Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

435 von Sierning zum Jahre 1759 Josef Altwürth, dem im ersten Stocke des Hauses Nr. 62 in Sierninghofen ein Schulzimmer gemietet wurde. Da aber der Bauzustand dieses Hauses ein derart schlechter luar, dass die Schüler einst sammt dem Lehrer während des Unterrichtes ohne Benützung der Stiege vom ersten Stock ins Erd­ geschoss gelangten, so wurde ein Theil des Hauses Nr. 67 derselben Ortschaft zu Unterrichtszwecken hergerichtet. Vor dem Baue des ersten Schulhauses in Neuzeug waren die Kinder nach Sierning eingeschult. Aus einem Schreiben des Kreishaupt­ mannes Johann Ev. Sonnenstein vom 7. September 1783 ist ersichtlich, dass zur Erbauung des Schulhauses in Neuzeug der Neligionsfond ein Drittel und das Übrige die Grundobrigkeiten der hier eingeschulten Häuser beizutragen hatten. So hatten die fürstlichen Herrschaften Losensteinleiten und Stadlkirchen 64 fl. 50 kr, das Stift Steins 21 fl. 13 kr., Stift Garsten 6 fl. 42 kr., Herrschaft Tillisburg 2 fl. 14 kr., Stift Florian und die Herrschaften Feyreck, Pernau, Pernstein, Sierning und Esser- ding, sowie das Stift Kremsmünster je 1 fl. 7 kr., die Herrschaften Traunkirchen, Hall und Achleithen je 2 fl. 14 kr., das Bruderhans in Steyr 4 fl. 28 fr, das Spitalamt in Steyr 13 fl. 24 kr., die fürstl. Herrschaft in Steyr 6 fl. 42 kr und die Herrschaft Gschwendt 351 fl. 28 fr. zu zahlen. Das Schulhaus wurde im Jahre 1784 an der Straße nach Grünburg erbaut und enthielt ein Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers. Der Schulsprengel umfasste damals nur die Ort­ schaften Sierninghofen und Neuzeug. Erst im Jahre 1824 wurde ein Theil von Gründberg eingeschult. Der Unterricht war damals halbtägig. Schulpatron war die Herrschaft Sierning, die Schulaufsicht hatte der Dechant von Steyr. Die Schul­ pflicht dauerte sechs Jahre. Vom Jahre 1818 an mussten die Sonntagschüler hiesiger Schule nach Sierning 3111' Christenlehre geben, was 1837 aufgehoben wurde. Gegenwärtig haben die Schüler des verkürzten Unterrichtes wieder der Christenlehre in der Pfarrkirche zu Sierning beizuwohnen. Da das alte Schulhaus sich im Laufe der Zeit als zu klein erwies und keiner Vergrößerung fähig war, musste zum Baue eines neuen geschritten werden; dasselbe wurde nach feierlicher Einweihung am 15. November 1832 bezogen. Bis 1870 war die Schule zweiclassig. Da sich aber die vorhandenen Lehrzimmer wieder als zu klein erwiesen, indem die Schülerzahl auf 265 gestiegen war, wurde die Schule im Jahre 1875 um eine Classe erweitert. Bis zum Jahre 1889 stieg die Schülerzahl aus 368, weshalb die Schule am 23. August desselben Jahres abermals um eine Classe erweitert wurde, so dass sie jetzt vier- classig ist und zur zweiten Classe eine Parallelabtheilung besitzt. Das Einkommen des Lehrers bestand anfänglich nur aus dem Schulgelde, das jedes Kind wöchentlich im Betrage von sechs Kreuzern Wiener Währung bringen musste. Später kam ein Schulfondsbeitrag von 100 fl. und im Jahre 1816 ein Theuerungsbeitrag von 4 fl. 16 kr. hiezu. Der Schulfondsbeitrag wurde im Jahre 1828 auf 79 fl. 60 kr. und im Jahre 1850 gar auf 57 fl. 9 kr. herabgesetzt. Im Jahre 1864 wurde derselbe ganz aufgehoben. Nachdem im Jahre 1851 auch der Theuerungs­ beitrag aufgehoben worden war, so erhielt der Lehrer als Entschädigung von der Gemeinde 40 fl. für die armen Kinder, deren Eltern das Schulgeld nicht zahlen konnten. Vom October 1856 angefangen erhielt der Lehrer von der Gemeinde ein jährliches Schulgeldpauschale von 340 fl. Conventions-Münze und eine Dotations- Ergänzung von 16 fl. 45 kr. Diese letzten Beträge blieben bis 15. März 1870, an welchem Tage das am 14. Mai 1869 gegebene Reichsvolksschulgesetz in Wirksamkeit trat. Nach diesem gehört die hiesige Schule in die zweite Gehaltsclasse. Die Arbeits­ lehrerin bezieht für zehn in der Woche zu ertheilende Stunden eir.' jährliche Remu­ neration von 140 fl. Bei der hiesigen Schule besteht die Pairhuber sche Bibliotheks­ stiftung, ivelche vom Ortsschulrathe Sierning verwaltet wird. Dem hiesigen Schul­ sprengel sind jetzt sämmtliche Häuser der Ortschaften Sierninghofen und Neuzeug, sowie 62 Häuser der Ortschaften Gründberg und Sierning und 2 Häuser der Ort­ schaft Schwamming eingeschult. 28 *

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