Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

408 seit 1801 in Anspruch. Der Ministerpräsident Schmerling berief ihn zum erblichen Mitgliede und Präsidenten des Herrenhauses, in welcher Stellung er sich als edler tmd ritterlicher Vorkämpfer der Verfassung und der Staatseinheit erwies. Anfangs 1868 wurde er Präsident des sogenannten Bürgerministeriums, zog sich aber im September desselben Jahres zurück. Nach Berufung seines jüngeren Bruders Adolf an die Spitze des Ministeriums 1871 und 1873 wieder zum Präsidenten des Herren­ hauses ernannt, unterstützte er mit seinem Einflüsse die Politik desselben. — In dem westlich vom Schlosse Losensteinleiten befindlichen Garten erbaute er für sich und seine Gemahlin ein Mausoleum, in welchem er am 9. Jänner 1890 beigesetzt wurde. Für den in demselben befindlichen Altar ivurde auf Grund des apostolischen Breves vom 20. Jänner 1891 vom Bischöfe Dr. Franz Maria Doppelbauer am 3. Februar 1891 die Messlicenz ertheilt. Auf Grund der Einantwortnngsurkunde vom 26. Juli 1892 ist nun Karl Fürst zu Auersperg, Herzog von Gottschee, ein Sohn des Fürsten Adolf von Auersperg, Besitzer von Losensteinleiten. Sehenswert sind im Schlosse Losensteinleiten die im ersten Stocke des östlichen Tractes befindlichen sogenannten Fürstenzimmer, die manches alterthümliche Gerüche bergen. In den Gängen und in den Zimmern hängen viele Porträts, doch kennt man bei den meisten nicht die Namen derjenigen, die sie darstellen. Im Speisesaal hängt über dem Kamine das lebensgroße Bild des Johann Weickhard von Auersperg, durch dessen Heirat mit Maria Katharina Gräfin von Losenstein, deren Bildnis ihm gegenüber zu sehen ist, sämmtliche Besitzungen der Losensteiner an sein Geschlecht fielen. An den Speisesaal schließen sich an das rothe und das gelbe Zimmer und das Schlafzimmer. Alle anderen zahlreichen Zimmer des ersten Stockwerkes in allen Tracten zeigen mehr oder iveniger alterthümliche Einrichtung, während das ganze ziveite Stockwerk leer steht. Sehenswert ist ferner die der hl. Dreifaltigkeit geweihte Schlosskapelle, in welcher ab und zu Gottesdienst gehalten ivird. Die alte Stiftung für die beiden Schlosskapläne wurde unter Kaiser Joses II. zum Religionsfonde ein­ gezogen und dafür die Localpfarre in Maria Laah errichtet. In jüngster Zeit Ivird das alte Schloss einer schon nothwendigen Restauration unterzogen. 14. Wolfern. Wolfern*), die bedeutendste Ortschaft der Gemeinde Losensteinleiten, liegt auf einer Hochebene, und ist der Sitz eines Pfarramtes, einer zweiclassigen Volksschule und eines k. k. Postamtes, welches in täglicher Verbindung mit Steyr ist. Von dem in der Nähe des Ortes befindlichen steinernen Kreuz genießt man eine pracht­ volle Aussicht. Wolfern finden wir das erstemal genannt im Jahre 1111. In diesem Jahre bestätigte der Bischof von Passau dem Kloster St. Florian den Besitz eines Gutes zu „woluarin“, welches demselben ein Edler, namens Wilihalm, geschenkt hatte. Ein Erchinger von Wolfern erscheint 1145 in einer Garstner Urkunde als Zeuge. Die Kerschberger, die Volkersdorfer, die Losensteiner und andere hatten hier Besitzungen. *) Urkundenbnch von Oberösterrcich: I. lf>2. 177. II. 141. 165. IV. 177. 270. 2so. V. 18. 48. 208. 220. 547. VI. 290. VII. 300. 473. VIII. (55. 88. 257. 384. 294. 508. — Pillwcin: II. 377. 380. — Ilw 0 f Dr. F.: Österreichisch-ungarische Revue: 1891. 2 . und 3. Heft. — Pritz: (ttarsten-Gleink, 198. —Ergänzungen zum Divcesan- blatte I. 75. II. 03. 71. 592.

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