Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

484 bar auszuzahlen, für welche Summe die Herren von Losenstein versprachen, zur Kirche Grund und Boden zu saufen. Der Kaplan war gehalten, wöchentlich eine Messe in der Burgkapelle und eine in der Ortskirche beim neuerrichteten Altare 51t lesen. Bis zur Bezahlung der erwähnten Summe mürben ihm von 13 Häusern in Losenstein die Zehente zugewiesen. Hierauf sollten seine Bezüge in den Einkünften vom Gatterhofe und dem um die 3ü Psd. Pfg. angekauften Grunde bestehen. Zu seinem Sitze gaben ihm die Herren von Losenstein das Gut „die Widern", welches sie vom Kloster Garsten um 7'/- Psd. Pfg. gekauft hatten. Die 13 Zehenthünser waren: „dazz Metzen, Tuenstetter (Stiedelsbach, Bäck in der Gstöttn Nr. 94), herrayzzer, Dietreichs auf dem vrfar (Stiedelsbach Nr. 98, Großuferbauer), chrempels, Neun- uerg auf der oed (Stiedelsbach, Wirtsedt Nr. 19, Hansledt Nr. 20), friedreichs des smides, auf der Tzotzier hofstat, auf dez Paurn hofstat, auf vnserm Hof, der vnder dem Haus gelegen ist auf dem Rygel (Riegler Nr. 7, Stiedelsbach), Hainreichs vnder dem perg (Perger Nr. 53, Losenstein), Fridreichs stiuer und daz auf der Muelterhueb (Ntolterhuber am Bach dir. 80, Losenstein)." Die im Thurme jetzt noch hängende, seltsam geformte Glocke aus dem Jahre 1340 hat die Inschrift: „0. Rex gloria veni cum pace J: N: R: J: MCCCXL.“ Die drei anderen Glocken wurden 1723, 1805 und 1835 gegossen. Die Kirche wurde 1514 vergrößert, das Schiff und sechs Altäre consecriert, das Presbyterium und der Friedhof reconciliert. Pfarrer war damals Placidus Kirchholzer. Von 1620—1628 erscheint urkundlich der Pfarrer Jakob Schell 1693 wurde ein neuer Hochaltar aufgestellt. 1710 ertrank der damalige Kaplan Maximilian Bogner am 27. November bei der Fahrt über die EnnS. 1718 wurde unter dem Pfarrer Maurus Wenger der jetzige, an der Enns liegende Pfarrhof erbaut und 1837 die alte, viel zu kleine Kirche vergrößert und vom Linzer Bischöfe Gregor Thomas consecriert. Sie hat aber jetzt nur den Hochaltar zum hl. Blasius und zwei Seitenaltäre. Bis zur Aufhebung des Klosters Garsten ivar die Pfarre demselben incorporiert; seit jener Zeit ist sie eine Religionsfondpfarre und wird der Seelsorgedienst gegenwärtig von einem Pfarrer und zwei Cooperatoren versehen. Die Volksschule in Losenstein entstand unter Kaiser Josef II. Im Jahre 1812 war das SchulhauS schon sehr baufällig und zu klein. Dasselbe war ein ebenerdiges Gebäude, hatte zivei Lehrzimmer, aber keine Lehrerwohnung. Noch in demselben Jahre mürbe dessen Vergrößerung beantragt und 1816 durch Aufbau eines Stockwerkes auch ausgeführt. Das so erweiterte Gebäude war für 230 Kinder berechnet und barg auch die Wohnungen für beide Lehrer. Der erste Lehrer, der in der Schul­ chronik namhaft gemacht wird, ist Josef Sergl. Derselbe war schon im Jahre 1791 Lehrer, Messner und Hausbesitzer in Losenstein, aber 1814 vertauschte er den Schul­ dienst mit einem einträglicheren Amte, denn er brachte im selben Jahre die Herrschaft Peilstein im Mühlviertel käuflich an sich. Der Nachfolger Sergls im Schuldienste war Michael Pessl, früher Provisor in Großraming. Im Jahre 1858 wurde das Schulhaus durch einen Zubau um ein drittes Lehrzimmer und eine Unterlehrer- wohnung erweitert. Die Schule blieb aber noch bis August 1873 zweiclassig; erst seit dieser Zeit ist sie dreiclassig. Bis zum Jahre 1880 war die Schule in der zweiten Gehaltsclaffe, da aber damals bei der Volkszählung die Zahl 2001 nicht mehr erreicht wurde, kam sie in die erste Gehaltsclaffe. Als der Protestantismus in Oberösterreich überhandnahm, waren auch viele Bewohner von Losenstein demselben ergeben; 1588 verjagten sie den katholischen Pfarrer, setzten einen protestantischen ein, wollten keine Steuern zahlen, bedrohten selbst das Stift und giengen alle Sonntage bewaffnet in die Kirche. Als sich 1626 die Rebellion der Bauern sehr verbreitet hatte, nahmen auch die Bewohner von Losenstein und Reichraming daran Antheil. Von Steyr aus ergieng an dieselben von den Bauern das Aufgebot; ein Anführer derselben, Kilian Hoizenbauer, genannt Hörzen­ bauer, versammelte in Losenstein, Reichraming und Ternberg bei 200 Bauern und Jäger, die gute Schützen waren, und führte sie auf Befehl Madlseders in das

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