Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

482 schweift, auch hinüber auf das linke Ufer, wo sich die Bahnstation befindet. Als Zufahrtsstraße zum Bahnhöfe dient eine eiserne Gitterbrücke über die Enns, welche 106 m lang ist und von der Gemeinde Losenstein theils aus eigenen, theils aus Landesmitteln im Jahre 1891 erbaut wurde. Das Gemeindegebiet umfasst die Cataster-Gemeinden Losenstein und Stiedeks- bach und wird im Norden und Osten von Lausa, im Süden von Reichraming unb im Westen von Ternberg begrenzt. Das Flächenmaß beträgt 1943 5876 ha, wovon 20 °/o auf Äcker, 50% auf Wiesen und Weiden und 30% auf Waldungen entfallen. Die ganze Gemeinde hat 279 Häuser mit 1785 Einwohnern, wovon auf Losenstein 118 mit 801 Einwohnern, auf Stiedelsbach 161 mit 984 Einwohnern entfallen. Sämmtliche Bewohner sind deutscher Nationalität und bekennen sich zur römisch- katholischen Kirche. Die Ausdehnung der Ortsgemeinde ist mit jener der Schul­ gemeinde gleich; der Pfarrsprengel Losenstein hingegen umfasst das Gebiet der Cataster-Gemeinden Losenstein, Stiedelsbach, Reichraming und Arzberg. Die Aus­ dehnung der Gemeinde längs der Enns betrügt 1 %, die größte Breite von Westen nach Osten 2 % Gehstunden. Das Terrain ist durchaus gebirgig. Hohe, steile Berge rücken bis an die Enns vor und verengen mit ihren Felswänden das Thal oft derart, dass an manchen Stellest der nöthige Raum für die Fahrstraße am rechten User und namentlich aber für die Schienenstraße am linken Ufer nur durch Felsensprengungen gewonnen werden konnte. Gegen Norden zieht sich unmittelbar von der Kirche weg der Kirchenberg (721 m), rechts von ihm ist der Gschwandtnerberg (740 m), im Osten von ihm befindet sich der Krestenberg (915 m), und im Südosten erbebt sich der 1181 m hohe Schieferstein, der höchste Berg in der Gemeinde, dessen iveit ins Land hinaus sichtbarer Felsengipsel int Bolksmunde der steinerne Jäger heißt, da er einem Manne mit einem Gewehre nicht unähnlich ist. Der vordere Theil des Schiesersteines heißt der Hackenstein. Zwischen dein Krestenberge und dem Schiefersleine befindet sich eine Einsattelung, das „Gschaid", welche als Übergang von Losenstein nach Großraming dient. Den west­ lichen und südwestlichen Theil am linken Ennsnfer nehmen der Grillenberg (751 m), der Reitnerkogl (916 m), und, von beiden durch den Hintsteingraben getrennt, der herr­ liche, aussichtsreiche Berg, die „Große Dirn", ein, dessen vorderer Theil der Schwarzkvgl genannt wird. Der Schieferstein, sowie die Dirn sind als lohnende Aussichtspunkte bestens bekannt und werden sehr häufig und gerne bestiegen. Die Wege zu beiden sind markiert, und ist jeder in 2 */* Stunden ohne besondere Anstrengung zu besteigen. Beim Schieferstein ist nur die letzte Stelle, der sogenannte „Jägersprung", einiger­ maßen gefährlich. Eine, wenn auch nicht großartige, so doch recht liebliche und lohnende Rundschau, besonders über den Ort und das schöne Thal gewährt unter andern schon die sogenannte „Holznerbank", 10 Minuten nördlich von der Kirche aufwärts aus dem Kirchenberge nächst Schossers Geburtshaus. Besonders muss aber auch die Ruine auf dein Schlossberge, 10 Mnuten vom Orte, als Aussichts­ punkt erwähnt werden. An Thälern finden sich aitßer dem Hauptthale der Enns im Gemeindegebiete noch vor das Thal des Stiedelsbaches mit dem Übergänge in den Pechgraben (zum Buchmonunrent), das Hintsteinthal mit dem Übergange nach Molln und das Lausabachthal. Ein Seitenthal des Hintsteinthales bildet den zur Enns ausmündenden, äußerst romantischen Klausgraben. Der Stiedelsbach entquillt den nördlichen Gehängen des Schiefersteines und ergießt sich, wie alle anderen genannten Bäche, oberhalb der Ruine in die Enns. In der Ortschaft Stiedelsbach befinden sich auch zwei nicht uninteressante Wasserfälle. Herrschende Winde sind der West- und Ostwind Gegen den Nordwind schützen die Berge. Hagelschlag kommt in der Gemeinde fast gar nie vor. Der Boden ist im allgemeinen fruchtbar, jedoch oft steinig und an den Berglehnen steil abfallend, somit meistens beschwerlich zu bearbeiten. Die Äcker bringen Roggen, Weizen, Hafer und Gerste, aber kaum zu zwei Dritteln des eigenen Bedarfes. Besser gedeiht das Obst, das meistens zur Most­ bereitung verwendet wird. Die Waldungen sind theils mit Buchen, theils mit Nadel-

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