Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

469 Die Notiz bei Hoheneck (III. 368. 369), dass Berthold von Losenstein im Jahre 1349 die Kirche am Heiligenstein erbaut habe, bezieht sich nicht auf unser Sebalduskirchlein, sondern auf die ehemalige Kirche in Stein bei Gleink, nördlich von Steyr. Sicher ist, dass die Kirche am Heiligenstein unter dem Abte Florian I. von Garsten (1399—1419) hergestellt und 1413 vom Passauer Weihbischofe Andreas eingeweiht wurde. — Im Jahre 1626 hielten sich hier mehrere Bürger aus Steyr aus, die von dort wegen der rebellischen Bauern geflüchtet waren. Die jetzt noch gut erhaltene Kirche hat ein aus drei Jochen bestehendes Schiff von 12 m Länge und 10 m Breite mit schönem Netzgewölbe, dessen Rippen sich an die vier kapital- losen, achteckigen Pfeiler anschließen, während dieselben an den Seitenschiffmauern durch runde, mit Portalen und Schlussrosetten versehene Consolen getragen werden. Die kleine, aus fünf Seiten des Achteckes gebildete Altarnische ist mit einem Stern­ gewölbe geschlossen. Links davon befindet sich die Sacristei, rechts davon ein Thurm, dessen oberer Theil einer späteren Zeit angehört Das erste Schiffsfeld ist in der ganzen Breite der Kirche durch eine von reichem Netzgewölbe getragene Orgelbühne unterbrochen. Bor der westlichen Schiffsmauer befindet sich eine mit Holz gedeckte, niedere Vorhalle zum Schutze für die Wallfahrer und unterhalb derselben ein mit drei Kreuzgewölben versehener kapellenartiger Raum, ivorin ein Altar steht. Die zweitheiligen sechs Schiffsfenster haben noch ihre alten Maßwerke, und in einem der Fenster sind noch zwei Flügel der alten Glasgemälde vorhanden, welche Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi tragen. An zwei der schlanken Pfeiler sind die alten Statuen des hl. Antonius und des hl. Leonhard angebracht. Ist schon der altersgraue und schöne Bau dieses Kirchleins mit Rücksicht auf die Legende andacht­ erhebend, so gewinnt das Ganze noch durch die einsame Lage auf der luftigen Höhe des Felsenvorsprunges, wo die herrliche Aussicht in die weite Ferne auch das Gemüth des Nichtwallsahrers zum Himmel erhebt. An der steil abfallenden Südseite des Berges befindet sich eine Kapelle, welche den Ort bezeichnet, an welchem der hl. Sebaldus als Einsiedler gelebt haben soll. Eine hölzerne Statue desselben ruht hier in einer Felsenhöhle. Heiratslustige Mädchen kommen hieher, um die Statue zu heben; gelingt es, so ist dies ein sicheres Zeichen, dass ehestens ein Mann die glückliche „Heberin" in den Hafen der Ehe geleiten werde. 3. Großraming. Großra.ming*) ist ein Gebirgsdorf zu beiden Seiten der Enns, welche das­ selbe in der Richtung von Ost nach West durchfließt. Die Gemeinde Großraming hat einen Flächeninhalt von 10771 5368 ha und 354 Häuser mit 2516 Einwohnern. Sie wird am rechten Ufer der Enns im Osten von den Gemeinden Weyer, Gaflenz und Neustift, im Norden von Neustift und St. Ulrich, im Westen von Lausa und Reichraming begrenzt' am linken Ufer der Enns int Osten und Süden von Weyer und im Westen von Reichraming. *) Urkundend uch von Oberösterreich: I. 118 — 181. II. 116—695. III. 33. 121. — Prih: Garsten-Gleink. 125.*— Pillwein: II. 313 — 316. 463. -- Dalla Torre: Geologische Skizzen. — Ergänzungen zum Diöcesan- blatte: II. 63. 70. — Pfarrchronik. — Schulchronik. — Hauer und Hörnes: Berichte. — Urbar der Herr­ schaft Steyr vom Jahre 1424, fol. 394. 420. — Urbar der Herrschaft Gschwendt. — Stadtarchiv von Steyr: Nr. 4414. — Drei Recurse der Herrschaft Steyr wegen Bcrlasswaldungen: p. 205 219. 226. 232. — Kümmel: Die Anfänge deutschen Lebens in Österreich, 163.

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