Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

452 fertiggestellt tuar. Abt Anselm, welcher die Stiftskirche in Garsten vollendete, ver­ schönerte 1693 auch bedeutend die Kirche in ©t. Ulrich; er wählte von der alten Garstnerkirche, die niedergerissen worden war, einige der schöneren Altäre aus, ließ sie hier aufstellen und weihte dieselben mit Bewilligung des Bischofs von Passau, Philipp Grafen von Samberg, am 21. October 1694 ein. Der alte Hochaltar verblieb in der Kirche, aber 1727 malte der Künstler Reselfeld das Bild, die Heiligen Ulrich und Veit vorstellend, ganz neu. Infolge der von Kaiser Josef II. angeordneten neuen Pfarreintheilung sollten in St. Ulrich, Wendbach, Reichraming, Kleinreifling und in der Laussa Pfarreien errichtet und mit Benedictinern aus Garsten besetzt werden. Deshalb erbaute der letzte Abt von Garsten, Maurus Gordon, im Jahre 1784 den Pfarrhof von St. Ulrich und setzte Cajetan Straffer als ständigen Allshilfspriester hieher. Drei Jahre später wurde die Kirche zur Pfarrkirche erhoben und ihr Pfarrgebiet von Garsten abgetrennt, so dass die Enns die Grenze bilden sollte. Die Ortschaften Mühlbach, Ober- und Unterdambach lind Sand kehrten jedoch im Jahre 1806 mit Ausnahme von 13 Häusern der Ortschaft Sonnberg zur Pfarre Garsten zurück. — Im Jahre 1827 wurde eine größere Glocke angeschafft, 1839 der Friedhof erweitert und das Todten- gräberhaus gebaut, 1840 die Sacristei vergrößert, die Altäre, Orgel, Kanzel und andere Einrichtungsstücke renoviert. Jur Jahre 1868 wurde, da die Kirche bisher als Thurm nur einen Dachreiter hatte, der baufällig war, ein neuer schöner Thurm von Grund aus erbaut und eine große Glocke angeschafft; 1882 wurden im Presby­ terium die drei Spitzbogenfenster hergestellt und mit Glasmalereien versehen; von 1889—1892 wurde das Presbyterium vom ÜJtaler Stern in kunstvoller und stil­ gerechter Weise ausgemalt, 1893 die hölzerne Decke abgetragen und das Schiff der Kirche mit einem Gewölbe nach dem System „Monier" versehen. — Als Pfarrer fungierten hier: Dominik Fuchs (1787—1831), Johann E. Vramböck (1832 — 1833), Josef Aschenbrenner (1834 —1836), Franz Unterstem (1837—1867), Ferdinand Greil (1868—1875) und seit 1883 Theodor Feldmann. Die heute noch bestehende Wasserleitung in Steyr-Ennsdorf nimmt ihren Ursprung in der Ortschaft Jägerberg. Die Bürger von Ennsdorf schlossen im Jahre 1582 mit Michael und Martin Mayer zu Jägerberg einen Vergleich, dem­ zufolge die ersteren das Wasser eines Brunnens am „Tätlauergut" mit Bewilligung der Herrschaft Steyr in die Stadt leiteten und sich dafür verpflichteten, den genannten Grundbesitzern jährlich 3, bezw. 5 Schilling zu zahlen. Der Hochgerichtsplatz der Burg Steyr'schen Unterthanen befand sich unterhalb St. Ulrich an der Eisenstraße in der Freising. Als das Hochgericht im Jahre 1684 von der Herrschaft wieder erneuert wurde, lieferte der Steinmetz Wolf Sandtner in Dambach zu demselben drei große Platten, wofür er von Christian Eckhardt, „Förster an der Enns" in der „Forsthueb an der Enns" (Sahan bei der Eisen­ bahnbrücke), bezahlt wurde. — Als im spanischen Erbfolgekriege ein Einfall des bairischen Kurfürsten zu gewärtigen war, mussten die Grenzen gegen Baiern in Vertheidigungsstand gesetzt, Schanzen und Verhaue angelegt werden. Am 12. Juni 1703 kamen schon Commissäre in Steyr an, welche die getroffenen Anstalten zur Verthei­ digung des Ennsflusseö besichtigten. Die im Jahre 1683 der drohenden Türkengefahr wegen errichteten Schanzen und Vertheidigungs-Anstalten wurden wieder hergestellt, und da der Stiftsrichter von Garsten den Commissären anzeigte, dass bei denl Platze des Hochgerichtes der Herrschaft Steyr eine Furt oder leicht zu passierende Stelle der Enns wäre, so wurde auf der Anhöhe, dem Buchenwäldchen gegenüber, eine Schanze angeordnet, um den Übergang verhindern zu können, auch wurden dort Schützen aufgestellt; doch waren diese Anstalten infolge des Sieges des Prinzen Eugen und des englischen Generals Marlborough am 13. August bei Hochstädt überflüssig geworden. Die Gemeinde St. Ulrich zerfällt in die Schulsprengel St. Ulrich und Klein­ raming. Zum Schulsprengel St. Ulrich gehören die Ortschaften St. Ulrich und Gmain

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