Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

391 Der Pfarrer von Dietach versah auch den Dienst in Stadelkirchen. Leonhard der Stadler schenkte 1440 dem Vicar Simon Ehrenhauser in Dietach zwei Huben in der Pfarre St. Florian. Papst Paul II. trug 1467 dem Abte von Seitenstetten auf zu untersuchen, ob wirklich die Pfarre Dietach so nahe bei dem Stifte und in mittelmäßigen Vermögen-verhältnissen sei, und in diesem Falle dem Kloster zu erlauben, diese Pfarre wie bisher entweder durch Mitglieder des Stiftes oder Welt­ priester zu besetzen, was der Abt im folgenden Jahre vollzog. Im Jahre 1532 suchten die Türken unsern Ort heim. Kasim Pascha kam mit 15000 Mann am rechten Ufer der Enns an, überschritt dieselbe bei Ernsthofen und machte in der Gegend um Gleink alles nieder. Nach Aussage des damaligen Pfarrers Markus von Dietach ivurden an 2000 Menschen niedergehauen oder gefangen fortgeschleppt. Die Kirche zu Dietach wurde vollständig ausgeplündert und dann niedergebrannt. Im Jahre 1546 ergieng von Kaiser Ferdinand aus Preßburg ein ernster Befehl an den Abt von Gleink, die damals unbesetzte Pfarre Dietach mit einem tauglichen Pfarrer ans dem Weltpriesterstande oder, wenn nicht leicht bei dem damaligen Mangel einer zu bekommen wäre, mit einem Conventualen zu besetzen. Der Abt vertheidigte sich und sagte, dass die Pfarre Dietach jederzeit durch taug­ liche Priester versehen wor- den sei, und nur die Zech- pröpste und ihr Anhang sie für untauglich befunden hätten, iveil sie nicht nach ihrem ungerechten Verlan­ gen das Sacrament unter beiden Gestalten reichen und die Predigt nicht int Sinne der Reformation halten wollten; sie hätten daher einen braven Conven- tual des Stiftes, ihren T,c,nrt’- Pfarrer, schon verjagt und vertrieben und ihm die gebärenden Einkünfte nicht gegeben; daher sei es ge­ kommen, dass die Pfarre ein Vierteljahr ohne eigenen Vorsteher gewesen sei, dessenungeachtet aber ivurde vom Kloster dort die Seelsorge ausgeübt; der Abt habe ihnen einen braven und gelehrten Mann, welcher früher auf einer anderen Pfarre war, bestimmt, allein auch dieser habe ihnen missfallen, iveil er nicht im protestantischen Geiste gelehrt. Sie haben ihm gedroht, ihn über die Friedhofsmauer hinauszuwerfen, wenn er sich noch einmal sehen lassen sollte. Es sei früher dem Abte selbst, als er dort noch Pfarrer gewesen, nicht besser ergangen, und er habe viel Unbilden daselbst leiden müssen; selbst in der Kirche sei von protestantischen Bauern mancher Frevel verübt ivorden, und er habe keine Abhilfe gefunden. Int Jahre 1579 war der Pfarrhof in Dietach abgebrannt, und der Abt ersuchte den Burggrafen von Steyr, die zu jener Pfarre gehörigen Unterthanen anzuhalten, dass sie Beiträge zur Herstellung desselben liefern möchten, ivas sie nicht thun wollten, lvenn ihnen nicht auch die Einkünfte der Pfarre und die Vogtei übergeben lvürden, welches sonderbare Beginnen der Abt nicht hatte bewilligen können. Der Burggraf hielt es aber mehr mit den Unterthanen und verlangte, der Abt solle auf eigene Kosten den Bau ausführen und die Pfarre mit einem tauglichen Seelsorger besetzen. Der Abt schlug das erste ab und gab ans das zweite Begehren zur Antwort, dass an katholischen Priestern in seinem Kloster kein Mangel sei, allein einen protestan­ tischen Pfarrer wolle und könne er nach dem Wunsche der Gemeinde dort nicht

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