Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

389 Zum Schulsprengel Dietach gehören die Ortschaften: Dietach, Dietachdorf, Stadelkirchen, Thann und Winkling. Der Schulsprengel hat nach der neuesten Volkszählung 1392 Bewohner, welche fast durchgehends deutsch sprechen und sich zur römisch-katholischen Religion bekennen. Die Bewohner Dietachs beschäftigen sich vor- zngsweise mit Landwirtschaft, betreiben das Handwerk oder sind Arbeiter der Waffen­ fabrik in Steyr. Dietach wird von der Landstraße Steyr — Enns, in welche gut erhaltene Wege münden und die Zufahrt zu den großen, geräumigen und reinlich gehaltenen Bauernhöfen ermöglichen, quer durchzogen. Bon größeren Waldungen sind in Dietach das Banholz und das Gleinkerholz zu nennen. Herzog Thassilo II. schenkte dem Kloster Kremsmünster bei dessen Gründung im Jahre 777 unter anderem 30 Slaven, die an der „Todicha" ivohnten, und jenen Strich Landes, den dieselben int Forste zwischen den Flüsschen „Todicha und Sirnicha" urbar gemacht hatten, ivas Kaiser Karl der Große 791 und 802 bestätigte. Es war dies der Landstrich zwischen dem jetzigen Dietach und Sieruing. Als das Kloster Kremsmünster infolge der Magyareneinfälle int 10. Jahr­ hunderte in Schutt und Asche lag und sich die Mönche zerstreut hatten, ließ sich Bischof Pilgrim von Passau auf Grund ziveier Urkunden der Kaiser Lndivig und Arnulf die Abtei Kremsmünster mit ihren Besitzungen int Jahre 975 von Kaiser Otto II. bestätigen. Das Kloster Kremsmünster entstand wohl ivieder, allein es erlangte nicht ntehr alle seilte früheren Besitzungen und blieb Dietach im Besitze des Bischofes von Passau. Bischof Pilgrim hatte bald nach Erhalt der genannten Güter in Dietach eine Kirche erbaut, dieselbe zu Ehren der Apostel Peter und Paul gelveiht und sie, da in dieser Gegend noch lvenige Kirchen bestanden, mit besonderen Freiheiten ausgestattet. Im Jahre 1088 übergab Bischof Altmaun von Passau die durch Brand zer­ störte und wieder neuerrichtete und eingelveihte Kirche in Dietach sammt ihrem Gute dem Markgrafen Otakar II. von Steyr, zu dessen Burggebiet ihr Grund und Boden gehörte, lvofür er dessen Güter am Hausruck erhielt. Er erhob sie dabei zu einer Pfarrkirche, deren Gebiet einerseits an die Steyr und Enns, anderseits an das Pfarrgebiet von Lorch und an die Gebiete der Klöster St. Florian und Krents- münster reichte. Herzog Leopold V. von Österreich verlieh nun int Jahre 1192, als er sich in der Stadt Steyr aufhielt, die Kirche in Dietach dem Kloster Gleink für jenes Gut in Dietach, das einst „Wuelfing" besessen hatte, tutb welches Herzog Otakar IV. von Steyr dem Kloster geschenkt hatte. Es ist das heutige Dietachdorf. Da jedoch Herzog Leopold schon früher die Kirche in Dietach dem Pleban von Sieruing überwiesen hatte, so lvurde hiebei bestimmt, dass dieser sie bis an sein Lebensende behalten solle, worauf sie ohne Einsprache an das Kloster Gleink zu fallen habe. Diese Schenkung bestätigte 1220 sein Sohn Herzog Leopold der Glorreiche und 1233 sein Enkel Friedrich der Streitbare. Die Kirche in Dietach lvurde aber nicht gutwillig dem Kloster Gleink zurück­ gegeben, sondern blieb mit Unterstützung eines Laien in der Gewalt des Plebans von Sieruing, weshalb Abt und Eonvent Klage führten, bis endlich Papst Urban IV., da der Sierninger Pfarrer Domherr von Passau war, den berühmten Olmützer Bischof Bruno von Schaumburg im Jahre 1202 beauftragte, diesen Streit zu ent­ scheiden. Bruno kam jedoch nicht dazu, daher lvurde int folgenden Jahre durch den Bischof von Passau, den Propst und einen Chorherru von St. Florian, den Dechant von Lorch und einen Domherrn von Regensburg die Angelegenheit durch einen Ver­ gleich entschieden. Es wurde bestimmt, dass die Kirchen in Dietach und „Stadel" znm Kloster Gleink gehören. Der Kirche in Dietach lvurdeu 79 Zehenthäuser zuge­ wiesen, während die Bewohner aller anderen auch künftighin von der Kirche in Sierning aus versehen werden sollten. Bon diesen Zehenthäusern lagen: 1 an dem „Haevberch" (Leutnergut in Heuberg, Dietach Nr. 12), 1 „unterm Berg" (Mairgut

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