Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

404 verkauften im Jahre 1472 dem Dominicauerorden zur Erbauung eines Klosters in Steyr ihr dortiges Haus in der „Vässlgassen", wogegen sich der Orden verpflichtete, für die Losensteiner gewisse Jahrtage zu halten. Im Jahre 1492 erkaufte er die Feste Jmmung, und im folgenden Jahre führten er und Caspar von Volkersdorf bei der Leichenfeier Kaiser Friedrichs das Klagpferd. Jrn Jahre 14(16 schickte Heinrich von Geymann auf Schiffartseck bei Krons­ torf und seine Sippe der Stadt Steyr, die ihm sein Haus zu Steyr unter der Brücke abgebrochen hatte, einen Absagebrief, worauf die Steyrer gegen ihn zogen, Schiffartseck belagerten und eroberten und mehrere seiner Sippe gefangen nahmen, die nur auf Bitten Edler und Unedler — und namentlich auf Bitten Wilhelms von Losenstein zu Losensteinleiten — der Haft entledigt wurden. Die zu Schiffartseck gehörigen Lehengüter mussten die Steyrer im Jahre 1470 auf kaiserlichen Befehl herausgeben, und gelangten dieselben an Georg von Feichter, einen Dienstmann Wilhelms von Losenstein. Im Jahre 1484 befahl Kaiser Friedrich den Städten Steyr, Linz, Wels und Enns, das Blauerwerk der Feste Schiffartseck vollständig abzubrechen, damit sich die feindlichen Ungarn dort nicht festsetzen könnten, welchen Befehl er im folgenden Jahre wiederholte. Wilhelm von Losenstein widersetzte sich der Schleifung der Feste und erbot sich, dieselbe dem Lande zur Hut, dem Feinde zur Wehr mit seinen Leuten zu vertheidigen. Doch noch in demselben Jahre kamen die Ungarn an die Enns, schlugen bei Ernsthofen eine Brücke über dieselbe, warfen Schanzen und Befestigungen auf, welche nach ihrem Anführer die „Tettauer Schanze" genannt wurden, von wo aus sie gegen Steyr und Enns streiften und das Land verheerten. Schiffartseck nahmen sie ein, ivurden aber von den Steyrer Bürgern daraus vertrieben. Vor ihrem Abzüge hatten sie es jedoch in Brand gesetzt und ganz ruiniert. Die Ungarn, welche die Tettauer Schanze noch immer besetzt hielten, nahmen am 23. August 1490 auch wieder Schiffartseck in Besitz, um dort eine neue Schanze anzulegen. Da sie von hier aus die Landbevölkerung arg bedrückten, wandten sich die Steyrer an den Kaiser, welcher Gotthard von Starhemberg zum Anführer des Aufgebotes bestimmte und den Steyrern befahl, Gewehre, Munition und Pfeile beizustellen. Die Stadt Steyr stellte 10 Mann zu Pferde, 100 zu Fuß, Munition, viele Kanonen, Kugeln und Steine, mehrere Centner Pulver, Pfeile und Zimmerleute. Das Scheckenamt stellte 3 und die Herrschaft Steyr 100 Mann zu Fuß und die umwohnenden Adeligen ebenfalls eine entsprechende Zahl von Leuten und Rüstü'ägen. Die Tettauer Schanze wurde durch 5 Wochen belagert und am 10. October 1490 zur Übergabe gezwungen. Die Ungarn zogen ab, die Schanzen, Thürme und Brücken, wie auch Schiffartseck wurden niedergerissen und zerstört und so das Land von der gefährlichen Nachbarschaft befreit. Wilhelm von Losenstein hatte mit seiner ihm im Jahre 1476 angetrauten Gemahlin Barbara von Parsberg fünf Söhne, von welchen, da die anderen ohne männliche Nachkommen starben, Achaz die Herrschaft Losensteinleiten überkam und die Linie weiter fortpflanzte. Sein Bruder Sebastian war ein wackerer Kämpe. Als im Jahre 1521 Kaiser Ferdinand l- mit seiner Braut Anna von Ungarn in Linz das Beilager hielt, wurde nebst anderen Festlichkeiten auch ein Turnier abgehalten. Ein vornehmer Spanier ergieng sich in Schmähreden über die Deutschen und ließ an das Rathhaus anschlagen, dass er es mit jedem auf Leben und Tod aufnehme, doch achtete man nicht darauf, um die Hochzeitsfreuden nicht zu stören. Als aber der Spanier dann desto heftiger schmähte, nahm Sebastian von Losenstein den Kamps mit ihm auf. Zur festgesetzten Stunde ritten beide in die Schranken ein, ivobei sich jedermann wunderte, was wohl der Losensteiner mit seinem anhan­ genden Bihänder zu Pferde anfangen werde. Zuerst rannten sie mit Spießen gegen einander, trafen sich jedoch nicht. Dann griffen sie zum Schwerte und des Losen- steiners Freunde harrten in banger Erwartung des Ausganges, da sie sahen, wie ihm der Spanier arg zusetzte. Doch Sebastian vertheidigte sich trefflich. Plötzlich ließ er den Maulkorb seines Rosses fallen, welches das seines Gegners bei der Nase

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