Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

397 machte, bekannte er in demselben, dass er des Schreibens unkundig sei und auch selbes nie gelernt habe. Stadelkirchen kam dann durch Erbschaft an die Herren von Neuhaus. Als ersten Besitzer aus diesem Geschlechte finden wir den Georg von Neu­ haus, der mit Regina von Hoheneck, der einzigen Tochter des Martin von Hoheneck zu An und der Frau Barbara Stadler zu Stadelkirchen und Plumau, vermählt war, wodurch nach dem Absterben des Bartholomäus Panhalm Stadelkirchen an ihn gelangte. Georg von Neuhaus war 1550 kaiserlicher Rath und Landrath, 1559 Verwalter der Landeshauptmannschaft, 1503 kaiserlicher Salzamtmann in Gmunden, 1503—1509 Landesanwalt, 1575 Landschaftseinnehmer und von 1582 bis zu seinem im Jahre 1593 erfolgten Tode Verordneter der Landstände in Oberösterreich. Im Jahre 1584 wurde durch die kaiserlichen Räthe Georg Hoheneck von Hagen- berg, Georg Nenhauscr zu Stadelkirchen und Christoph Strutz, Landschreiber, ein schon seit dem Jahre 1523 zwischen der Stadt Steyr und dem Kloster Garsten schwebender Streit zu Gunsten der Stadt entschieden. Garsten wollte nämlich der Stadt Steyr vor dem St. Gilgenthor bei der Pfarrkirche keinen Burgfrieden zuge­ stehen und behauptete, die Hofmark des Klosters erstrecke sich bis an die Stadtmauer, bis dahin, wo früher der Sarmingbach durch den Leichperg in die Enns geflossen und wo jetzt das neue Thor in Reichenschwall sei, indem der Sarmingbach ihre Grenze bilde, der nun oberhalb des Hundsgrabens beim Zaune am Stiglhof (jetzt Neulust) abgegraben und in die Steyr abgeleitet ivorden sei, was die Steyrer bestritten. Georg Neuhauser ließ das Schloss Stadelkirchen drei Stockwerke hoch neu herstellen, und entnehmen mir einer Aufzeichnung von 1027 im Archive in Gleink folgende Beschreibung desselben: „Erstlichen ist das Schloss mit einem schönen Wassergraben umfangen und noch nicht lange in drei Gadenhöch (Stockwerken) erbaut worden. Darinnen in der untern Gadenhöch eine große, schöne, gewölbte Gesindstube, daran eine große Kuchl, darneben zwei Gewölber und eine Schlafkammer für das Gesinde. Mehr ein Reit- stall aus o Ross und ein Keller; item zwei Geivölber, welche alle Stück durchaus gewölbt sind. Item in der mitten! Gadenhöch vier ausgebaute Zimmer, eine Kinds­ stuben, daran ein klein gemauertes Stübel und vier Kammern, auch zwei Vorhäuser und Gänge. Mehr in der obern Gadenhöch ein schöner, weiter Saal, da eine große Tafelstnben neben einer großen Kammer. Item zwei andere Stuben und ein ge­ mauertes Stübel neben der Tafelstnben sammt einem gewölbten Vorhaus und Gang. In der Mitte des Hofes ist ein Thurm, darinnen ein Gewölb und alles wie oben vermeldt mit einem Wassergraben umfangen. Dann außer dieses Wassergrabens im Hof ein neues Badstübl, bei dem ein schöner Röhrbrunnen von guten frischen Brunnwasser, welcher vor diesem in das Schloss, Kuchl und Stall geronnen. Weil aber viel Jahr her das Gut durch einen Herrn nicht selbst bewohnt worden, also ist dasselbe abgekommen, kann aber allezeit mit schlechten Unkosten wieder hinein­ geführt werben. Unter dem äußeren Thor ein gewölbtes Stübel und Kammer für einen Thorwärtl, auf dem Thor ein Stuben und Kammer, dabei auf jeder Seite zween Traidtkästen, neben dem Thor zween Ställ, darunter der eine gewölbt, wo 15 Ross stehen können, in dem andern aber 20 Pferd. Mehr seind um den Wasser­ graben um und um lauter schöne Obstbäum, welches alles mit einer Ringmauer umfangen und sein in gedachter Ringmauer zwei Thor; auf dem einen so in dm Garten geht, ein Thurm, in welchem ein gemauertes Zimmer, im andern Thurm ein Stampf. Alles zusammen ist angeschlagen auf 0000 Gulden." Mit dem Kloster Gleink gerieth Neuhauser in einen langwierigen Streit. In Stadelkirchen, welches als eine Filiale zu Dietach gehörte, war ein Con- ventuale des Stiftes Gleink angestellt, welcher der protestantischen Lehre ergeben war und deshalb von Abt Michael II. entfernt wurde. Dies benützte Georg Nen- hauser und stellte eigenmächtig den protestantischen Lehrer seiner Kinder, Johann Bayer, als Prediger aus, ließ 2 Altäre in der Kirche niederbrechen und sein Grabmal

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