Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

392 hinschicke». Endlich kam doch ein Vergleich zustande; die Gemeinde trug einiges bei und der Abt das übrige. Im Jahre 1580 wurde der Bau vollendet. Im Jahre 1598 hatte der Abt den Pfarrer von Dietach, einen Weltpriester, ivelcher vom vorigen Abte angestellt worden ivar, abgesetzt und denselben einige Zeit im Kloster verwahrt. Er hatte statt katholischer Lehren die protestantischen vorge­ tragen, oder sich bald auf diese, bald auf jene Seite geneigt, war verheiratet, führte ein ärgerliches Leben und hatte sogar ein schweres Verbrechen begangen, welches aber nicht genannt wird. Der Abt ernannte einen neuen Pfarrer, die Herrschaft Steyr protestierte gegen die Absetzung und die Ernennung, allein da dieselbe kein Recht dazu hatte, nahm auch der Abt keine R'ücksicht darauf. Im Jahre 1014 erhob sich wieder ein Streit zwischen dem Kloster und den Pfarrkindern von Dietach, welche dem Pfarrer die schuldige Getreidesammlung verweigerten, iveil er ihre Todten „protestantischer Religion" nicht aus dem Friedhose begraben ließ. Der Abt erklärte dem Landeshauptmann und dem Burggrafen zu Steyr, dass jenen, sobald sie sich bekehren und um die Seelsorge bei ihrem Pfarrer anhalten ivürden, auch die Er­ laubnis ertheilt werden ivürde und alles geschehen solle, ivas Vorschrift sei. Die Getreidesammlung sei auch nicht wegen des Begräbnisses am Friedhofe, sondern zum Unterhalt des Pfarrers und Kirchendieners bestimmt, ES ivurde denn auch vom Landeshauptmann der Herrschaft Steyr ausgetragen, ihre Unterthanen in der Pfarre Dietach zur Verabfolgung der gewöhnlichen Sammlung anzuhalten, — Die Kirchen­ bücher sangen mit dem Jahre 1045 an, 1087 ließ Abt Rupert I. die Kirche in Dietach renovieren und zivei neue Altäre baue», welche die damals beträchtliche Summe von 520 fl, kosteten, 1708 wurde der Pfarrhof von Dietach vom Abte Wolfgang III. fast ganz neu gebaut. Von 1830 bis 1840 wirkte Norbert Pnrschka als Cooperator in Dietach,— Norbert Pnrschka, ein gottbegnadeter Volksdichter, ivurde am 3, Juni 1813 zu Linz als der Sohn eines bischöflichen Kanzleibeamten geboren, studierte am Gymnasium in Linz, trat dann in das Priesterseminar daselbst, wurde am I I , Juni 1830 zum Priester geweiht, wirkte als Cooperator in Dietach von 1830—1840, als Pfarrer in Grünburg von 1840—1873 und pastoriert seit 1873 in Waldnenkirchen, Seit 1803 ist er Dechant im Decanate Spital, Erst int Jahre 1885 wurden einige seiner Dichtungen in weiteren Kreisen bekannt, als er ans wiederholte Bitten sich entschlossen hatte, einiges zur Herausgabe der „Hoamat" beitragen zu wollen. Diese ivenigen Dichtungen errangen lebhaften Beifall, der bald zum ©htm der Begeisterung anschwoll, als 1880 der erste und 1892 der zweite Band von Purschkas Muse erschien. Ein Seelenhirte im schönsten Sinne des Wortes, ist er zugleich ein Seelen­ maler seines Volkes geworden, Ernst und Scherz, Jugend und Alter, Volksscenen und Volkscharaktere im buntesten Wechsel, wie sie das Leben bietet, schreiten in diesen Dichtungen getreu verkörpert und beseelt an uns vorüber. Dazu die frisch sprudelnde Quelle echten Humors, die tiefe und wahre Lebensweisheit und Herzensgüte — kurz, aus seinen Worten redet ein Dichter von Gottes Gnaden zu seinem Volke, Einen Beiveis, welch' großer Verehrung und Wertschätzung sich der hehre Dichtergreis erfreut, gab die Feier seines 80. Geburts- und Rameussestes, welche int Jahre i893 Rah' und Fern' int Dorfesfrieden von Waldnenkirchen vereinte. Über die Gründung der Volksschule Dietach liegen nur sehr ivenige Daten vor. Bestimmt lässt sich angeben, dass int Jahre 1798 ein Schuhmacher itt seiner Behausung die Kinder der umliegenden Häuser versammelte, um sie in Religion, Lesen, Rechnen und Schreiben zu unterrichten, Hiefür brachten ihm die Kinder Lebensrnittel und hie und da auch Geld, In Stadelkirchen unterrichtete ein Weber unter ähnlichen Verhältnissen, Ter erste geprüfte Lehrer trat ungefähr 1810 seine Amtsthätigkeit in Dietach an. Er hieß Karl Zeller, war Krämer und Eigenthümer des int Jahre 1873 abgebrochenen alten Schulhauses, welches aus dem Platze stand, ans dem sich jetzt das neue Schulgebäude erhebt. Die Kinder in Stadelkirchen wurden zum Besuche der öffentlichen Schule itt Dietach verhalten, — Im

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