Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

454 Entfernung vom Schulhause hat die Richtung gegen Südosten. Dort befindet sich auf dem Abhange des Spadenberges ganz einsam ein Bauerugehöste, ivelches vom Schulhause 3 Stunden weit entfernt ist. Das Terrain dieses Schulsprengels ist vollständig gebirgig. Gegen Süden liegen der Spadenberg 1012 m, der Platten­ berg 916 m und der Kollerberg (auch Knollerberg genannt) 763 m/ zwischen dem Klein- und Großkollergraben. Gegen Südwesten steigt der Damberg in ziemlich steilen Abhängen zu einer Kammhöhe von 811 m empor. Die Klein - Raming nimmt an ihrem linken Ufer den Klein- und Großkoller-, den Mistel-, den Postmeister- und den Ehringergrabenbach auf. Am rechten Ufer münden nur ganz unbedeutende Bächlein in den oft sehr ivilden Gebirgsbach. Ans dem Anschwemmungsgebiete der Klein-Raming, auch „Augrund" genannt, aus tvelchem das Schulhaus steht, bildet den Untergrund nur grober Schotter. Drei bedeutende Sandsteinbrüche beweisen, dass aus den Abhängen der Berge unter der Humusschichte sich „Wiener Sandstein" in Menge vorfindet, der in seiner Ber­ arbeitung zu Mühlsteinen, Stiegenstufen u. dgl. weithin Absatz findet. Die meisten Äcker in dieser Gegend haben eine sehr steile Lage, daher deren Bearbeitung eine schtvierige und das Erträgnis ein geringes ist. Kleinraming gehört zu den industriellen Orten, doch geht das Klingschmied­ gewerbe zurück. Dermalen bestehen hier 9 Kling- und Gabelschmiedgewerbe, 2 Huf­ schmieden, 4 Mahl- und 2 Sägemühlen, 2 Krämer, 6 Wirte, 2 Bäcker, 3 Fleischer, 3 Steinmetze, 1 Schleif- und Polierwerk, 1 Schlosserwaren- und 1 Schuhzwecken- sabrik. In der Ortschaft Unterivald befinden sich ebenfalls 2 Klingschmiede. Ein Gewerke, namens „Vögerl", baute am oberen Ramingbach auf Steinkohlen. Mangel an Verkehrsmitteln und zu geringe Mächtigkeit der Flötze hinderte die weitere Ausbeu­ tung derselben. In Kleinraming bestand auch eine Cementsabrik, die aber ebenfalls aus Diangel an billigen Verkehrsmitteln ihren Betrieb einstellte. — Die Resultate der Volkszählung ergaben für die Gemeinde St. Ulrich eine Bevölkerungszahl von 3092 Seelen, wovon auf den Schulsprengel Kleinraming 1945 Seelen entfallen, wozu noch 123 Einwohner ans dem eingeschulten Ortschaftstheile Kürnberg in N'eder- österreich kommen. Die Bewohner des Schulsprengels Kleinraming sind römisch-katholische Deutsche. Sie sind größtentheils Bauern und Kleinhäusler, die sich mit Landwirtschaft beschäf­ tigen, während der andere Theil der Einivohner Handwerker und Arbeiter in den Fabriken in Kleinramiug und Steyr sind. Die Raming scheint den Römern bekannt gewesen zu sein. Man fand hier Römermünzen bei der ehemaligen Sturmschleife und am Steinparzgute. Es lässt sich auch ein alter Saumpfad der Römer erkennen, der von der Enns bei Weyer über Wegerer, Rotenstein <Ruckerstein im Volksmrmde), Praschen, Raming, Straß und Burg nach Enns führte. Auf diesem Wege verfrachteten sie vorzüglich Eisen von Eisenerz in die römischen Schildfabriken in Lorch bei Enns. Das Wasser des Ramingbaches soll schon zur Römerzeit als geschätztes Bad benützt worden fein. Ein uraltes Bad bestand bei der Praschentaverne (Hausmann) mit kesselartigen, steinernen Kübeln. Am Fuße des Mühlberges hat heutzutage das Krämer-haus „Gsöllhoser" noch im Volksmunde den Namen Badhaus. Das „Grie- müller-Bad" nächst der Eisenbahnbrücke erfreut sich eines stets steigenden Besuches. In den Zeiten der Völkerwanderung gieng die Bodencultur zurück und Wald, der von Thieren wimmelte, breitete sich über iveite Strecken aus. Daran erinnern noch gangbare Namen einzelner Häuser und Ortschaften z. B. Bärenreith in Unter­ ivald, Wolssgrub, Fuchs in Kollergraben, Fuchs in Ebersegg, Geier, Schweinschwaller, Wolfslehen in Unterivald, Büreneb'n in Kleinkollergrabeu, Saurüssel in Unterivald und Kollergraben, Falkenvogel u. dgl. „Gerolder", der Name eines uralten Gehöftes auf der Ebersegger Höhe, soll an den Markgrafen gleichen Namens erinnern, und das Haus „Arbacher" in Unterivald soll seinen Namen von dem Markgrafen Aribo haben.

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