Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

460 mehrere Messerfchmiedfamilien aus Schwaben, in Kleinraming einwanderten, unter denen sich die Vorfahren der Familien Schoiber, Bächler, Spring, Hörmgnn u. a. befanden. Die S choiber siedelten sich im Aiistlgraben, die Spring in der Bischofs­ taverne und die Bächler am Großstaudigl an, und nun pochte es hier mächtig in den Scbmieden der Schwaben und Nichtschwaben, Nicht nur über schlechtes, auch über zit wenig beigestelltes Frimmzeug und über das arge Missverhältnis zivischen Warenpreis und dem der Materialien wurden nun Klagen laut. Solch einen Klagebrief überreichten die Raininger und Dambacher im Jahre 1544 dem Vogte und Burggrafen zu Steyr, Adam Hofmann Freiherrn zu Grünbühel und Strechau, Es wurde ivohl 1553 ein Vergleich zwischen den Klingenschmieden und Messerern zustande gebracht, der aber zu keinem dauernden Frieden führte, 9htr zu bald brach der alte Zank lvieder aus und wurden die wechselseitigen Klagen so zahlreich, dass eine eigene Commission zur Prüfung aller Beschwerden, deren Abstellung und Wiedervereinigung der Streitenden eingesetzt wurde. Im Jahre 1560 wurde sodann von den Werkstätten Raming, Waidhofen, St, Pölten, Steyr, Wels, Steinbach, Dambach, Schleißheim und Enns eine neue Handwerksordnung aufgestellt, und von Kaiser Maximilian II. im Jahre 1573 bezüglich der wichtigsten Streitpunkte Entscheidungen getroffen. Die Handwerks­ ordnung von 1560 wurde 1577 erneuert. Vom Jahre 1580 liegt eine Urkunde vor, den Process der Messerer von Steyr und der Klingenschmiede von Raming betreffend. Die ersteren beschuldigten die letzteren, dass sie schlecht arbeiten, die Schleifsteine nicht in Ordnung halten, den Lohn immer steigern, Zwischenhandel treiben, ihre Verleger außeracht lassen oder wechseln u. dgl. Rach den Verordnungen von 1553 und 1573 halten sie sich schon gar nicht mehr, und „dass Raming und Steyr ein Geschäftshandel sei", betrachte man als abgekommen. Fünf Jahre später wollten sich die Klingenschmiedmeister in Dambach von der Raininger Innung unabhängig machen und verfassten eine Handwerksordnung, welche von sämmtlichen Meistern, deren es damals in Dambach 87 gab, während Raming nur 66 zählte, unterschrieben war. Gegen dieses Beginnen erhoben sich die Raininger Bleister in einer beim Vogte und Burggrafen überreichten Gegenvorstellung und die Trennung unterblieb, 9hm stetigen die Dambacher an, ihre Klingen größer und schwerer, als es die Vorschrift erlaubte, zu machen, um auf diese Weise den Meistern in der Raming ihre Abnehmer ivegzulocken. Der hierüber entstandene Streit gelangte bis vor Kaiser Rudolf II., der im folgenden Jahre Bestimmungen über die Schwere der Modi und die auf die Erzeugnisse auszuschlagenden Zeichen traf, uni) int Jahre 1588 wurden zwischen den Klingenschmieden, Schleifern und Blesserern neue Verträge abge- sasst und vom Eisenobmanne Christoph Strutz in Steyr bestätigt. Im Jahre 1507 ließen sich dann die Klingenschmiedgesellen vom Vogte und Burggrafen Ludwig von Starhemberg ihre Privilegien erneuern, 9lachdem seitens der Dambacher Meister neuerliche Verletzungen der Handwerks- ordnnng vorgekommen waren, so wurde in einer Versammlung des Jahres 1605 bestimmt, dass von nun an jede Übertretung der behördlich bestätigten Handwerks- artikel unnachsichtlich mit einer Poen von 32 Mark bestraft werden solle. Doch auch das nützte nichts, und musste 1608 der Zechmeister der Dambacher Werkstätte, Georg Ebner, zur Einvernehmung nach Steyr durch den damaligen Eisenobmann Georg Adler citiert werden. Die sogenannte Eisencommission, an deren Spitze der Obmann stand, von lvelcher man sich für die Hebung der Eisenindustrie sehr viel versprochen hatte, bewährte sich leider nicht; dazu kamen die Unruhen und Wirren der Reformation, denen sich auch viele Schmiede, Dlesserer und Klinger anschlossen. Als hierauf die Gegenreformation begann und manche Eisenarbeiter die Lehre Luthers nicht lassen wollten, mussten sie das Land verlassen. Auf solche Weise waren schon 1600 11 steirische Hammerwerke eingegangen und erlitt die Eisenindustrie einen ungeheuren Schaden, Im Jahre 1612 führten die Klingenschmiede bei den Landständen in Linz

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