Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

400 jener Zeit hat. Der verstorbene Maier zu Staning, ein Bauer in der Nähe von Stadelkirchen, ließ das Denkmal von kundiger Hand renovieren. Es ist dasselbe ohne Zweifel jenes Epitaphium, welches sich bis auf die Todesanzeige der alte Georg von Neuhaus an der Stelle der zivei herausgerissenen Altäre selbst errichtet hat. Beim rechten Seitenaltar befindet sich in die Mauer eingelassen eine Marmor­ platte, welche früher aus dem Fußboden der Kirche vor dem Hauptaltare ruhte. In dieselbe ist das Wappen der Neuhaus gemeißelt mit der deutlichen Umschrift: „Hier liegt begraben der Edel und Gestreng Herr Georg von Neuhauß von Nueting zu Stadelkirchen und Senftenberg Röm. Kais. Mas. Rath und einer löblichen Land­ schaft in Österreich ob der Enns Verordneter sambt seiner änderten Gemahlin, Frauen Sophia geb. Schiferin, welcher in Christo dem Herrn entschlafen ist zu Linz den 19. Martio anno 93, denen Gott allen eine fröhliche Auferstehung verleihe. Amen." — Ober dem Eingänge innerhalb der Kirche ist ein drittes Epitaphium, ein großer runder Wappenschild erhaben in Holz gearbeitet, mit Farben ausstaffiert. Derselbe zeigt die drei Wappenschilde der Neuhauser, der Schiefer und der Hohenecker und eine Legende um den Rand, die im wesentlichen mit jener auf dem Monument an der linken Seitenwand übereinstimmt. Das Ganze ist ein sogenannter Todten- oder Stifterschild, eine Art von Erinnerungsmalen, welche neben den Grabmalen gerne in Gebrauch genommen wurden, doch nicht in allgemeine Verwendung kommen konnten, daher diesen Denkmalen eine gewisse Seltenheit und Merkwürdigkeit anhaftet, die dadurch, dass verhältnismäßig nur wenige Exemplare auf unsere Zeit gekommen sind, gesteigert >vird. Es haben sich in unserem Bezirke nur der Todteuschild des letzten Volkersdorfers in Schloss Weißenberg und der des Georg Neuhauser iu Stadelkirchen erhalten. Diese Todtenschilde wurden gleichzeitig mit Grabmalen für denselben Verstorbenen verwendet, oft aber auch nur allein ohne Grabmal über der Ruhestätte an der Innenwand der Kirche befestigt. In vielen Füllen dienten sie nur als Andenken an in der Ferne Verstorbene und Begrabene, in welchem Falle sie in Kirchen und Familien-Ruhestätten an einer bevorzugten Stelle aufge­ hangen wurden. Die in der Sacristei aufbewahrte, einst ober betn Altarbild des rechten Seiten­ altars befindlich gewesene Verzierung zeigt zivei Wappenschilde: das des Anton Eckhardt von der Thänn (drei schwarze, pfahlweis gesetzte und gekrönte Pyramiden im Silberfelde, aus der Krone ein schwarzer, mit einem goldfarbenen Halskragen bekleideter und mit einer schwarzgelben gewundenen fliegenden Binde umgürteter Btann hervorragend, der auf dem Haupte eine rothe ungarische Kappe hat, und in der Rechten einen Pusicän, in der Linken eine Hellebarde hält) und das seiner Gemahlin, einer gebornen von Mayr (erstes und viertes Viertel ein steigendes Einhorn, zweites und drittes Viertel zweimal pfahlweise gelb blau getheilt). Ferner befinden sich hier zwei Reliquienschreine aus dem Jahre 1722. 11. Schloss Tonn. Zu Anfang dieses Jahrhunderts waren in der Ortschaft Tann (Thann, Thänn) noch die Trümmer des einstigen Edelsitzes Tann*), über welchen nur wenige Nach­ richten sich erhalten haben, in einem ausgetrockneten Teiche wahrzunehmen. *) Urkundenbuch von Oberösterreich: II 404. III 284. 305. 330. VII. 446. — Hoheneck: I. 73. III. 453. 457. — Pi llwein: II. 70. — PrevenHuber: 276. 280 . 296. 297.

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