Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

371 schiedenen Steinbeilen aus Serpentin, ein ebensolches ganzes Steinbeil, einen 2 cm dicken flachen Rollstein, welcher wahrscheinlich als Schleifstein diente, und zwei kleine Gefäßscherben aus einer Masse, die aus außerordentlich grobem, mit kleinen Steinchen vermischtem Thon besteht. Desgleichen wurde kürzlich, eine Stunde von der ersten Fundstelle entfernt, aus der Badenböcker Alm ein 7 cm langes und sehr schön gearbeitetes Serpentinbeil gefunden, welches sich nun in der Messersammlung der Fachschule für Stahl- und Eisenindustrie in Steyr befindet. Nachdem schon seit Jahren der im Osten von Steyr gelegene Kürnberg als Fundstätte keltischer Waffen bekannt war, wurde durch die erwähnten Funde, denen noch weitere folgen dürften, auch der Mühlbachgraben als prähistorische Niederlassung erkannt. Auch in Ried bei Kremsmünster fand man im Jahre 1885 am Felde in der Nähe des Pfarrhofes ein Steinbeil. Etwa vierzig Minuten von der Wallermauer in nordwestlicher Richtung entfernt, beiläufig in der Mitte des Mühl- bachthales, am rechten Ufer des Baches, liegt das Schulhans. Zum Sprengel der einclassigen Schule Mühlbacki gehören Theile der Ortschaften Mühlbach, Mühl­ bachgraben und Oberdamba-v von der Ge­ meinde Garsten, Mühlbachgraben, Reit- nerberg und Wurmbach von der Ge­ meinde Ternberg und ein kleiner Theil von Lansa mit zusammen 94 Häusern und G14 Bewohnern (Volkszählung vom Jahre 1890). Die Schule Mühlbach liegt im Gemeindegebiet von Garsten und untersteht dem dortigen Ortsschul- rathe. Der Religionsunterricht wird von der Pfarre Garsten aus versehen. Gegen­ wärtig wird die Schule von 100 Schülern besucht, von welchen 80 dem Unterrichte täglich beiwohnen, während die restlichen einen verkürzten Unterricht genießen. Dem ist aber nicht immer so gewesen, und es ist interessant, die ältesten Aufzeich­ nungen eines Lehrers zu vernehmen, welcher 53 Jahre hier getreulich seines Amtes waltete. In den Jahren 1770 bis 1780 lebte in der Ortschaft Mühl­ bach ein Bauerssohn, namens Johann Michael Rammergraber, welcher mehr Lust zum Handwerker- als zum Bauern­ stande hatte. Nachdem er nach dem Willen seiner Eltern das Schlosserhandwerk erlernt hatte, gieng er auf Reisen, arbeitete in den Städten Venedig und Triest und kam nach einigen Jahren wieder nach Mühlbach zurück. Da das Schlosser- handwerk aber zu wenig eintrug, beschäftigte er sich zumeist mit dem Drehen von Messerheften für die Messerschmiede in Trattenbach und zeitweilig mit der Reparatur von Scklössern. Eines Tages ersuchte ihn sein Nachbar, ein Nagelschmied, er möge seinen drei Knaben das Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. „Ja", sagte der Schlosser, „wenn ich es so gut könnte wie du, würde ich es gerne thun." Er konnte nämlich nur lesen. Da jedoch der Schmied von seiner Arbeit nicht abkommen konnte und auch fürchtete, bei seinem Feuer die Bücher der Kinder zu verbrennen, so kamen sie überein, dass der Dreher den Kindern die kleinen und großen Buchstaben kennen 24* Nach einer Skizze von Dr. Krakowizer.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2