Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
26 die Gährungen in Ferdinands Oieicbc. In Italien und in Wien war wieder Ruhe geworden, aber in Ungarn dauerte der Aufstand fort; deswegen legte der Kaiser am 2. December 1848 die Regierung nieder und zog sich zurück in die königliche Burg zu Prag, um daselbst ungestört dem Wohlthun zu leben. 12. Unser Kaiser. *) Als die (Währungen des Jahres is4s in unserem lieben Österreich jenen Höhe punkt erreicht hatten, an tvelchem die (Grenzlinie verläuft zwischen Sicherheit und Untergang; als die geifernde Schlange der Revolution kühn ihre Bewegungen voll zogen, der Unverständige blindlings folgend sich zum greulichen Drittel des Aufruhrs hergegeben hatte, und Brüder gegen Brüder siiuatifch kämpften, da entsagte der gütige Kaiser Ferdinand in der erzbischöflichen Residenz zu Olmütz der Krone, und seilt erlauchter Bruder Franz Karl gab durch Verzichtleistung auf dieselbe dem Reiche einen thatkräftigen, jugendlichen und tapfern Herrscher in seinem Sohne, dem gefeierten Kaiser Franz Josef 1, der kaum ein halbes Jahr zuvor persönlich an dem kühnen Flankenmarsche theilgenommen hatte, der gegen die bei Curtatone verschanzten Toscauer und Reapolitauer unternommen ivard, welche größtentheils gefangen ivurdeu. Ebenso hatte Franz Josef seine Tapferkeit beim Sturme auf Santa Lucia bensiesen. Des neuen Herrschers große Aufgabe war die Herstellung der Ruhe und Ordnung im Staate. Hehre Namen bezeichnen die Helden, ivelche unsern kaiserlichen, selscu- treueu Krieger im Kampfe zu Sieg und Ruhm führten. Bom Tage der Eapitutation von Vilagos ist die gänzliche Entkräftung der revolutionären Elemente 31t datieren. Des Kaisers Fürsorge war dann darauf gerichtet, die Worte zur Wahrheit iverden zu lassen, ivelche er bei seiner Thronbesteigung den Völkern zugerufen: „Auf den Grundlagen der wahren Freiheit, der Gleichberechtigung aller Völker des Gleiches und der Gleichheit aller Staatsbürger vor dem Gesetze, sowie der Theilnahme der Volksvertreter an der Gesetzgebung wird das Vaterland neu erstehen, in alter Größe, aber in verjüngter Kraft, ein nnerschütterlicher "Ban in den Stürmen der Zeit, ein geräumiges Wohnhaus für die Stämme verschiedener Zungen, ivelche unter dem Scepter Unserer Väter ein brüderliches Band seit Jahrhunderten umfangen hielt." Nachdem Se. Majestät die schönsten Jugendjahre dem Wohle seiner Völker geweiht und mehrere Reisen in seine Länder unternommen hatte, musste er int fünften Jahre seiner Regierung, am 18. Februar 185:;, jenen schauerlichen Augenblick erleben, in welchem sein Leben von einem Meuchelmörder bedroht ivurde. Zum Danke für Gottes gütigen Schutz ivurde eines der prachtvollsten Bauiverke, die Heilands- oder Votivkirche in Wien, aufgeführt. Im folgenden Jahre führte Seine Majestät unsere allgeliebte Kaiserin Elisabeth als seine Gemahlin in die Residenz seines großen Reiches ein. Die Völker desselben übertrugen ihre Treue, ihre Liebe, ihre angestammte Anhänglichkeit an Kaiser und Reich auch sofort auf die neuerkorene Monarchin; and der glücklichen Ehe des erlanchten Herrscherpaares entsprossen vier Kinder; am 21. August 1858 verkündeten Glockentöne und Kanonendonner das freudigste Ereignis am Kaiserhose: Sr. Majestät ward int Kronprinzen Rudolf ein Thronerbe geschenkt, der stets der Stolz und die Freude eines jeden guten Österreichers war, leider aber am 30. Jänner 1880 gestorben ist. Schon im Jahre 1854 ward der Kaiser genöthigt, 50.000 Manu seiner Truppen unter Feldmarschall Eoronini in die Donaufürstenthümer zu senden, und Napoleon HL veranlasste durch die bekannte R'eujahrsrede ant Tuilerieuhofe unseren friedliebenden ) Smctz: „Geschichte der österreichisch ungarischen Monarchie."
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