Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

456 von Garsten einige seiner Unterthanen, die zum Bunde gehörten, einsperren ließ. Sogleich aber zogen 300 Verschworene nach (barsten und drohten mit Mord und Brand, tvenn ihre gefangenen Mitbrüder nicht losgelassen würden, und musste der Abt ihrem Begehren willfahren. Im December 1596 lagerten 5000 aufständische Bauern aus Unterösterreich am Wachtberge auf der Raming, aber strenge Kälte zwang sie zum Abzüge. Bei Behamberg lagerte damals Wolf Prunnenroidter mit einer Schar Bauern aus den oberösterreichischen Pfarren jenseits der Enns. Er hatte von Tasch, dem Anführer der vor Steyr liegenden Aufständischen, den Befehl erhalten, am Ufer der Enns aufwärts zu ziehen, über den Fluss zu setzen, vor das Kloster Garsten zu rücken und den Prälaten „um Hilfe zur Abhandlung" anzusprechen. Im Jahre 1627 wurden die lutherischen Prädicanten abgeschafft und das Ramingthal tvieder katholisch gemacht. Als damals die Pest ausbrach, legte man bei der ehemaligen Bandlstiege, in der Nähe der Kellau zu Ramingsteg einen Pestfriedhof an, dort, wo noch die steinerne Säule steht. Im Jahre 1634 herrschte wieder die Pest. Man begann damals den hl. Sebastian und den hl. Rochus zu verehren und ivurde zu jener Zeit die Sebastiani-Bruderschaft gegründet. Das letztem«! wüthete die Pest im Jahre 1713. Am 9. August 1680 ritt Kaiser Leopold I. von Stadt Steyr aus auf den Dumberg und nahm auf dem höchsten Theile des Bergrückens sein Mittagmahl ein. 1683 zogen viele Raubscharen der Türken mordend und plündernd im Lande herum. Zur Abwehr wurden bei der Fischhub am Ramingsteg die alten Verschanzungen wieder hergestellt, Laufgräben aufgeworfen und ein starker Pallisadenzaun erbaut. Doch wurde Wien entsetzt und die Türken geschlagen, seit welcher Zeit Österreich von ihren Einfällen befreit ist. Am 26. September 1732 war Kaiser Karl VI. zu Garsten und ritt auf den Damberg zur Jagd. Die Berghöhe wurde mit einem Zaune eingefriedet und inner­ halb derselben Hirsche, Rehe, Füchse u. dgl. zusammengetrieben. Der Kaiser und die Cavaliere sprengten zu Pferde dem Wilde nach, um es zü erlegen, daher der Name „Rennweg." Am 31. December 1741 kamen im Erbfolgekriege bairische Truppen nach Steyr. Als sie hörten, dass beim Hausmann in der Raming 15 kaiserliche Husaren einquartiert seien, ließ sich eine Compagnie durch einen Verräther in die Raming führen Als die Husaren von dem anrückenden überlegenen Feinde hörten, zogen sie sich in den Kollergraben zurück. Nur ein kranker Husar, der seinen Kameraden nicht folgen konnte, wurde von den Baiern gelobtet. —Im Jahre 1780 fieng der Besitzer des Spirshauses, namens Wörtner, an, sein Haus zu vergrößern. Als er hiezu bei der Hausthüre den Berg abgrub, um einen ebenen Bauplatz zu gewinnen, wurden etliche Thongefäße mit Gold- und Silbermünzen gesunden. 1805 besuchten die Franzosen auch die Raming und verübten manche Greuelthat. Noch ärger trieben sie es aber 1809. Der Klein- und Großkollergraben waren voll von Flüchtlingen. Der durch den gefundenen Schatz reich gewordene Hausbesitzer, Wörtner am Spirsgute, ivurde mit gebundenen Füßen am Ofengeländer der eigenen Wohnstube ausgehängt. Eine Glutpsanne wurde unter seinen Kopf gestellt und ihm gedroht, Pulver hineinzuschütten und ihn in die Luft zu sprengen, wenn er nicht Geld herbringe. Bei dieser Drohung stieß ein Franzose sein Gewehr so heftig zu Boden, dass es sicki entlud und die Kugel seinen Arm durchbohrte. Während die Kameraden den Verwundeten zum Brunnen brachten, gelang es Wörtner, sich los zu machen und in den nahen Wald zu entkommen. Die feindliche Kugel, welche sich in die Zimmerdecke einbohrte, ist heute nocb zu sehen. Am Deißenbache schlug der eben im Stalle beschäftigte Bauer zwei feindliche Soldaten mit einer großen Mistgabel in die Flucht. Französische Musketen, Helme, Säbel und andere militärische Ausrüstungsgegenstünde fand man zu Anfang der 40 er Jahre noch hie und da als Erinnerung an jene traurige Zeit. Die Schule Kleinraming stammt aus Kaiser Josefs II. Zeilen. Seit 1784

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