Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

480 u, zw. eines an der Ostgrenze gegen Großraming am Pechgrabenbache und eines eine Viertelstunde von Lausa, westlich an der Straße nach Losenstein. Erstgenanntes Werk ivurde jedoch im Jahre 1887 aufgelassen und verkauft. Der neue Besitzer, ein Bauer, brach alles, was an das Werk erinnerte, ab und errichtete statt dessen ein Gasthaus. Eine Kapelle steht als Überbleibsel in unmittelbarer Nähe des Hauses, in welcher einigemale des Jahres Gottesdienst abgehalten ivird. Etivas weiter gegen Großraming zu befindet sich ein Kohlenlager, auf dessen Ergiebigkeit man vor Jahren große Hoffnungen setzte. Eine nicht unbedeutende Anzahl von Arbeitern >var bereits beim Schürfe bethätigt. Der Pechgraben war von Sensen- und Kohlenarbeitern belebt, und die Bauern konnten die Producte ihrer Wirtschaften gut absetzen. Doch wehe! Die Kohlenschichten zeigten sich zu seicht, die Arbeit wurde eingestellt, die Leute zogen weg; das Sensengewerk wurde verkauft und abgebrochen, — öde und leer ist der Pechgrabeu. Das zweite Gewerke ist die k. k. priv. Sensen-, Sichel- imd Strohmesserfabrik von Franz Sonnleithner, welche im besten Gange ist. In diesem Gewerke sind ungefähr 30 bis 40 Arbeiter beschäftigt. Das Hauptabsatzgebiet für die Erzeugnisse daselbst ist Russland. Doch werden auch nach allen anderen Ländern solche versendet. An Sensen und Sicheln werden hier jährlich 100.000 Stück erzeugt. Der Bestand des Gewerkes datiert seit 1790. Der jetzige Besitzer, der dies Werk von seinem Vater übernahm, ist der vierte Gewerke aus der „Lichtl- mühle"; so der alte Haus­ name des Werkes. Über die Entstehung von Lausa liegen Urkunden nicht vor. Lausa unterstand dem Pfleggerichte und dem Pfarrherrn von Losen­ stein. Als infolge der blühenden Eisenindustrie an den Ufern des Lausa- baches nach und nach die Häuserzahl eine größere wurde und die Bevölkerungsziffer wuchs, wurde 1833 dem Orte der Bau eines Schulhauses — das jetzige Gemeindehaus — bewilligt, der Bau im folgenden Jahre begonnen und im Frühjahre 1835 vollendet. Bis dahin mussten die Kinder, deren Zahl damals 140 betrug, nach Losenstein in die Schule gehen. Im Jahre 1872 wurde die Schule in eine zweiclassige erweitert und am linken Ufer des Baches ein neues Schulhaus erbaut, welches 1874 bezogen wurde. Mittlerweile war die zweite Classe in einem gemieteten Locale untergebracht. Heute besuchen die zweiclassige Schule in Lausa 262 Kinder. Im Jahre 1839 erbaute man eine Kapelle, im Jahre 1864 den Pfarrhof und seit 1870 hat Lausa eine eigene Pfarre. In jüngster Zeit fasste man den Beschluss, einen neuen Kirchthurm zu erbauen. Im Jahre 1858 wurde Lausa zur selbständigen Gemeinde erhoben. Von 1861 bis 1893 war Franz Muckenhuber Vorsteher dieser Gemeinde. In Anerkennung seiner Verdienste wurde derselbe von Sr. Majestät mit denr goldenen Verdienstkreuze ausgezeichnet und die Gemeinde Lausa ernannte ihn zum Ehrenbürger. Als Früchte seiner Thätigkeit sind besonders zu verzeichnen: die Erbauung des Pfarrhofes 1864, die Pfarrerrichtung 1870 und der Bau der neuen zweiclassigen Volksschule 1874.

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