Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

444 Seuche entkommen könne. Da hörte er auf einmal vom nahen Bauine die Stimme eines Vögeleins, welches ihm in ermunterndem Tone zusang: „Iss Bibernell, Enzian und Faldrian, — äst kimmst davan." Der Knabe glaubte dein rathenden Vöglein, suchte die angegebenen Wurzelkräuter, verzehrte sie und kehrte voll Muth und Zu­ versicht in die verseuchte „Wand" zurück, bestattete die der Pest zum Opfer Gefallenen in einer Höhle am Fuße des Felsens, aus dem die „Wand" steht, und blieb von der Krankheit verschont. -<$— 21. Schloss Steg. Schloss Steg"), an der Mündung des Trattenbaches in die Enns gelegen, oder das Herrenhaus in Steg (Ortschaft Wendbach Nr. 1) bildete einst den Mittelpunkt einer ziemlich bedeutenden eisenindustriellen Unternehmung in Tratten­ bach - Wendbach. Andreas der Stegmüller schloss im Jahre 1530 nach einer im Archive der Stadt Steyr erliegenden Urkunde mit Hans Fuchsberger ivegen Erbauung eines Steges über den Trattenbach einen Vergleich. Bald daraus ivurde die Stegmühle in ein Hamnieriverk umgestaltet, dabei das Herrenhaus erbaut, und gelangte in den Besitz der Familie Schräpacher. Ende des 16. Jahrhunderts wurde sodann eine neue „Blechwerkstätte" in Wendbach errichtet. In der Privilegiums-Urkunde für dieselbe und die dazugehörigen Hämmer vom Jahre 1601 heißt es: „Wenn mit den Hämmern und angehörigem Zinshaus Verwandlung geschehe, soll es bei dem Brauche für sie, ihre Erben und Inhaber, ivie mit den andern Groß- und Kleinhammerwerken so dem Jnnerpergerischen Eisenwesen zugethan, was hievon zu unserer Herrschaft Steyr gewöhnlich zu reichen, verbleiben, und sie mit nlehreren Bürden oder mit dem Frei- gelde hievon nicht beschwert werden." Nebstbei ivurde in Wendbach seit alter Zeit ein Eisenberg bearbeitet, ivelcher jährlich ungefähr 300 Centner Eisen lieferte. Der Hochofen war bis Ende des vorigen Jahrhunderts im Betriebe; zn dieser Zeit wurde dann auch der Bergbau eingestellt. Thomas Schräpacher von und zu Wendtpach, Eigenthümer und Inhaber „des Eisenperg und Blechwalzstatt zu Wendtpach und Trätpach", starb im Jahre 1628 und ivurde in der Pfarrkirche zu Ternberg beigesetzt. Wie lange die Schräpacher im Besitze von Steg waren, ist tlns nicht bekannt. Im Jahre 1785 suchte Laurenz Kröpft, Bergwerksinhaber in „Wendelbach", um die Erlaubnis an, in seiner Kapelle in Schloss Steg die Blesse lesen lassen zu dürfen. Es wurde ihm dieses aus 3 Jahre gewährt, und sollte jeder Gastpriester an Werktagen celebrieren dürfen. An Sonn- und Feiertagen, bei Krankheitsfällen oder wichtiger Hindernisse wegen sollte die Blesse dem Bittsteller, seiner Gattin und seinen Dienstboten gelesen werden können, hingegen für andere Seilte nur dann, wenn die Pfarrkirche ohne große Beschwerde nicht erreicht werden könnte, was zu bestimmen, dem gewissenhaften Befunde des Bittstellers überlassen ivurde. Bald daraus gieugen die genannten Werke und Schloss Steg an die Familie „von Bohr" über. Karl Ritter von Bohr, dessen erste Frau Antonia im Jahre 1803 in Ternberg beigesetzt wurde, gerietb mit der Herrschaft Steyr wegen *) Stadtarchiv van Steyr: Nr. 4047. — Tret Recurse der Fidcicommisshcrrschaft Steyr, betreffend die Holzungsrechte der ehemaligen Inhaber von sogenannten Berlafswaldnngen. Karl Fromme, Wien, 1807. — Ergän­ zungen zum Twcesanblatte: II. D4.

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