Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

17. Sierning. 414 Zur Gemeinde Sierning*) gehören die Steuergemeinden: Gründberg, Hilbern, Neuzeug, Pichlern, Sierning und Sierninghofen mit den gleichnamigen Ortschaften mit 867 Häusern und 7262 Einwohnern. Aus Sierning allein entfallen davon 237 Häuser mit 2139 Einwohnern. Die Gemeinde Sierning grenzt im Norden an Thanstetten und Losenstein­ leiten, im Osten an Gleink und Steyr, int Süden an Garsten, Aschach, Waldneu­ kirchen und Pfarrkirchen und im Westen an Rohr und Kematen. Die südliche Grenze des Gemeindegebietes, welches einen Flächenraum von 3605 5375 ha einnimmt, wird von der Steyr gebildet. Der einzige Zufluss am linken Ufer ist das an dem wasserreichen Hügel, an welchem Sierning liegt, entspringende Bächlein, die alte „Sirnicha", welches an seinem nur 2 km langen Laufe durch Sierning und Sierninghofen 12 Mühlenwerke in Betrieb setzt und sich unterhalb Sierninghofen in die Steyr ergießt. Die Steyr hat ein bedeutendes Gefälle. Das­ selbe beträgt beispielsweise von der Lettmühle (316 in) bis zur Einmündung der Sirnich (304 m) allein 12 IN. Im großen und ganzen zerfällt das Gebiet von Sierning in zwei durch die Paschallingerleiten und ihre Fortsetzungen geschiedene Flächen. In die obere schneidet das Thal der Sirnich ein, die untere fällt steil zur Steyr ab. Bemerkenswerte Höhen- punkte auf der oberen Fläche sind: der in nächster Nähe der westlichen Gemeinde­ grenze befindliche Triangulierungspunkt am Staudingerfelde (408 m) und die Drig- hub (406 w) im Osten. Ferner sind zu erwähnen: der Grenzpunkt an der Neuhofner Straße (407 m), der höchste Punkt der Straße im Hametwalde (405 m), Loibersdorf (393 m), Paschallingerleiten (372 m), das Kreuz aus. der Straße von Sierning nach Pichlern (370 m) und die Kirche in Sierning (367 m). Von dem hochliegenden Pfarrhofe genießt man eine prachtvolle Fernsicht auf die Prielgruppe (2511 m), die Kremsermauern (1599 m), den Traunstein (1689 m), den Hochsengs (1865 m), den Gaisberg (1266 m), den Buchberg (1270 m), den Schoberstein (1283 m), den Schieferstein (1197 m) und den Damberg (811 m). Der Boden ist fruchtbar, und gedeihen alle Getreidearten. Die Obstbaumzucht ist im Aufschwünge begriffen. Die Jagd ist belanglos. Sierning liegt an der Bezirksstraße Steyr—Hall und ist von Steyr 8"5 km entfernt. Von Sierning aus führt die alte und neue Straße nach Hall, eine nach Neuhofen, eine nach St. Florian und eine nach Pichlern. Von Sierninghofen aus zieht eine Straße längs der Steyr nach Grünburg. Der am 2. December 1891 eröffnete Flügel der Steyrthalbahn führt über Sierninghofen und Sierning nach Hall. Sierning hat ein katholisches Pfarramt, eine sünsclassige Volksschule, seit 1842 ein k. k. Postamt, seit 1883 ein k. k. Telegraphenamt, ein Armenhaus, welches im Jahre 1794 durch den Verkauf eines, bei der aufgehobenen Liebsrauenbruderschaft bestandenen Dominicalzehents gegründet wurde. Seit dem Jahre 1822 besteht das uniformierte Schützencorps, seit 1871 eine freiwillige Feuerwehr, seit 1873 das Privatkrankenhaus des Bäckers Anton Landerl, dessen Familie auch im Jahre 1884 das „Landerl'sche Kinderasyl" stiftete. Die Gegend von Sierning war schon den Römern bekannt, denn hie und da wurden Römermünzen gefunden. Erst im Jahre 1890 fand man wieder am Kreuz­ berg eine große römische Bronzemünze von Faustina, der Gemahlin des Antoninus *) Urkundenbuch von Oberösterreich: I. 472. 480. II. 3. 5. 7. 62. III. 103. 112. IV. 442. all. V. 489. 596, 597. VI 319. VII. 204. 692. VIII. 97. 249. 520. — Pillwein: II 29. 78. 213. 418. 422. — Achleutner: 146. — Hagn: Urkundenbuch von Kremsmnnster. 291. 307. 362. — Hoheneck: I. 371. III 604. — Urbar der Herr- schaft Steyr vom Jahre 1658 fol. 681 — 686. 712. — Ergänzungen zum Diöcesanblatte: I 155. II. 587. 593. — Czerny: Der zweite Bauernaufstand. 4. 5. 7. 9. ll. 191. 260 . 358. — Stieve: I. 227. II 107. — Schulchronik. — Prevenhuber: w. 'i 15. 343. — SchreibIinayr: Chronik von Kirchdorf. — Archiv von Steyr: Ar. 4506. i

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2