Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

455 Nach der Völkerwanderung erstreckten die Mönche von Niederaltaich ihre Wirk­ samkeit der Raming entlang bis zum Spadenberg, Freithofberg und gegen Waidhofen an der 2)bb3. Die erste Missionskirche war Haag, später folgten dann Behamberg und Nürnberg. Otakar L, Niarkgraf von Steyr, gründete um 1060 in der Nähe von Steyr das Kloster Garsten, nnd Bischof Altmann von Passau trat im Jahre 1082 die Pfarre Garsten an Otakar II. ab, der dieselbe dem Kloster übergab, und erhielt dafür die Pfarrkirche Behamberg. Das Kloster Garsten wurde zuerst regulären Canonikern übergeben, unter Otakar II. zogen jedoch um 1107 Benedictinermönche aus Göttweih ein. Dieser schenkte auch dem Kloster die ganze Gegend 'am Raming­ bache nebst dem Walde „Tannberg", doch die Jagd und Fischerei behielt er sich vor. 1150 empfieng der Garstner Klostervogt zu seiner Entlohnung den Zehent aus der Gegend von Ramingsteg. Unter der alten Linde in der Steinivend sollen in alter Zeit die Gerichtsverhandlungen abgehalten worden sein. — Im Jahre 1155 verlieh Bischof Konrad von Passau den halben Zehent bei Behamberg am rechten Ufer der Raming dem Stifte Seitenstetten. Die Grenzen dieses Bezirkes wurden folgender- maf;eit bestimmt: Der „Pretebach" (Ober- und Unterbrettbach), die „Erlach", der Friedhof in „Haderichshouen", der Fußweg über die alte Steyrer Straße zur „Ru­ binicki" (Ramingbach) und diese selbst. Papst Urban III. bestätigte diese Schenkung im Jahre 1186 dem Stifte Seitenstetten. Die Mönche von Garsten beschäftigten sich nicht bloß mit Seelsorge, sondern sie legten selbst Hand an bei Urbarmachung des Bodens und Ausrodung der Wälder in ihrer Pfarre. In Ebersegg wurden die Wälder gerodet und eine Hofstatt um die andere hergestellt. Im Häuserverzeichnisse von Kleinraming wird das jetzige Gasthaus „Nester­ mühle" als Nestermühle „Hofstatt" angeführt. Auch die Köhler und Holzknechte im Koller- graben legten sich Wiesen und kleinere Felder an. Man nannte diesen der Cultur neu erworbenen Strich Landes das „Neugereite", woran die Namen „Brunnreith" „Reit- itcv", „Reiterer", „Bürenreith", „Bubreithner", „Reithuber" und „Riedhos" erinnern. Uber den Zehent dieses Neugereites entstand zwischen dem Bischöfe Gebhard von Passan und dem Kloster Garsten ein Streit, doch wurde 1230 und 1235 dem Kloster bestätigt, dass es den Zehent zwischen der oberen und unteren „Rubinicha" (Groß- Raming oder Neustifterbach und Klein-Raming) rechtlich beziehe. Die Gegend am Ramingbache kam unter Friedrich, Abt von Garsten, 1261 zum Amte Neustift. 1336 kamen große Heuschreckenschwärine und fraßen auf Feld und Bäumen alles aus. 1349 trat die Pest auf. 1364 schenkte Gottfried von Sinzenberg dem Kloster Garsten seinen Hos in der Au bei der Raming. Dieser Hof stand auf der Anhöhe südlich von der Nestermühle. Die Straße führt über den Platz, wo sich einstmals der Hos in der An erhob. 1367 verlieh Nikolaus, Abt zu Garsten, eine Hube in der Raming Konrad dem Reußen, die nach ihm dann Reußberg genannt ivurde. Im Jahre 1404 richteten zur Sommerzeit die Regengüsse großen Schaden an. Die Hochwässer zerrissen die Straße an mehreren Orten, z. B. beim Kimperger- schmied; an anderen Stellen, z B. beim Klingenmayr, bei der Augustinmühle war sie tagelang überflutet, so dass aller Verkehr unterbrochen war. Im Jahre 1492 bestimmte Kaiser Maximilian I. den Ramingbach von seinem Ursprünge bis zur Enns zur Landesgrenze. Am 8. September 1529 erschienen die Türken auch im Ramingthale und die von ihnen in Brand gesetzten Häuser und Bauerngehöste kündeten weithin die Ankunft des schrecklichen Feindes. Die Bewohner der Raming hatten sich jedoch größtentheils in die Wälder geflüchtet. Seit dem Jahre 1520 gab es in der Raming zahlreiche Lutherische und bestä­ tigen die Garstner Urkunden, dass sich die Raminger den aufständischen Bewegungen zu Ende des Jahrhunderts angeschlossen hatten. 1588 rotteten sich Schmiede, Schleifer, Köhler und Holzarbeiter aus der Raming, aus dem Kollergraben und dem Dambache zusammen und beschworen eine Verbindung unter einander, infolgedessen der Abt

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