Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

410 Drei Jahre später kaufte Hartnid von Losenstein von Härtel dem Kätringer dessen freieigene Hube in Dratenbach (Bauer in Dratenbach, Maria Laah 9Zr. 29). Auch die Panhalme waren hier begütert. So besaß Hans Panhalm 1365 das Gut „zu den Hofaern" (Mayr im Hof Nr. 20). Im Jahre 1366 verkauften Philipp und Marchart die Kättringer den Frauen Anna von „Chünring" und Ursula von Pol­ heim das Gut „Datz dem Dorflein, da Ulreich der Flader aufsitzt" (Bauerngut im Dörfl, Ortschaft Schwödiau Nr. 15) und das Gut „da Heinreich der Locher aufsitzt", (Lahergüter, Ortschaft Kroisbach Nr. 16 — 20). Den Kauf siegelte Hartnid der Hauzenbeck von Maria Laah. Hildegarde, die Witwe des Dietmar Chramer, schenkte 1376 dem Spitale zu Steyr das Gut „zu Judendorf im Paumgarten" (Baumgartner Nr. 10). Wolfgang von Losenstein zu Gschwendt vererbrechtete im Jahre 1526 infolge des Banernaufruhrs voni Jahre 1525 unter Nachlass des Sterbhauptes und der Anlait beim Tode des Grundherrn mehrere Güter in der Pfarre Wolfern, was sein Sohn Dietmar 1569 bestätigte. Es werden hiebei genannt: das Mittergut zu Ober­ lindach, von welchem jährlich außer den Roboten zu leisten waren: 2 Pfd. Pfennig, 1 Lamm, 1 Gans, 2 Hennen, 2 Käse, 50 Eier, 6 Ellen „Rupffens Tuech", und für Weißbrot 16 Pfg., — das Gut am Rossperg, die Hub zu Oberlindach, das Nichl- paurnguet zu Michendorf, die Dietlhub, das Ortmairgut zu Winklern und das Fleischhackerlehen zu „Leibmanstorf." Wie Stadt Steyr schon seit 1250 der Hauptsitz der Waldenser gewesen, so blieb sie und ihre Umgebung von der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts an der Mittelpunkt derselben. Zu verschiedenenmalen ivurden Verfolgungen gegen dieselben angestellt mit mehr oder weniger Erfolg. Mit besonderer Energie betrieb der Bischof von Passau, Johann von Scherfenberg (1381—1387), die Verfolgung und Bekehrung derselben in und um Steyr. Vermuthlich die Todesurtheile, ivelche der Ketzerrichter Petrus 1393 über die Waldenser von Wolfern fällte, waren es, welche die ganze Gemeinde zum offenen Widerstande auftrieben. Ihre Bewohner steckten das Pfarr­ haus in Brand, wobei der Pfarrer sammt seinem Gesinde umkam. Auch an den Pfarrhof in Steyr wurde damals Feuer gelegt. Petrus wandte sich daher 1395 in einem Manifeste an die Päpste, die Cardinäle, den gesammten Clerus, die weltlichen Obrigkeiten und insbesondere an die Herzoge von Österreich, um ihnen die Gefahren, welche der Kirche von Seite des Ketzerthumes drohten, eindringlich zu schildern und die Ergreifung strenger Maßregeln zu dessen Unterdrückung zu fordern. Dieser Aufruf >var von Erfolg; die Herzoge Albrecht und Wilhelm ordneten 1397 die Verfolgung der Ketzer an; in demselben Jahre wurden in Steyr mehr als 1000 der Ketzerei Verdächtige eingezogen, theils zur Strafe des Kreuztragens verurtheilt, theils dem weltlichen Arme zur Bestrafung — lebenslängliche Gefängnisstrafe oder Verbrennung auf dem Scheiterhaufen — übergeben. Noch heute zeigt man im Kraxen­ thal bei Garsten den Ketzerfreithof, wo damals 80—100 Personen verbrannt wurden. Die Pfarre Wolfern wird das erstemal im Jahre 1318 erwähnt. Sie war eine Filiale von Sierning und gehörte mit dieser bis 1803 dem Domcapitel in Passau, seitdenl zur Herrschaft Sierniug. Patrou derselben ist jetzt Baron Käst von Ebelsberg. Die gothisch gebaute Kirche ist dem hl. Martin geweiht und hat drei Altäre. Der Hochaltar zeigt die Jahreszahl 1630. Um diese Zeit verweigerten die Zechpröpste von Wolfern ihren zum Kloster ©leint zu leistenden Wachsdienst und stellten ihn schließlich ganz ein. Da aber Wolfern eine Filiale von Sierning war, so verweigerte nun Abt Augustin I. von Gleink, die Stiftung von 10 Gulden und den seit einigen Jahren dorthin schuldigen Zehent zu berichten, worauf der Pfarrer von Sierning, Friedrich Koller, einen Vergleich eingieng und die Sache zum Besten des Klosters entschieden wurde; dies geschah 1650. Im Jahre 1809 wurde daS Tabernakel im Hochaltar von den Franzosen erbrochen und zertrümmert. In der Kirche befinden sich mehrere Grabsteine: an der linken Langseite die der Pfarrer Adam Lang (gest. 1758) und Georg Kubasch (gest. 1741); an der rechten Langseite der der Maria Anna Egger, Pflegerstochter von Losensteinleiten (gest. 1736), und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2