Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

466 größert und zu einem prachtvollen Sommerheim — Thalhof genannt — umge­ staltet wurde. Im Jahre 1529 durchzogen einzelne Horden von Türken plündernd und mordend das Thal. Die hiesigen Bewohner erbauten an der ober- und niederösterreichischeu Grenze östlich von Oberland, dort wo das Thal am engsten ist, einen mächtigen Erdwall, der das Thal absperrte und „Türkenschanze" genannt wurde. Im Jahre 1532 wiederholten sich die Einfälle. Gaslenz gieng in Flammen auf; ein gleiches Schicksal erlitt Weyer. Doch dies blieb nicht ungerächt. Hatten die Türken schon einen bitteren Feind an der „Schneide" der Waidhofner Sensen gefunden, so lernten sie zwischen Weyer und St. Gallen in der Sattelhack die Gaflenzer und Weyrer Schützen kennen. Wenige Türken entkamen. Auch 1683 wollten die Türken durch das Gaflenz- thal nach Steiermark einbrechen, doch wurden sie bei Waidhofen geschlagen und der fliehende Rest in der Nähe von Gaflenz an der Grenze des Gemeindegebietes bei der „Schanze" gänzlich niedergemacht. Heilte ist die Schanze von der Landstraße und der Eisenbahn durchfurcht. Roch einigemale sollte das friedliche Thal durch das Klirren der feindlichen Waffen erschreckt werden: am Christfeste des Jahres 1800 durchzog es der Franzose, und 1805 und 1809 lud er sich abermals zu Gaste. Seit dieser Zeit durchzog kein Feind mehr diese Gefilde. Die Kirche zu Gaflenz erstand im Jahre 1464 neu und in schönerer Form und ivurde vom Passauer Weihbischofe mit 22. Juni sammt folgenden Altären con- secriert: im Presbyterium der Altar des hl. Andreas, rechts jener der hl. Margarete, links der der hl. Alaria mit dem Jesuskinde, dann der Altar der Heiligen Christoph und Georg, und in der Kapelle der des hl. Veit. Auch hier hiengeu viele der protestantischen Lehre an, und der Pfarrer Anton Prundorfer, der 1559 zum Abte von Garsten erwählt lvurde, trug dieselbe öffent­ lich vor und verehlichte sich; doch kehrten später wieder alle zur katholischen Reli­ gion zurück. Im Jahre 1842 wurde die Emporkirche gebaut. Um einige Kirchensitze zu gewinnen, wurde damals die schöne, von gothischem Gewölbe getragene Orgelbühne durchschlagen und dafür ein ebener Bretterboden eingesetzt. Die Orgel, ein Werk Chrismanns, wurde 1852 mit dem Spieltische nach vorne gerückt. Bon 1889 bis 1892 wurden in der Kirche umfassende Restaurierungen vorgenommen. Es lvurden sämmtliche Fenster mit Glasmalereien versehen. Eines spendete die Gemeinde Gaflenz, eines Franz und Maria Heuberger und eines die vier Forsterkinder aus Oberland. Im Jahre 1889 wurde ein neuer gothischer Seitenaltar, 1891 die Kanzel und 1892 der Hochaltar aufgestellt. An der Fayade der Kirche befindet sich ein alter Grab­ stein aus rothem Marmor mit der Inschrift: „Hie leit der erber Peter Mevrl vorster dem got genad vnd gestorben an dem tag fand Pauls Bekehrung anno m°cccc°Lii vnd sein drei hausfraven und seine Kind." Darunter ein Schild mit seiner Hausmarke. Als Filialkirche gehört zu Gaflenz das Kirchlein am Heiligenstein, in welchem siebenmal im Jahre sonntäglicher Pfarrgottesdienst abgehalten wird. Ferner befindet sich in der großen Bretboding in der Ortschaft Großgschnaidt die mit Messlicenz versehene Zöttl'sche Kapelle. Bischof Gregorius Thomas von Linz bewilligte im Jahre 1851 dem Stephan Zöttl die Widmung eines Raumes in seinem Hause zu einer öffentlichen Kapelle, die 1852 eingeweiht wurde. Später erbaute er eine eigene Kapelle, die 1859 vollendet wurde. Die erste Messe wurde in ihr am 6. October 1860 gelesen, nachdem Bischof Franz Josef Rudigier am 20. September 1860 die Licenz hiezu ertheilt hatte. In der in der Ortschaft Neudorf befindlichen Kapelle wird ebenfalls hie und da Messe gelesen, doch wird vom Psarramte eine gütige Messlicenz angezweifelt. Nach der kaiserlichen Entschließung vom 10. Hornung 1783 sollten die bis dorthin bestandenen Roboten, welche den geistlichen Stiften, Klöstern, Pfarren oder Gemeinden gehörten, aufgehoben und in andere Schuldigkeiten verivandelt werden.

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