Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

481 An der Straße, die von Lausa nach Großraming führt, ungefähr zehn Minuten vom Dorfe entfernt, liegt das Gut „Kogl." Es ist ein Schlösschen mit Wirtschafts­ gebäuden, aufgebaut an Stelle eines Bauernhauses von dem nun verstorbenen f. u. k. Oberst in Reserve, Freiherrn von Vogelfang. Zn dein Besitze gehörten ursprünglich an 200 Joch Grund, Wiesen, Äcker und Wald. Der Großtheil hievon wurde jedoch verkauft, so dass gegenwärtig nur der vierte Theil an Grund und Boden dazu­ gehörig ist. Nach Freiherrn v. Vogelfang, welcher viele Jahre mit Kogl verbrachte, wechselten die Besitzer ziemlich rasch. Es waren dies der Reihe nach die Herren i Josef Magerte, Karl Hesse, Karl Fiedler, Josef Altmann und der jetzige Besitzer Max Strobl v. Ravelsberg. Letztgenannter kaufte am Schlüsse des Jahres 1891 ein zweites, der Grundausdehnung nach ziemlich gleich großes Gut, die „Lederhub", dazu. Dieselbe liegt neben der Pfarrkirche, welche den Titel „zn Maria Himmel­ fahrt" trägt und auf Lederhubergrund aufgebaut wurde. 6. Kosenstein. Einer der lieblichsten und reizendsten Punkte des an Naturschönheiten so reichen Ennsthales ist das uralte Bergdorf Losen stein*), das so romantisch am rechten Ufer der tief unten brausenden Enns emporsteigt. Der Ort hat eine prächtige Umgebung; zu beiden Seiten der Enns ragen die Gipfel und Felsen des Gebirges empor, am linken Ufer vor allem die weithin ins untere Enns- und Donauthal schauende „Dirn" (1157 m), am rechten Ufer der pyramidenförmige prächtige Schiefer­ stein (1181 m), und ringsum an den Berglehnen bis in die Waldregion hinauf schaut das Auge grüne Wiesen, Obstgärten, Kornfelder und baumumschattete Bauern­ höfe. Was aber Losenstein noch einen ganz besonderen Reiz verleiht, der zu den Seltenheiten des unteren Ennsthales gehört, das sind die über den Ort und das grüne Gewässer der Enns auf schroffen Felsen sich erhebenden, malerischen und selbst in ihrem Verfalle noch großartigen Ruinen der einst mächtigen Burg Losenstein, der Wiege des edlen, gewaltigen, nun schon lange erloschenen Geschlechtes der Losen- steiner. Es ist diese Burgruine die einzige ans der ganzen Strecke des Ennsthales von Steyr bis Admont. Der Ort selbst liegt am Fuße des Schloss- und Kirchen­ berges 350 m hoch, begleitet langgestreckt das rechte Ufer des in die Conglomerat- felfett eingeschnittenen Ennsflusses und wird von der mit dem Flusse parallel laufenden Eisenstraße, die von Steiermark nach Steyr führt, in seiner ganzen Länge durchzogen. Die alterthümliche Pfarrkirche, um die sich einige Häuser zu einem niedlichen, mit Linden und wilden Kastanienbäumen bepflanzten und mit Ruhebänken versehenen schattigen Platze gruppieren, bildet den Mittelpunkt des Dorfes. Gegenüber der Kirche befindet sich der stattliche Pfarrhof, hinter ihr, durch den Schulgarten getrennt, das Schulhaus. Die Häuser liegen im allgemeinen zerstreut; jedoch befindet sich in der Nähe der Pfarrkirche eine Gruppe von 32 Gebäuden, von denen einige auf ein sehr hohes Alter schließen lassen, lvie z. B. das sogenannte ehemalige Posthaus (Gasthof zur alten Post) und das Wenk'sche Gasthaus am Fuße der Ruine mit seinen Erkern, von wo aus der Blick mit Wohlbehagen flussab- und aufwärts *) Urkunden buch von Obervsterreich: VI. 29t. — Pritz: Garsten - Gleink. 122. 123. — Geschichte von Steyr: 337. 338. — Geschichte von Oberösterreich: II. 491. 504. — Stiebe: I. 327. II. 234. — Czerny: Der zweite Bauernaufstand. II. 7. — Pillwein: II. 67. 374. — Schulchronik. 31

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