Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

440 Bis zum Jahre 1649 war der Schöckhof (Breitenfurt 9tr. 3) der Pfarrhof. Im genannten Jahre schloss die Herrschaft Steyr mit dem Kloster Garsten einen Vergleich, demzufolge von ersterer das Haslmairgut oder das Gut zu Haslach — der jetzige Pfarrhof — an letzteres gegen den Schockhof abgetreten wurde. (Urbar von 1658 f. 359, 689 im Schlossarchive zu Steyr.) Der Pfarrer Cajetan von Zurschenthal baute im Jahre 1741 den Pfarrhof neu auf. — Der jetzige Kirchthurm stammt aus dem Jahre 1757, der Glockenstuhl zeigt jedoch die Jahreszahl 1719. Im Sommer des Jahres 1839 schlug der Blitz in den Kirchthurm, ohne aber zu zünden; die Spuren desselben erschienen am Dache und an der Mauer des Thurmes. — Nachweisbar das älteste Gebäude dürfte das Haus Nr. 7 in Ternberg sein, dessen heutige Gestalt es im Jahre 1516 erhalten hat. An eben dieses Gebäude schließt sich auch die Sage, dass die Losensteiner darin zusammenkamen, wenn es sich um die Be­ raubung vorüberziehender Kaufleute handelte. Ein noch bestehender, zur Enns führen­ der, unterirdischer Gang lässt Ähnliches vermuthen. In unmittelbarer Nähe des Ausganges dieses Ganges befindet sich eine große, geräumige Höhle, welche den Namen „Teufelskirche" führt. In dieser Höhle, erzählt die Sage weiter, sollen einst die Adamiten nächtliche Orgien gefeiert haben. Am Galgenhügel befand sich zu Zeiten der Losensteiner die Richtstätte. — 20. Tratlenbach. Eine halbe Wegstunde vor dem Pfarrdorfe Ternberg eröffnet sich dem die Enns abwärts Reisenden am linken Ufer dieses Alpenflusses ein enges, über eine Stunde langes Thal, durch welches mit starkem Gefälle, vom Schobersteiu und Hochbuchberg kommend, der Trattenbach, über viele Wehren eilend, der grünen Enns zufließt. An den Ufern dieses Baches haben sich schon vor Jahrhunderten geiverb­ fleißige Messerschmiede, die Wasserkraft des rasch fließenden Baches benützend, ange­ siedelt und diese Ansiedlung nach dem Bache als Trattenbach*) bezeichnet. Das bekannte, von der Enns in südwestlicher Richtung stark aufsteigende Thal findet seinen imposanten Abschluss durch die wegen ihrer schönen Aussicht auf das ebene Land als auch auf das Sengsengebirge, die Prielgruppe, die Ennsthal­ berge oft besuchten Berge Schoberstein (1278 m) und Hochbuchberg (1272 m). Unter­ halb der Spitze des Schobersteins befindet sich eine durch Verschiebung der Felsmassen entstandene, steil abfallende, geräumige Felsspalte, im Volksmund das „Geldloch" genannt, ähnlich wie das „Windloch" am Damberg, aber bedeutend größer. Die Sage erzählt, dass dort unermessliche Schätze verborgen seien. Viele versnchten es, dieselben zu heben, doch es gelang keinem. Vom Hochbuchberg ziehen sich in nordöstlicher Richtung gegen die Enns schroff abfallende bewaldete Felsenberge hin, worunter der 1078 m hohe Rehboden und die Weirerleiten (868 m) zu nennen sind. Diese bilden die linksuferige Begrenzung des Trattenbachthales. Die rechtsseitige Begrenzung desselben bildet ein mit vorer­ wähnten Felsenbergen parallel ziehender, vom Schoberstein znr Enns abfallender, mit romantischen Felsgipfeln (Kreuzmauer, Beilsteinmauer 617 m) geschmückter Höhenzug, auf dem Bauern ihre Höfe errichtet haben. Dieser letzterwähnte Höhenzug führt den *) Rauch: I Lib eens. Dyn. 8iyr. — Urkunden der Messerer-Innung. — Pritz: Garsten-Gleiuk, 117.— Pillwein: II. 108. 456. — Ergänzungen zum Diöcesanblatte: II. 63. 94. — Schulchronik.

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