Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

449 Während seiner fünfjährigen Amtsführung unternahm er vom 1. Mai bis 5. Juni 1880, vom damaligen Gymnasial-Director, dem jetzigen Abte Leonhard Achleuthner begleitet, in Gesellschaft mehrerer österreichischer Äbte eine Reise nach Italien. Er reiste über Steyr, Villach, Venedig, Padua, Florenz, Bologna, Rom, Neapel, Capri nach Monte Cassino. Hier wohnte er in den Pfiugsttagen dem Bene- dictiner - Jubiläum bei, kehrte nach Rom zurück, besuchte von hier aus die für den Benedictiner - Orden classische Stätte von Subiaco, um über Tivoli, Pisa, Genua, Turin, Mailand, Verona, Innsbruck nach Kremsmünster zurückzukehren. Als durch den Tod des Cardinals Kutschker das Erzbisthum Wien erledigt worden war, fiel die Wahl der Krone auf Abt Cölestin. Nach kurzen Unterhand- lungen erfolgte am 22. März 1881 die Ernennung durch ein kaiserliches Handschreiben. Leider hatte sich Abt Cölestin am 23. März beim Besuche des Cultusministers durch einen unglücklichen Fall eine Strecksehne entzweigerissen, daher erst am 4. August die Prücouisierung, und am 28. August die feierliche Bischofsweihe in der Stiftskirche zu Kremsmünster stattfinden konnte. Anl 8. September hielt er das letztemal feier­ lichen Gottesdienst in der Stiftskirche, und am selben Tage, nachmittags 2 Uhr, nahm Fürsterzbischof Cölestin schmerzlichen Abschied vom Stifte, zu dem er vor fünfzig Jahren als Knabe zugewandert war, um Bildung und Erziehung zu genießen, und dem er über 40 Jahre als eines seiner trefflichsten Mitglieder angehört hatte. Am 11. September 1881 hielt Fürsterzbischof Cölestin Ganglbauer seinen feierlichen Einzug in die Kathedrale zu St. Stephan. Drei Jahre später, am 10. November 1884, wurde der Fürsterzbischof von Papst Leo XIII zum Cardinal ernannt Die Ernennung des Abtes Cölestin Ganglbauer zum Fürsterzbischofe von Wien machte großes Aufsehen im ganzen Reiche. Besonders erstreckte sich die freudige Begeisterung über ganz Oberösterreich und wurde durch eine große Zahl der ver­ schiedensten Manifestationen kundgegeben. Seine Herzensgüte, seine natürliche Be­ scheidenheit, seine wohlwollende Leutseligkeit hatte er von seiner Jugend bis in sein hohes Alter stets unverändert behalten. Am 14. December 1889 verschied Cardinal Fürsterzbischof Cölestin Ganglbauer in der Reichshauptstadt tiefbetrauert von allen, welche ihn kannten und vbrehrten. Cölestin Josef Ganglbauer war Cardinal, Fürsterzbischof von Wien, Sr. k. u. k. apost. Majestät wirklicher geheimer Rath, Prälat, Besitzer des Großkreuzes des k. u. k. Leopoldordens und Comthur des k. k. österreichischen Franz Josef-Ordens, Doctor der Theologie, Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes, Präsident der k. k. oberösterreichischen Landwirtschafts-Gesellschaft, Mitglied mehrerer Vereine rc. rc. 33. St. Ulrich. Der Ort St. Ulrich*) liegt auf einem Ausläufer des Damberges, 2 km südlich von der Stadt Steyr. Die Geineinde St. Ulrich wird int Norden von der Stadt Steyr, im Süden von den Gemeinden Großraming, Lausa und Garsten, im Osten von Behamberg und Kürnberg in Niederösterreich und Neustift in Oberöster­ reich und int Westen von Garsten umschlossen. Zur Gemeinde Ulrich gehören die *) Urkundenbuch von Obcröstcrrcich: I. 122. II. 134. 160. 209. 434. — Piliwein: II. 57. 280. 288. — Pritz: Garsten - Gleink. 39. 47. 108. 111 . Geschichte von Steyr. 48. 49. 320. — Urbar der Herrschaft Steyr vom Jahre 1658, fol. 19. — Pfarrchronik. — Schulchronik. — Steyrer Zeitung vom 24. September 1893. — Ergänzungen zum Diöcesanblatte : II. 63. — Mittheilungen der Central-Commission vom Jahre 1889, i>. lll.

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