Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

376 Schafweidmühle, welche die beiden seit jeher frei benützt hatten, einzog, worüber ein Rechtsstreit losbrach, der im Jahre 1495 am Freitag vor Invocavit durch ein Schiedsgericht von sechs unparteiischen Männern — Mncenz Oberhaymer, Hans Lang, Hans Judenschlacher, beide Messerer und Bürger zu Steyr, Matthias Renn­ hart, Erhard Ober und Michael Haydl — beigelegt wurde. Es ivurde unter dem Siegel des Mncenz Oberhaymer festgesetzt, dass die beiden Hintersassen und ihre Nachkommen die Au behalten, von derselben aber jährlich au „unseres lieben Herrn Frohnleichnamstag" bei scheinender Sonne dem Sacristan des Gotteshauses zil Gleink, unter der Strafe von einem Pfund Pfennig an den Prälaten, ob die Au größer oder kleiner werde, oder ganz verschwinde, 60 Pfg. dienen und reichen sollten. Die Holznutzung in der Au für ihren Bedarf blieb ihnen, ohne Wissen und Willen des Klosters durften sie jedoch kein Holz verkaufen. Die Türken brachten Gleink in große Roth. 1529, während der Belagerung Wiens, drang Kasim Pascha mit 30.000 Reitern bis an die Enns vor, verheerte und verbrannte alles, worunter manche Güter des Stiftes waren, doch kamen die Türken diesmal nicht über den Fluss. Ärger ergieng es im Jahre 1532. Am 8. September standen die Türken an der Enns bei Steyr und verkündeten ihre Ankunft durch brennende Gehöfte. Tags darauf bei dichtem Nebel gelangten sie nach Ernsthofen, tvo sie die Enns übersetzten unb auf die Gegend um Gleink los­ zogen. Alle, die sie trafen, ivurden niedergehauen oder gefangen weggeschleppt, deren nach Aussage des damaligen Pfarrers Markus von Dietach beiläufig 2000 waren. Die Kirche zu Dietach und das Schloss Stadelkirchen wurden ausgeplündert und dann in Brand gesteckt. Gleink selbst, welches gut vertvahrt tvar, wurde von ihnen nicht eingenommen. Als sie dann aus diesen Gegenden verjagt wurden, warfen sie auf der Flucht viele kirchliche Ornate weg, die sie geraubt hatten, und zogen sich unverfolgt über die Enns zurück, bis sie endlich Österreich ganz verließen. Gleink aber hatte sowohl an den eigenen Gütern, als an denen der Unterthanen einen ungeheuren Schaden erlitten. Bald darnach begannen auch schon in der Umgebung von Gleink protestantische Prediger aufzutreten und viele zu ihren neuen Lehren zu bekehren; vorzüglich war dies in Steyr und auf den benachbarten Schlössern der Adeligen der Fall, was für das Kloster wegen der Pfarren zu Dietach und HaiderShofen viele Unannehmlichkeiten und Verkürzungen im Gefolge hatte. (Siehe Dietach und Stadelkirchen.) Auch die Bauernkriege brachten dem Kloster Unheil. Da die Bauern im Jahre 1626 Schlösser und Klöster plünderten, entflohen die Conventualen und die Beamten, als die Bauern in die Stadt Steyr einrückten. Im Kloster blieb nur P. Michael zurück, der sich im Friedhöfe in der Todtenkammer unter den Gebeinen versteckte und so der Wuth der Bauern entgieng, die sich des Klosters bemächtigten, dasselbe ausplünderten, in die Kanzlei und das Archiv drangen, alle dort gefundenen Acten und Diplome in den Hof tvarfen, auseinander streuten und viele zerrissen; man sammelte sie später, doch manche waren verloren gegangen und die meisten mehr oder minder beschädigt. Die Bauern von Haidershofen schlossen sich den Rebellen an und zerrissen und vernichteten auch ihrerseits die Protokolle ihrer Pfarre. Durch die Schweden erlitt das Kloster int Jahre 1645 an seinen Häusern und Weingärten in der Stadt Stein bei Krems bedeutenden Schaden und war dermaßen in Verfall gerathen, dass es nach dem im Jahre 1648 erfolgten Ableben des Abtes Benedict Schroffnagel in Gefahr kam, aufgelöst zu werden, was aber schließlich verhindert wurde. Im Jahre 1650 geschahen viele Erpressungen und Räubereien, vorzüglich in der Gegend von Haidershofen, durch die dort einquartierten Reiter vom Regiments Gallas, die es endlich so weit trieben, dass sie die Filialkirche „Maria Burg" (Maria Winkling) ausplünderten, die Altäre verletzten, die Thüre der Sacristei mit ihren Schwertern aufhieben und den Ornat wegnahmen. Unter Abt Cölestin I. (1658—1678) wurden wieder geordnetere Verhältnisse

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