Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

angegangen würde, auf, bei der Festnehmung des Schulmeisters von Sierning und des abtrünnigen VicarS Beistand zu leisten, und es gelang dem Abte in Verbindung mit dem kaiserlichen Landrichter Nechberger, den Schulmeister von Sierning aufzuheben. Das ganze Jahr 1589 verlies ohne Entscheidung. Erst am 31. Jänner 1590 kam eilt Vertrag zwischen Tattenböck und der Psarrgemeinde zustande, worin ersterer versprechen musste, in der Religion niemand zu besckiweren und als Vicar entiveder den Pfarrer von Enns oder den von Amstetten anzustellen, dem die Gemeinde in Verrichtung des Gottesdienstes keinen Eintrag thun wolle. Er verzichtete aus die Dienste, Zehente und Zinsen vom Jabre 1586, welche die Pfarrholden für sich behalten hatten, wogegen ihm die Einkünfte des Jahres 1589 ansbezahlt werden sollten. Ter Schulmeister, „der fürnehmste Rädelsführer der Tragödie", für ivelchen die drei politischen Stände sürsprachen, wurde seiner Haft entledigt und ans freien Fuß gestellt. 1593 klagte der Passauer Bischof, dass es traurig aussehe. Wolle ein neu eingesetzter Pfarrer in einem Stücke dem lutherischen Vogte sich ividersetzen, so würde ihm auf der Stelle ein Prädicant an die Seite gesetzt, wie dies in der Pfarre Sierning und zu Hall geschehen sei. Ende November des Jahres 1590 zog ein Haufe der aufständischen Bauern unter Tasch's Anführung nach der Belagerung von Kremsmünster über Hall, Sierning und Sierninghofen vor Steyr. In Sierning- hofen hatte Tasch mit zwei Abgesandten aus der Pfarre St. Valentin eine Besprechung und als Tasch am Tabor bei Steyr lagerte, rückten 5000 Rebellen ans Nieder­ österreich heran, die ihr Lager jenseits des Namingbaches ant Wachberge aufschlugen. Als sich die Stadt Steyr seinen Anforderungen widersetzte, zog Tasch mit seinem Haufen nach Sierning zurück. Nach Niederwerfung des Aufstandes kam am 11. August 1597 Starhemberg mit seinem Fähnlein nach Sierning, setzte den Prädi- canten ab, und der Bäcker Dürrer und der Krämer Köchl von Windischgarsten mussten den Galgen hinan. Tasch wurde 1599 in Steyr hingerichtet. Im Jahre 1611 zog das Passauer Kriegsvolk unter Namnwe, nachdem der Angriff auf Klaus abgeschlagen worden war, nach Kirchdorf und Wartberg und schickte einige Compagnien Reiter nach Sierning, die hier bis zu ihrem Abzüge nach Lambach lagen und manchen Unfug trieben. Vom Aufstande im Jahre 1626 erfahren wir Folgendes: Am 29. Mai über­ brachte ein Ausschuss von 50 Bauern ein Schreiben von Fadinger an den Rath von Steyr mit der Anfrage, ob die Stadt sich gutwillig ergeben wolle oder nicht; da die Stadt von Truppen entblößt war, versprach man die Übergabe, »nd der Stadtrichter Madlseder mit anderen kam zur Besprechung mit den Bauern nach Sierning. Hier hatten die Bauern den Pfarrhos rein ausgeplündert und unter­ handelten nun mit ihnen. Am 31. Mai zog Fadinger mit seinem Heere durch Sierning nach Steyr. Von dort aus erließ er am 6. Juni einen Erlass an die Sierninger, worin er sagte, „er habe vernommen, dass ihr Pfarrer in das Bad gereist und die Gesellenpriester entwichen seien; da er nun für unbillig erachte, das Gotteshaus so öde stehen zu lassen, habe er bewilligt, dass die Verständigen ans der Psarrgemeinde einen Pfarrer erwählen sollten, damit sie versehen sei, >vie es vor Jahren gehalten worden; da ferner die Kirchengüter bei der Herrschaft Steyr lägen, sollten dieselben durch die Zechpröpste und die Gemeinde wohl in obacht gezogen und der Pfarrhos durch sechs Nachbarsleute verwacht werden." Nach dem Siege des Oberst Löbl über die Aufständischen zog dieser nach Ebelsberg und dann nach Steyr. Tort hatten seine Siege unter der Bauern­ besatzung gewaltige Erregung hervorgerufen und nachdem dieselben nute geworden, dass die katholischen Bürger und andere Katholiken aus der Umgebung mit den kaiserlichen Truppen in Beziehung getreten waren und von denselben insgeheim Schutzbriese erhalten hatten, wurden die Verdächtigen als Verräther verhaftet und schwer bedroht. Der Bader von Sierning, bei welchem man ein die bevorstehende Ankunft der Kaiserlichen ankündigendes amtliches Schreiben fand, wurde erschossen,

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