Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

450 ©teuergemeinbeit Jägerberg, Kleinraming und Unterwald mit beit Ortschaften Ebersegg, Gmain, Jägerberg, Groß- und Kleinkollergraben, Unterlaussa, Neuschönau, Klein- raming, Ramingsteg, St. Ulrich und Unterivald. Das Terrain ist gebirgig, daher sind die landwirtschaftlichen Verhältnisse sehr verschieden. Die höchsten Punkte im Gemeindegebiete sind der Damberg mit 811 m und der Spadenberg mit 1022 m. Der Damberg dacht sich im Westen gegen die Enns ab und ist wegen seiner schönen Aussicht, welche man von demselben aus genießt, bemerkenswert. Aus demselben befindet sich ein im Jahre 180!) vom Alpenverein in Steyr errichteter hölzerner Aussichtsthurm, von dem man einen herrlichen Anblick über die Stadt Steyr, die Orte Garsten, Christkindl, Aschach a. d. Steyr, Sierning und Kremsmünster genießt; ferner hat man eine Übersicht über die Donau- gegenden, das Mühlviertel mit dem dahinterliegenden Hügelland und bis zum Hans­ ruckwald; endlich eine weite Fernsicht nach Niederösterreich und in das Alpengebiet vom Ötscher bis zum Traunstein und hohen Staufen, das Thal der Steyr und der Krems. Zu erwähnen ist auch das „Windloch", eine Felsenspalte am westlichen Ende des Damberges, von welchem die Sage geht, dass dasselbe den Ausgang zu einem ehemaligen Verbindungsgange zwischen dem Kloster Garsten und dem Damberge bilde. Unterhalb der Dambergwarte am nördlichen Abhange des Damberges, be­ findet sich eine kleine Kapelle, dem hl. Laurentius geweiht, zu welcher alljährlich am Laurenzitage von St. Ulrich eine Procession geführt und dann Amt und Predigt für die Pfarrgemeinde gehalten wird. Die Kapelle wurde 1804 von Herrn Müllner, Hammerschmied in Steyrdorf, da sie hölzern und baufällig war, infolge eines Gelübdes neu hergestellt und im Jahre 1890 von der Gemeinde ein kleiner Thurm dazu gebaut und eine Glocke angeschafft. Von den Gewässern sind die Enns im Westen und der Klein-Ramingbach im Norden und Nordosten nennenswert. Der Enns fließen am rechten User aus dem Gemeindegebiete der Wildgrabenbach, der Freisingbach und aus dem Rahofergraben der Mitterbach zu; der Klein-Raming fließen am linken User aus dem Gemeinde­ gebiete die Gebirgsbäche aus dem Braudtner-, Ehringer-, Brunnreithner-, Mistel-, Kleinkoller- und Großkollergraben zu. Der Flächeninhalt des Gemeindegebietes beträgt 4199 5551 ha. Der Boden ist in den Niederungen gegen die Enns zu ziemlich fruchtbar; er besteht meist aus Sand, Mergel und Lehm. Auf den Bergen ist vorwiegend Sandboden. Die Wälder auf dem Damberge, welche größtentheils der Herrschaft Steyr (Graf Lamberg) gehören, bestehen aus gemischtem Holze; Tannen und Fichten sind vorwiegend. — Der ganze Wald Damberg (danberc) gehörte einst dem Kloster Garsten. Dasselbe erhielt ihn um 1110 vom Markgrafen Otakar IT. von Steyr mit der Erlaubnis, darin Thiere weiden, Holz schlagen und ihn anderweitig aus­ nützen zu können, mit alleiniger Ausnahme der Jagd. Doch erhielt das Kloster von jedem erlegten Thiere den rechten Vorderlauf. Auch erhielt es zu derselben Zeit die Besitzung Jägerberg (jagirinberge). Diese Besitzungen wurden dem Kloster 1143 und 1192 und noch öfter bestätigt. Unter dem Abte Anton Prundorfer (1559—1568) kam der ökonomische Zu­ stand des Klosters sehr in Verfall und der Abt schlug demselben eine sehr empfind­ liche Wunde, als er ohne Einwilligung des Capitels den großen Wald Damberg — die ursprüngliche Stiftung Otakars II. — dem damaligen Burggrafen von Steyr, Adam Hofmann, für immer abtrat und sich nur die Erlaubnis vorbehielt, in demselben jährlich einige Bäume fällen zu dürfen. Das Kloster erhielt dann für den einst unbeschränkten Gebrauch des Waldes gewöhnlich alle Jahre 116 Bäume, zwei Hirsche und vier Hirschkühe; der Wald aber blieb von da an immer bei der Herrschaft Steyr. Am 31. December 1890 hatte die Gemeinde St. Ulrich 359 Häuser und eine anwesende Bevölkerung von 3092 Seelen, welche der deutschen Nationalität angehören und sich zur römisch-katholischen Kirche bekennen. Die Gemeinde hat

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2