Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

427 auch „Walkmühle" genannt, und gehörte einst den Hoheueckern, dann den Schmied­ tauern, später dem Fürsten Wilhelm von Auersperg, tvelcher diesen Edelsitz von Gschwendt aus verwalten ließ. Im Verlause der Zeit kam dieses Besitzthnm an zwei Fräulein, namens von Jobst, welche sämmtliche zu dieser Herrschaft gehörigen Gründe verkauften. Durch Kauf kam dann dieses Gut an Herrn von Wagner, der die Brauerei darauf errichtete und die früher zum Gute gehörige Mühle tvieder zum ursprünglichen Besitze brachte. Im Jahre 1852 kam diese Brauerei an den Vater des gegenlvärtigen Besitzers Joses Wegscheider, Bürgermeisters von Sierning. In dem Back- und Gasthause des Michael Maier in Sierninghofcn befand sich das Pfleggericht, und in dem Hanse des Georg Ackert waren die Gefängnisse der früheren Herrschaft Wallmühle. In der Wallmühle hatte der Bauernansührer Stephan Fadinger mit den int Ansstande befindlichen Bauern von Sierning und Umgebung int Jahre 1 (»26, bevor er nach Steyr zog, eine Zusammenkunft. Der Zehent vom ganzen Dorfe Sierninghofen gehörte nach dem Urbar der Herrschaft Gschwendt vom Jahre 1491 zu dieser Herrschaft, zu welcher auch Renzcng gehörte, wo die Herrschaft ein eigenes Amt hatte. Im Jahre 1520 vererbrechtete Wolf von Losenstein zu Gschwendt dem Wolfgang Schmälzl daS „Lydlhäusel", dent Erhard Schadteiseu ein Haus und dem Wolfgang Schuster das „Gilgenhannsenhaus" zu Sierninghofen und sein Sohn Dietmar V. int Jahre 1550 dem Wolfgang Feringer das „Hungerhänsl" und dem Hans Schmälzl das „Schadteisengut." Dem Georg Purkholzer bestätigte er int Jahre 1556 den Brief seines Vaters Wolfgang vom Jahre 1520, womit ihm dieser die „Purkholzhub" vererbrechte und ihm dabei das Stcrbhanpt nachließ. Der Purkholzer tvar ein Rechtlehner, welcher von seiner Hube jährlich 2 Pfd. Pfennig und eine Henne zu reichen hatte, jedoch nicht roboten musste. Im Jahre 1569 vererbrechtete er dem Blichael Khaunperger das zwischen „Ländert" und „Spiegl" gelegene Hans, von tvelchem jährlich 3 Schlg. Pfg. und 2 Hennen zn reichen und die gewöhnlichen Roboten zu leisten waren, deut Atichael Schmälzl das „Leben" und deut Georg Purkholzer seinen „Hammer" ztt Sierninghofen »nd die Behausung dabei (Hammermühle». Von dem Hammer waren jährlich i Pfd. 1 Schlg. I« Pfg. zu dienen und die gewöhnlichen Roboten zu leisten. Zwei Jahre später vererbrechtete er betn Hans Schmälzl die „Schleismühl int Graben" und eine Wiese dabei. Nebst der Herrschaft Gschtveudt hatten aber auch viele andere Herr­ schaften hier zahlreiche Unterthanen. Am I. December 1^39 brannten in Sierninghofen 6 Häuser nebst den R'eben- gebänden ab. Das Feuer brach in einem Stalle ans und äscherte auch die Hammer- mühle ein. Bei derselben steht ein Thurm mit einer Uhr und zwei Glocken, tvelche beim Vorüberführen von Leichen geläutet werden. — Im Jahre 1868 wurde der Samaritan-Verein gegründet, der hier zwei Häuser besitzt. In dem einen werden alte, schuldlos verarmte Bewohner von Sierninghofen und Reuzeug nnentgeltlich aufgenominen, und das andere wird als Zinshans vertvertet. — Im Locale des hiesigen Gesangsvereines wurde am 8. December 1891 eine Volks - Freibücherei errichtet, die von der hiesigen Bevölkerung fleißig benützt tvird. Lange Jahre übte in Sierninghofen einer der hervorragendsten oberösterreichischen Volksdichter, Josef Moser, seinen Berns als Arzt aus, aus welcher Zeit auch zahl­ reiche Schöpfungen seiner Muse stammen. Josef Blos er wurde mit 27. Februar 1812 int Schlösse Parz bei Gries­ kirchen geboren und widmete sich nach Absolvierung des Gymnasiums und nachdem er ein zweijähriges Studium der Theologie gepflogen hatte, dem Berufe des Arztes. In dem kleinen GebirgSdorfe Klaus an der Steyr übte er durch mehr als dreißig Jahre seinen ihn viel in Anspruch nehmenden, anstrengenden, mühevollen und ernsten Beruf aus und verlegte diese Thätigkeit int Jahre 1807 nach Sierninghofen. — In der dem Jahre 1881 folgenden Zeit lebte er in Sierning und übersiedelte int Jahre 1888 nach Steyr, wo er, nach einem ihm von seiner nächsten llmgebung liebevoll bereiteten, sorgenlosen — wenn auch heimgesucht von mancher körperlichen

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