Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

415 Pius. (Im Reverse eine weibliche Figur. Umschrift Augusta Se.) Herzog Thassilo II. von Baiern schenkte im Jahre 777 dem Kloster Kremsmünster bei seiner Gründung 30 an der Dietach wohnende Slaven und einen Strich Landes, den dieselben ohne seine Einwilligung im Forste zwischen der Dietach und Sirnich urbar gemacht hatten, welche Schenkung Kaiser Karl der Große in den Jahren 701 und 802 bestätigte. Nicht lange darauf dürfte hier eine Kirche gebaut worden sein und der Ort Sierning seinen Ansang genommen haben. Als durch die verheerenden Einfälle der Ungarn im 10. Jahrhundert das Kloster Kremsmünster zerstört wurde, ließ sich Bischof Pilgrim int Jahre 975 dessen Besitzungen für das Bisthum Passan von Kaiser Otto II bestätigen. Kremsmünster entstand wohl wieder, allein es gelangte nicht mehr zu allen seinen früheren Besitzungen. So blieben auch die Besitzungen um Sierning beim Bisthum Passau und wurden vom Domcapitel gewöhnlich einem Domherrn verliehen. Um diese Zeit bestand in Sierning schon eine Pfarre. Auf der im Jahre 985 in Mistelbach abgehaltenen Synode bestimmte Bischof Pilgrim, dass zur Tauf­ kirche in Sierning die Zehente von folgenden Orten gehören feiten: darstina (Garsten), Sapihnica (Sar- ning), Stirapurhe (Steyr), Kiuti (Reitnergüter bei Christkindl), Wolfesvuanch (Wolsschwengcrlsbei Aschach), Suammara (Schwamming) und Tuncinesdorf (Tiensting), lauter Orte, die zwischen der Enns und Steyr liegen. Diese Zehente wurden jedoch in der Folge von den Mark­ grafen von Steyr an sich gerissen und gelangten später an das Kloster Garsten. Bis zum Jahre 1150 vernehmen wir nichts mehr von Sierning. In einer Aufschreis nng aus diesem Jahre s.nden wir an­ geführt, dass der Getreidezehent für die Kirche in Sierning 30 Scheffel betrug. Die Herrschaft Sierning ge­ hörte dem Domcapitel von Passau in der Eigenschaft einer Pfarr- pfründe, und wurden gewöhnlich Domherren daraus investiert. So finden wir als Pfarrer von Sierning die Domherren Walther (ca. 1145), welcher dem Kloster Garsten ein Gut im Machland abtrat, Konrad (1183—1192), Heinrich (1234—1263), Wernhard (1260—1266), Rüdiger von Radeck (1293), Meingot den älteren von Waldeck (1296—1306) und seinen Vetter, Meingot den jüngeren von Waldeck (1366), genannt. Herzog Leopold gab im Jahre 1192 die Kirche in Dietach, die er schon dem Pfarrer Konrad von Sierning überwiesen hatte, dem Kloster Gleink. Konrad sollte sie bis an sein Lebensende behalten, allein sein Nachfolger Heinrich gab sie nicht heraus, weshalb der Abt von Gleink Klage führte. Aus Befehl des Papstes vom Jahre 1263 wurde dieser Streit int folgenden Jahre durch einen Vergleich beigelegt. Die Kirche in Dietach mit 79 Zehenthäusern und die Kapelle in Stadelkirchen kamen Oberer Kirchenplatz in Sierning. Bon H. R. v. Hebenstreit.

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