach Steinbach an der Steyr. Ein Theil seiner Cavallerie, der er den Gebrauch des Schießgewehres untersagt hatte, rückte am rechten Ennsufer vor- ivärts und jagte mit dem Säbel in der Faust unter dem Feldgeschrei „Maria Theresia" die Feinde aus den Verschanzungen bei Ternberg und Dambach und zerstreute sie. Schon am folgenden Morgen zog die feindliche Besatzung von Steyr ab, und um 8 Uhr sprengten 36 Husaren durch die Stadt den fliehenden Feinden nach, von welchen viele bei Gleink, am Heuberge und bei Stadelkirchen niederge­ hauen wurden. Bald darauf zog Oberst Trenk mit den Warasdinern in die Stadt und besetzte dieselbe. General Mercy hingegen war nach Hall und Kremsmünster vor­ gerückt, hatte dort 204 Mann gefangen, einige Pauken und Standarten erobert und war von dort weiter nach Wels und Efferding gezogen. Ende Jänner 1742 war Ober­ österreich von den Feinden befreit, und am 13. Februar befand sich schon München in den Händen unserer Truppen. "Richt ivenig hatte zum glücklichen Ausgange des Krieges die nicht für möglich gehaltene Übersetzung der Enns bei Losenstein beigetragen. Zur Erinnerung an dieses glückliche Ereignis wurde am rechten Ufer der Enns an der Eisenstraße, wo diese in scharfem Abfall in das Lausathal hinabsteigt, am Blasenstein, man weiß nicht von ivem, eine Denksäule errichtet. Die etwas über 1 m hohe Statue, den hl. Johann von Reponiuk darstellend, ruht auf einem an 2 m hohen Sockel, und ist ivie dieser aus Sandstein verfertigt. Das Gesicht der Statue ist der Straße und der links von ihr tief unten dahinrauschenden Enns zugekehrt. Eine früher auf der Rückwand des Sockels angebrachte, jetzt herausgefallene, aber ziemlich gut erhaltene Steintafel enthält folgende, bezüglich des Datums mit der Geschichte nicht überein­ stimmende Inschrift. SAGV . . . GRL DEN LEZTEN DEZEMP . . A 1741. MIT GÖTTLICHEN BEISTAND BEFOLGTEN GLÜCKLICHEN IBESAZES DER K. KÖNIGE. TROUPEN VNTER COMMAND DES HELDENMUETIGEN FELDMAR- SCHAL GRAFEN KHEFENHULLERS DURCH DEN ENSFLUSS IST D . . . 8 . JOHANN . . . OMUGEN, SAULEN ERRICHTET WORDEN. Diese interessante Säule befindet sich jetzt leider in einem sehr verwahrlosten Zustande und wäre wert, restauriert zu iverden. Anfangs dieses Jahrhunderts erfolgten zahlreiche Durch­ märsche von Franzosen, welche dem Orte drückende Contributionen auferlegten. Seit jener Zeit betrat keines Feindes Fuß mehr die Gemarkung von Lvsenstein. Losenstein ist der Geburtsort des oberösterreichischen Dialectdichters Anton

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