Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

476 von welcher aus man einen sehr schönen Ausblick genießt; oberhalb derselben sind die Brunnthaler Mauern. Beim Austreiben des Viehes aus die Almen werden an vielen Orten besondere Festlichkeiten veranstaltet und verschiedene Gebräuche eingehalten, was aber hier nicht der Fall ist. Jede Gattung Vieh wird, eigens aufgetrieben. Dafür wird aber das Abtreiben des Viehes von den Almen bei den Almbesitzern desto feierlicher gestaltet und namentlich dann, wenn während der Almzeit sich beim Vieh kein Unglück er­ eignet hat. Um Michaeli (29. September) wird das Vieh von der Alm getrieben. Wochenlang vorher werden schon Kränze gewunden und diese mit farbigem Papier und Flitterwerk geziert. Am bestimmten Tage bewegt sich dann der Zug ins Thal. Voran geht die beste und schönste und auffallend geschmückte Kuh, die „Glockenkuh", geführt von der „Halterin." Ihr folgt die „Glockenkalbin" und dieser der „Jodl" (Stier). Diese drei, welche hintereinander gehen, haben nebst den Kränzen noch ganze Turbane von gemachten Blumen auf ihren Köpfen. Ihnen folgen dann im Rudel, weniger geziert und ohne Glocken, getrieben von der „Schwaigerin", die übrigen Kühe und Kalbinnen und das Galtvieh. Darauf kommt der größte und schönste Ochs, der „Glockenochs", das Haupt mit Kränzen umwunden, geführt vom „Halter", und nach diesem die übrigen Ochsen und das Jungvieh, geführt von den „Knechten" des Hauses. Hinter ihnen schreitet der Bauer, dann folgt der mit Kränzen umwundene „Schmalzwagen", worauf sich die Gefäße mit dem gewonnenen Schmalze befinden. Nach dem Schmalzwagen treibt die „Kuchlin" (Küchenmagd) die grunzende und quiekende Schar der „Almsäue." Den Schluss des Zuges bilden Mägde mit Tragkörben, in welchen sich die „Säuerlinge" — eine gebackene fette Mehlspeise — befinden, die an die dem Zuge Begegnenden vertheilt werden. Die Bäuerin geht dem Zuge eine Viertelstunde Weges entgegen, reicht dort dem Vieh gesalzenes und mit Weihwasser besprengtes Brot, und schließt sich dann dem Zuge an der Seite des Bauern an. Wer immer an diesem Tage das Bauern­ haus betritt, wird reichlich mit „Säuerlingen" bedient. — Käserei wird im Gemeinde­ gebiete nirgends betrieben. Jagd und Fischerei geben zufriedenstellende Resultate. Was die Fischerei an­ belangt, so entnehmen wir dem erwähnten Urbare der Herrschaft Steyr vom Jahre 1424 folgende Notiz: „Im Amt Raumig sind vier Bauern, genannt die Ortner. Diese sind schuldig, so man auf der Schwarza und Reichenraming fischt, dabei zu roboten oder für den Tag 7 dl. zu geben. Die Robot soll jedoch nur geleistet werden, ivenn F. D. fischt, denn das Wasser gehört dem Pfandherrn und nicht dem Pfleger. Der Pfleger soll zu sein selbes Sachen auf die Urbarleut keine Robot legen, noch Ross von ihnen entlehnen, auch so oft sie in der Feldarbeit sind, zu der Robot nicht drängen, auch nicht mit unbilliger Robot, die sie zu thun nicht schuldig, beschweren." Die vier Ortbauerngüter führen jetzt die Namen: Lehner Nr. 2, Groß - Ortbauer Nr. 3, Klein-Ortbauer 9tr. 4 und Kogl Nr. 5. An nutzbaren Gesteinen und Mineralien kommen hier vor: der Sandstein, welcher zu Thür-, Fenster- und Stiegensteinen verwendet wird, und der Trümmer­ marmor, welcher theils zu Säulen, Becken und Bausteinen verarbeitet, theils zur Beschotterung gebraucht wird (Pechgraben, Großraming, Hintstein, Hornbachgraben). Gundaker von Starhemberg erlaubte um das Jahr 1240 dem Kloster St. Florian, in seinen Marmorbrüchen in „Hornpach bei Gavelintz" nach Bedarf zur Ausschmückung der Kirche in St. Florian Marmor brechen zu können. Wie aus dem bereits Ge­ sagten hervorgeht, giengen in der Folge die den Starhembergen gehörigen Güter in Hornbach an die Losensteiner über, welche dort ein eigenes Amt hatten. Von Brennstoffen findet sich eine glänzend schwarze harzige Steinkohle (Alpen­ kohle) vor, welche mit Sandstein und Mergel wechsellagert und in kleinen, oft kaum 1 m mächtigen Flötzen ansteht. Im Pechgraben-Bergwerk wurde dieselbe berg­ männisch gewonnen. 1836 begann hier „Lederer" aus Gaming mit 6 Personen aus Steinkohle zu graben. Später kam das Bergwerk in die Hände der Gesellschaft

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