Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

424 ratbes Theodor Altivirth als Vertreter <5r. Excellenz des f. f. Statthalters Victor Freiherrn von Puthon, des f. k. Bezirksrichters von Kremsmünster, Julius Strnadt, als Vertreter des oberösterreichischen Landesausschusses, des f. k. Bezirkshauptmannes Hugo Ritter v. Hebenstreit, des k. f. Professors und Bezirksschulinspectors Anton Rolleder, der ganzen Gemeindevertretung mit dem Bürgermeister Johann Brauer an der Spitze, des Ortsschulrathes und zahlreicher Gäste aus nah und fern. Da der Neubau der Schulhauses zur Erinnerung an das vierzigjährige Regierungs- jubiläum Seiner Majestät unseres allergnädigsten Kaisers erfolgte, so erhielt die Schule mit Allerhöchster Bewilligung den Titel „Kaiser Franz Josef-Volksschule in Sierning." Am 19. Jänner 1891 wurde das Schulgebäude bezogen und die fünfte Classe, und am 1. Mai 1893 die sechste Classe der Kaiser Franz Josef-Volksschule eröffnet. Die Reihenfolge der leitenden Lehrer an der Schule in Sierning ist seit der 2. Hülste des vorigen Jahrhunderts bekannt. Es wirkten hier: Franz Josef Zach (I7(il -1808), Josef Fürlinger (bis 1827), Paul Huber lbis 1863), Johann Prix (bis 1880) und seit jener Zeit Franz Streer. Als Seine Majestät unser allergnädigster Kaiser Franz Josef I. im Jahre 1884 auf der Reise von Steyr nach Kremsmünster durch Sierning kam, begrüßte Ihn der vieltausendstimmige Jubel der Bevölkerung. Zur Erinnerung daran tvurde am Hause Rr. 78 eine marmorne Gedenktafel eingefügt. Am 19. Jänner 1793 wurde in der Ortschaft Hilbern, Gemeinde Sierning, Thomas Mitterndorfer, nachher Prälat von Kremsmünster, geboren, wo seine Eltern ein ansehnliches Bauerngut besaßen. Er besuchte die Volksschule Sierning, wohin er einen, besonders zur Winterszeit recht beschwerlichen, fast 2 Stunden tveiten Weg zu machen hatte, dann die Stndienanstalt Kremsmünster, wo er nach zurückgelegten Studien 1813 in den Orden eintrat und 1817 die feierlichen Kloster­ gelübde ablegte. Von 1818—1826 war P. Thomas Cooperator in Steinerkirchen, 1826—1828 in Pfarrkirchen, 1828—1830 studierte er Philosophie in Wien, war ebendort 1830—1840 Hofmeister und tvurde nach dem am 4. Mai 1840 verstorbenen Abte Josef Altwirth am 23. September 1840 zum Abte des Stiftes gewählt. Durch tveise Sparsamkeit und durch kluge Maßregeln suchte er den Zustand des Stiftes zu verbessern. In diese Zeit fällt das Revolutionsjahr 1848, die Con­ stitution, die Aufhebung der Patrimonialgerichte, die Ablösung von Zehent und die Aufhebung von Robot u. s. w., Zeitereignisse, welche den schaffenden Geist des Abtes vollauf in Anspruch nahmen. Für den geistigen Wohlstand des Stiftes sorgte Abt Thomas durch verschiedene Änderungen in der Hausordnung und Ordensdisciplin und sendete 1851 die Eleriker des Stiftes mit zwei Professoren an die theologische Hauslehranstalt nach St. Florian. Wissenschaft und Kunst beförderte er nach Kräften. Die Stiftsbibliothek wurde erweitert und ihr Inhalt vermehrt, die Sammlungen der Sternwarte, besonders das physikalische Cabinet, bereichert, das magnetische Observatorium vollendet und für die Astronomie 1856 ein kostspieliger Refraktor angekauft. Am nenorganisierten Gymnasium wurde eine Turn-, Fecht- und Schwimmschule errichtet und zum Besten armer Studierender alljährlich ein großes Concert abgehalten. Die Volksschule, welche im Rathhanse des Marktes untergebracht war, wurde 1854 in ein dazu adaptiertes Stiftsgebände übertragen, eine Volkslesebibliothek gegründet und eine jährliche Christ­ baumfeier veranstaltet (seit 1842). Die Stiftskirche erhielt eine neue Orgel (1858), eine schöne Marienstatue, einen Kreuzweg und Kirchenstühle. Die Stiftsgebäude imtrbcn entsprechend verschönert, die Thürme und mehrere Gebäude mit Blitzableitern versehen. Er beförderte den Ackerbau, die Obst- und Forstcultur, erbaute zivei Holzsägen und begann einen weitverbreiteten Holzhandel. Seine Thätigkeit erstreckte sich aber nicht nur auf das Stift, sondern auch auf die Pfarreien und Besitzungen des Stiftes. Viele Kirchen ivurden restauriert, Schulhäuser neugebaut oder vergrößert. Groß aber war seine Wohlthätigkeit gegen Arnie und Hilflose, besonders gegen arme

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