Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

461 Klage, dass die Hammermeister die Preise ungebürlich erhöht hatten, daher sie, wenn keine Abhilfe käme, geneigt wären, ihre Werkstätten zu schließen, was auch einige wirklich thaten. Sie erhielten die Zusicherung einer Herabsetzung der Stahl- und Eisenpreise, aber auch den ernsten Auftrag, ihre Werkstätten wieder in Betrieb zu setzen, da eine Schließung derselben einer Auflehnung gegen die Obrigkeit gleichkäme und als solche bestraft werden würde. Kaiser Ferdinand II. gab sich viele Mühe, diesem für Österreich hochwichtigen Industriezweige der Eisen- und Stahlwaren - Erzeugung wieder aufzuhelfen. Er entsendete im Jahre 1625 eine große Eisencommission nach Eisenerz, wozu alle Betheiligten berufen wurden, und gründete man damals die „Innerberger Haupt- gewerkschaft." Den Meistern des Klingenschmied- und Schleifer-Handwerks in der „Rüming und Thanpach" verlieh Kaiser Ferdinand im Jahre 1629 einen neuen Jnnungsbrief, der in der Lade hinterlegt ist. Eine geraunte Zeit später kamen die Messerer in Steyr mit den Schleifern in der Raming in Streit, weil letztere viele Klingen durch Heißschleifen, wodurch sie ihre Härte verloren, verdarben, aber in keiner Weise Schadenersatz leisten wollten, welche Angelegenheit im Jahre 1645 ausgeglichen wurde. Aus einem anbereit Decrete der Eisenobmannschast geht hervor, dass auch die Klingenschmiede von den Messerern in den Preisen so gedrückt wurden, dass manche Schmiede sich weigerten, weiter zu arbeiten. Aber schnell erschien ein Erlass des Eisenobmannes, welcher den Schmieden bei einer Strafe von 500 Ducaten befahl, die Arbeit wieder aufzunehmen, und wurde in dieser Angelegenheit int Jahre 1668 ein gütliches Übereinkommen getroffen, und zeigte sich nun das allseitige Bestreben, die Stahl- und Eisenproduction nach Möglichkeit zu heben. Das zeigte sich sogar bei den Klingenschmiedgesellen, welche in einer Versammlung auf der Herberge in der Stögertaverne ihre Hand- Werksvorschriften freiwillig erneuerten und verschärften. Die Pest im Jahre 1713 machte in Steyr und Umgebung aller Arbeit auf geraume Zeit ein Ende, so dass bei den Schmieden zur schweren Heimsuchung durch die furchtbare Krankheit auch Verdienstlosigkeit und Noth trat. Die von Kaiser Karl VI. int Jahre 1732 erlassene General - Handwerksordnung wurde zwar von den Raminger Schmieden angenommen, doch wollten sie jene Artikel, die in der Generalordnung allgemein gehalten waren, den localen Erfordernissen anpassen, weshalb die Meister einen Entwurf ausar­ beiteten und an allerhöchster Stelle — jedoch ohne Erfolg — unterbreiteten. Die Zeit von 1820—1850 war den Messerschmieden in der Raming recht günstig, denn es gab viele Arbeit und sehr guten Verdienst. Die einzelnen Meister konnten den reichlichen Bestellungen oft nicht nachkommen, lirtb um das Jahr 1830 kam es öfter vor, dass die Messerer den nach Steyr kommenden Schmiedfrauen auf der Enns­ brücke vorpassten, um ihnen auf dem Wege in das eigentliche Verkaufslocale im Bürgerspital die fertige Arbeit abzulausen, wobei einer den andern im Preise über­ bot, die Klingenschmiede aber ihre gute Rechnung fanden. Da klopfte und hämmerte es im ganzen Ramingthale bis hinan zum Damberg von 4 Uhr früh bis 7 Uhr abends mit Emsigkeit und großem Fleiß. Ja, fleißige und sparsame Gesellen arbeiteten noch bis spät in die Nacht hinein für „Trinkgeld", welches als Sparpfennig fürs Alter hinterlegt tvurde, obgleich die Schmiede auf gutes Essen und Trinken immer viel hielten bis zur Stunde, obgleich jetzt die Zeiten ganz anders sind. Und lvie die Schmiede gut lebten, so nahmen baran auch alle Handwerksleute und Bauersleute theil. Wie lebhaft gieng es auf der Straße nach Steyr zu, wo ein Kohlen-, Holz- und Steinfuhrwerk dem anderen folgte. Dazu Frauen mit Kops- und Jungen mit Buckelkörben, die bei jedem Schritte krachten vor schlverer Last der eingepackten Stahl- und Eisenwaren. Der Verkehr aus und in die Raming lvar so lebhaft, dass die Landbauern mit geheimem Neide die Raming den „Leirergraben" nannten. Mit Leirer bezeichnet aber der Volksmund ruhelose Seelen. In den früheren Zeiten waren nicht bloß am Ramingbache, sondern auch im Kollergraben, zu Ebersegg und am Steyrerwege viele Klingenschmiede haussässig; ihre Häuser tragen zwar noch den

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