Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

4 Ii 7 Es wurde daher zwischen der Pfarre Gaflenz und den dortigen Unterthanen ein Vertrag geschlossen, demzufolge die Pfarre den sämmtlichen Unterthanen alle Zug- und Handroboten, die sie vorher in natura zu entrichten gehabt hatten, nachließ; hingegen hatten die Unterthanen der Obrigkeit die alten Geld- und Küchen-Natural- gaben, dann die Zehente nach wie vor zu entrichten. Dabei hatten sie für jeden Robottag, der in Ackern bestand, 30 kr. und für jeden Handrobottag, an dem sie sich bisher ans jedesmaliges Verlangen zu was immer für einer Arbeit gebrauchen lassen mussten, 6 kr. als jährliche Robot-Reluition zu vergüten und auf das bis­ herige Robotbrot, Kost, Trank oder bares Geld zu verzichten. Rach dem damals entworfenen Dominica! - Grundabgabenbuche hatten die Pfarrunterthanen zusammen an alten Geldgaben 28 fl. 7 kr., an neuer Robotreluition für 5 Zug- und 23 Hand­ robottage 4 fl. 48 kr. zu bezahlen und 8 Hennen und 120 Stück Eier der Obrigkeit jährlich abzuführen. Die Zehentleistungen geschahen beim Urbaramte in Weyer und mussten zu Georgi (24. April), zu Michaeli (29. September) und Martini (11. November) geleistet werden, daher sie Georgi-, Michaeli- und Martinidienst genannt wurden. Dazu kam noch die Landsteuer. Diese dem Unterthünigkeitsverhältnisse entsprechenden Geldgaben wurden im Jahre 1851 abgelöst, d. h. der Besitzer eines Gutes hatte ein diesen Gaben entsprechendes Capital zu erlegen, wodurch sein Gut von diesem Verhältnisse befreit wurde (Grnndentlastung). Die Grundsteuer, eingetheilt in Ordi­ narium und Zuschuss, und die Häusersteuer musste vor der Ablösung an jedem 15. der Monate Jänner, April, Juli und October an das Pfleggericht in klingender Münze abgeliefert iverden. Unter Kaiser Josef II. wurde 1785 die Schule in Gaflenz errichtet. Als Schulhaus diente das Erdgeschoss des jetzigen Armenhauses (Nr. 30, Markt). Als erster Lehrer scheint auf Klemens Franz. Seit 1530 ist die Schule zweiclassig. Das jetzige Schulhaus wurde iin Jahre 1854 gebaut. 1878 wurde für die Mädchen der Handarbeitsunterricht eingeführt, 1891 ein gewerblicher Fortbildungsunterricht eröffnet. In demselben Jahre entstand auch eine Suppenanstalt für entfernt wohnende und arme Schulkinder, und seit 1890 besteht im Orte eine freiwillige Feuerwehr. Das alte Schul- und Messnerhaus wurde im Jahre 1854 vom damaligen Cooperator Peter Leibetseder um 400 fl. ö. W. angekauft, der es verlängern und um einen Stock erhöhen ließ, und es sodann der Gemeinde als „Versorgungshaus" für arme und zur Arbeit unfähige Bewohner der Gemeinde widmete. Der am 18. Jänner 1856 verstorbene Pfarrer Konstantin Zwirtmavr stiftete 6000 fl. C.-M. zu demselben. 2. Heiligenstein. Ein von Gaflenz ans gern besuchter Punkt ist der Berg „Heiligenflein" (782 in)*), dessen Haupt mit einem alten gothischen Kirchlein geschmückt ist. Heidenthum und Christenthum haben sich hier die Hand gereicht und mit ihrer Sage seit jeher diesen Berg belebt. Wohl sind sie schon verblasst die Sagen vom römischen Feldherrn Flavius, der auf diesem Berge einen Opferstein errichtete und den Bewohnern des Olymps, wie denen des Hades opferte. Gar früh schon belebt aber auch die christliche •) Urtunben6uit) von Cberöftcmidj : III. 88. 542. — Urknndcnbuch von Steiermark : I. 645. — Hoheneck: III. 568. 569. — Pritz: Garsten-Glcink. 128. 129. — Mittheilungen der Central-Commission : 1884. 30 *

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