Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

436 19. Ternberg. Non drei Seiten von Gebirgen umschlossen, in einem reizenden Thalkessel, einem Obstgarten gleichend, liegt am rechten User der Enns südlich von Steyr die Ortschaft Ternberg*) Die Ortsgemeinde wird im Osten, Süden und Westen von Bergen begrenzt, während sich gegen "Norden, dem Laufe der Enns folgend, Flachland ausbreitet. Bemerkenswert sind: der Braunreitnerberg (554 m), der Jochberg (579 m) und der Windhag (781 m) im Osten, der Hochbuchberg (1272 m), der Schoberstein (1278 m) und die Beilsteinmauer (617 m) im Süden, und der Rehboden (1078 m) und das Schweinsegg (361 m) im Westen. Lohnende Aussichtspunkte sind auf dem Schober- stein, dem höchsten Punkte des Gemeindegebietes, zu Braunreit und Groß-Ternberg; Übergänge über das Gebirge vom Enns- ins Steyerthal sind über den Wendbach, Trattenbach und Bäckengraben. Ebenes Land dehnt sich aus an beiden Ennsufern in den Ortschaften Breitenfurt, Ebenboden und Maireben. Der wichtigste Fluss ist die Enns, ivelche von Süden nach Norden mit einem bedeutenden Gefälle das Gemeindegebiet durchzieht, am rechten Ufer den Wurm-, den Paukengraben- mtb den Rohrhoferbach und am linken User den Wend-, Tratten-, Radoch-, Bäckengraben-, Dam- und Dürnbach aufnimmt; sämmtliche genannte Zuflüsie sind kleine Gebirgsbächlein, gewöhnlich wasserarm und nur zur Zeit der Schneeschmelze oder anhaltenden Regens wild und reißend. Die Orte Ternberg unb Ebenboden sind seit dem Jahre 1889 durch die eiserne Kaiser Franz Josef-Brücke (94 m lang, 34 m hoch) verbunden, welche eine Sehenswürdigkeit Ternbergs bildet; auch über denWendbach, Trattenbach und Bäckengrabenbach führen bedeutende, größere Eisenbahnviaducte. Da der Ort Ternberg ein günstiges, mildes Klima und Naturschönheiten aufweist, so finden sich von Jahr zu Jahr mehr Sommergäste, welche hier durch einige Monate die landschaftlichen Reize genieße». Nach der Volkszählung vom 31. December 1890 hatte die Ortsgemeinde Ternberg eine anlvesende Bevölkerung von 2537 Köpfen in 419 Häusern. Die Zunahme der Bevölkerung seit 1880 betrug 5°/o, ist somit eine geringe. Zum Gemeindegebiete gehören die Steuer­ gemeinden : Bäckengraben, Ternberg und Trattenbach mit den Ortschaften: Ternberg, Maireben, Reitnerberg, Paukengraben, Mühlbachgraben, Wurmbachgraben, Breiten­ furt am rechten Ennsufer, Ebenboden, Schattleiten, Schweinsegg, Bäckengraben, Trattenbach, Wendbach und Kienberg am linken Ufer der Enns. Die Längenaus­ dehnung der genannten Ortschaften betrügt 10, die der Breite 8 km. Sämmtliche Bewohner sprechen die deutsche Sprache und bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. Die Gesammtfläche des Gemeindegebietes beträgt 6030"7448 ha, davon sind 225 98 ha unproductiv. Die Bewohner beschäftigen sich mit Ackerbau und Viehzucht. Im Jahre 1890 zählte man in der Gemeinde: Pferde 72, Rinder 1868, Esel 3, Ziegen 125, Schafe 471, Schweine 934 Stück und 97 Bienenstöcke. Für Handel und Verkehr besteht im Orte Ternberg seit dem Jahre 1865 ein k. k. Postamt und in der Ort­ schaft Ebenboden eine Eisenbahnstation der k. k. Staatsbahnen mit einem Telegraphen­ amte. Die Bahn am linken Ufer der Enns und nur mehr zum geringen Theile die sogenannte Eisenstraße am rechten Ennsuser vermitteln den Verkehr einerseits nach Süden mit Losenstein, andrerseits nach Norden mit dem 13 km entfernten öster­ reichischen Birmingham, der Stadt Steyr; Holz, Baumaterialien und vorzüglich *) Urkundenbuch von Obervsterreich: I. 122. 178 - 190. II. 134. 210. 370 - 618 III. 220. 223 330. IV. 420. 385. VII l. 721. VIII. 707. — Urkundenbuch von Steiermark: I. 619. 628. 630. II. 12. — Prevenhuber: 23. 25. 47. — Pritz: Garsten - Gleink. 22. 23. 119. — Pinwein: II. 36. 72. 456 — 458. — Schulchronik. — Stadtarchiv von Steyr: Nr. 3972. 4026. 4047. 4768. — Gaisberger I.: Archäologische Nachlese. 24. Bericht des Museums Francisco = Carolinum p. 38 — 41.

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