Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

475 und wiesen ihm einen von der Herrschaft Stdyr im Jahre 1636 dem Hans Egger ausgestellten Verlassbrief vor, demzufolge zu dem Hammerwerke an der Ascha seit alter Zeit folgende Holzberge gehörten: der Holzort am „Krottenberg", beide Holz­ berge „am Gschwendt und Teuffenbach" und der „Kholschlag oder der Sulzgraben." Die genannten Holzberge bzw. Wälder wurden der Hauptgewerkschaft im Jahre 1665 verlassen unter der Bedingung, dass nach der Waldordnung vorgegangen werde und sie „darinnen keinen Prandt oder Gschwendt nit machen, noch auch mit Vieh betreiben und dadurch den nachwachs deß Jungen Holzes verhindern." Nebst dem Kohl- oder Waldzins musste jährlich zu „Vnserer Lieben Frauen Geburtstag" vom Krottenberg 4 Schlg., vom Holzberg am Gschwendt 4 Schlg. 6 Pfg., vom Teuffen- graben 2 Schlg. 2 Pfg. und vom Kohlschlag 2 Schlg. 2 Pfg. Verlassgeld gezahlt werden. — Das Hammerwerk an der Ascha wurde 1867, die zwei am Rodelsbach 1877 aufgelassen; letztere wurden in demselben Jahre und ersteres 1889 nieder­ gerissen. Zu erwähnen sind die im Gemeindegebiete vorhandenen, zur Holztrift erfor­ derlichen Thalsperren oder Klausen, so die große Klaus, die Schwarza-, die Pleissa- und die Hanselgrabenklaus. Das mit Hilfe dieser Klausen aus den Seitenthälern der Enns herausgeschwemmte Holz wird dann mittelst Flößen auf der Enns lveiter verfrachtet. Einem Urbare der Herrschaft Steyr vom Jahre 1424 zufolge kamen damals, abgesehen von dem Holz aus den herrschaftlichen Forsten, jährlich über 100 Flöße auf der Enns nach Steyr, von ivelchen jedes zehnte der Herrschaft zukam. Auch wurden und iverden jetzt noch auf der Enns große Mengen Schiffbauholz verführt. Der Weg durch den Pechgraben wurde über Bericht der Schiffmeister Wolfgang Hopfen und Leopold Koller wegen Gewinnung von Schiffbauholz int Jahre 1586 angelegt. Getreide wird wenig gebaut, da die Bodenbeschaffenheit und die Bodengestal­ tung hiezu lvenig geeignet ist; hingegen ist die Viehzucht bedeutend, und die Bienen­ zucht ist im Aufblühen begriffen. Wie in allen Gebirgsgegenden, so wird auch hier das meiste Vieh während der Sommerszeit zuerst auf die niedriger gelegenen Hut­ weiden und später auf die Almen getrieben. Da aber nicht jeder Viehbesitzer eine Alm sein eigen nennt, so wird das Vieh auf fremde Almen geführt und dafür den Besitzern derselben ein im vorhinein bestimmter Betrag, das „Verlassgeld", gezahlt. An einem vorher bekannt gemachten Sonntage kommt der Almenbesitzer mit den Viehbesitzern in einem Gasthause zusammen, wobei letztere die Zahl der auszutrei­ benden Stücke angeben, und das Verlassgeld entrichten. So hält der Marbachler immer seinen Verlasstag am 2. Sonntage im Monate Mai in Schwaigers Gasthaus, wozu Bauern aus Großraming, Reichraming, Lausa, Neustift und Kürnberg er­ scheinen. Bei ihm beträgt das Verlassgeld für einen Ochsen 5 fl., für eine Kuh 4 fl. und für ein Pferd — denn auch solche iverden auf die Almen getrieben — 15 fl. Auf seiner Alm, der Ebenforsteralm, weiden jährlich über 150 Stück Vieh. Die Besucher dieser Alnt können den Sommer hindurch täglich den interessanten Anblick genießen, zahlreiche Hirsche unter dem Almvieh weiden zu sehen, ivelche nicht sonder­ lich scheu sind und den Zuschauer ganz nahe an sich herankommen lassen. Auf die Almen im Pleissaschlag und am Anlaufboden, ivelche dem k. k. Reli- gionsfonde gehören, ivird ebenfalls viel fremdes Vieh aufgetrieben, jedoch nur Ochsen und Galtvieh (nicht mehr trächtige Kühe). Der Verlasstag hiefür wird bei der k. k. Forstverwaltung in Reichraming am 1. Mai abgehalten, und beträgt das Verlassgeld per Stück 7 fl. Auch die Herrschaft Steyr hat hier mehrere Verlassweiden, für welche der Verlasstag am 24. oder 25. April abgehalten ivird. Für die der Herr­ schaft gehörende Alm mit Ebenforst hat der Pächter einen jährlicheit Pauschalbetrag von 300 fl. an das Ober-Forstamt zu zahlen. Geht man von Großraming nach Rodelsbach und besteigt den am linken Ufer des Baches befindlichen Ausläufer des Fahrenberges, welcher gegen die Enns zu ab­ fällt und vom Volke „Ennsberg" genannt wird, so kommt man zur Habichler Alm,

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