Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

399 Auersperg um den Preis von 74000 fl. das Gut Stadelkirchen. Von ihm gelaugte es an Karl Fürsten von Auersperg und von diesem vermöge der Einantwortungs­ bewilligung vom 1.Februar 1802 an Wilhelm Fürsten von Auersperg. Nach dessen Ableben kam es am 10. Mai 1828 an die Verlassenschaft seines Sohnes, des Fürsten Wilhelm von Auersperg, und am 20. Mai 1828 wurde Karl Wilhelm Fürst von Auersperg als Eigenthümer von Stadelkirchen in die Landtafel eingetragen. In den Jahren 1808 und 1818 hatten die Größwanger'schen Eheleute aus Steyr das Schloss Stadelkirchen und das Brauhaus käuflich an sich gebracht; die Herrschaft Stadelkirchen, aus welcher man 10 Lehen gebrochen hatte, wurde seit jener Zeit von Losensteinleiten aus verwaltet. Da jedoch im Verlaufe der Zeit aller Grundbesitz rusticalisiert und verkauft worden war, wurde aus Grund des Localerhebungsprotokolles ddto. Steyr, am 5. Mai 1884 und der Mittheilung des oberösterreichischen Landesausschusses vom 5. August 1884, Z. 7954, die Landtafel­ einlage der „Herrschaft Stadelkirchen im Traunviertel" als gegenstandslos gelöscht. Im Besitze der Gebäudereste von Stadelkirchen, des Brauhauses Nr. 9 und des Gasthauses Nr. 12, folgte auf Größwang Federmayr, hierauf Gerstmayr und seit 1867 Josef Winter. Am 13. Juli 1892 schlug der Blitz bei der Sudpfanne in das Brauhaus ein und verbrannte das Dach desselben. Im Jahre 1716 wurde im Schlosse Stadelkirchen Georg Schwandtner geboren, welcher später zu großem Ruhme gelangte. Er studierte zu Linz, dann zu Wien, ward Advocat, bereiste Deutschland, Italien, Serbien, Ungarn und die Wallachei und verschaffte sich viele Kenntnisse. Er ward dann k. k. Hosagent und hierauf Custos an der k. k. Hofbibliothek. Hier entwickelte er eine ungemeine Thätigkeit; er hinterließ sechs von ihm geschriebene Folianten der von seinem Vor­ gänger Heyrenbach begonnenen Recensionen der Universitäts-Bibliothek, die Beschrei­ bung von mehr als 2000 Codices und Diplomen, ein für Bibliographen sehr schätz­ bares Werk. Auch verfasste er mehrere lateinische Werke. 1791 wurde er zum ersten Custos mit dem Titel eines k. k. Hofrathes ernannt, starb aber bald darnach am 20. September 1791. Die schon im Jahre 1263 urkundlich erwähnte Kapelle in Stadelkirchen hat im Laufe der Zeit verschiedene bauliche Veränderungen erfahren. Das kleine Kirchlein zeigt uns von innen und außen die Formen einfachen gothischen Stiles. Der Thurm ist von einer gothischen Spitze gefälligen Ansehens gekrönt. Unterhalb des Thurm­ helmes prangt das große Wappen der Erbauer, zwei kreuzweise übereinander gelegte Rechen für Neuhaus und der Rabe mit dem Ringe im Schnabel für die Schiefer. In dem Thurme hängen zwei Glocken und zeigt die größere aus dem Jahre 1645 folgende Inschrift: MIT. DER. HILF. GOTTES. BIN. ICH. DURCH. DAS. FEIE, GEFLOSSEN — XXXXV. SIMON. VHRNDORFER. IN. STEIR, HAT MICH GE­ GOSSEN. — GOTES. WORT. BLEIBET. EWIG. A. GOT. WACH. AVF. DAS. ALLE. DEIN. FEINT. ZERSTREIET. WERDEN. Die Kleinere hat die Inschrift: I. M. PETELER IN STEYR 1866. Im Innern des Kirchleins sehen wir an der linken Seitenwand einen Grab­ stein von überraschender Schönheit. Derselbe ist von ansehnlicher Ausdehnung aus Kehlheimer Stein hergestellt und von rothem Marmor geschmackvoll eingefasst. Das Monument stellt in erhabener Arbeit die Anbetung der hl. drei Könige vor. Ober­ halb auf erhabenem Schilde stehen die Worte: Et adorabunt eum omnes Reges terrae, omnes gentes servient ei. Unterhalb der Vorstellung knien links zwei Männer mit zwei Knaben, rechts zwei Frauen mit sechs Jungfrauen, alle im spanischen Costüm damaliger Zeit; am Rande die Wappenschilde der Schiefer und Neuhauser und am Fuße die Worte: „Hier liegt begraben der Edl, Gestreng Herr Georg von Neu- hauß und Rueting zu Blaimbaw und Stadelkirchen Rom. Kais. Maj. Ratb und Verordneter in Österreich ob der Enns, der gestorben ist 19. Martio 1593. Dem Gott Gnad." An der Spitze des Monumentes ist Gott Vater vorgestellt. Das Ganze gehört unbedingt zu den schönsten Marmorarbeiten, die Oberösterreich aus

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