Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

in eine zweiclassige durchgeführt werden. Im Jahre 1891 wurde gegenüber dem Schulhause auf dem gräflich Lamberg'schen Pachtgrunde ein zum Schulhause gehöriger Keller nebst Holzhütte aufgeführt. Zur Schule Dambach sind folgende Ortschaften eingeschult: Unterdambach, Sand an der Mündung des Dambaches in die Enns, ein beliebter Ausflugsort der Steyrer, und Sonnberg; ferner Theile der Ortschaften Mühlbach, Oberdambach und Lausa. In früheren Jahren beschäftigten sich die Bewohner Unterdambachs aus­ schließlich mit der Erzeugung von Nägeln, ivas guten Verdienst abwarf, daher sich ein gewisser Wohlstand in der Bevölkerung bemerkbar machte. Seit jedoch die Nägel durch Maschinen erzeugt tverden, gieng die Nägelfabrication in Dambach und Umgebung sehr zurück. Früher war bei jedem Hause eine Nagelschmiedwerkstätte. Gegenwärtig findet man nur mehr vier solche int Betriebe stehen. Viele werden als Wohnungen vermietet, viele stehen leer und einige sind gänzlich tveggerissen worden. Auch waren in Dambach früher zivei Zainhämmer in Thätigkeit, welche das zur Er- zeugttng von Nägeln passende Eisen zainten. Ein solcher Zainhammer, jener auf der An, ist jetzt in eine Beinstampfe untgestaltet worden, ivelche das zur Düngung beliebte Knochenmehl erzeugt, während der ztveite Zainhammer dem Verfalle preis­ gegeben ist. Vier Wassermühlen und drei Brettsägeit mit reichem Wassergefälle stehen im Betriebe. Ein großer Theil der männlichen Bevölkerung geht in die 1 Stunden entfernte, in Steyr befindliche Gewehrfabrik und findet daselbst angemessetten Verdienst. Zur Beförderung des Verkehres dient die durch das ganze Dambachthal führende Gemeindestraße, tvelche bei der Ortschaft Sand an die sogenannte Eisen­ straße, welche Eisenerz mit Steyr verbindet, anschließt. Die nächstgelegene Halte­ stelle ist Sand, während Garsten die nächstgelegene Bahnstation ist. Auch befindet sich in Garsten das k. k. Post- und Telegraphenantt. Unterdantbach verdankt seinen Namen dem Dambache, dieser aber ivieder dem Damberge, ivelcher mit dem Schwarz-, Bläh-, Stürz- und Buchberg einen huseisen- förmig gebogenen, nach Westen geöffneten Riesendamm bildet, in welchem gleichsam das Dambachthal eingeschlossen ist. Wann und wie Unterdambach entstanden ist, lässt sich wegen Mangels an Urkunden nicht erweisen. Die zuerst erbauten Häuser gehörten zum Kloster Garsten, diejenigen aber, welche später erbaut wurden, waren der Herrschaft Steyr zugehörig. Die Unterthanen der Herrschaft Steyr mussten Robot leisten, d. i. Heu machen, Wild hüten oder auf den Damberg hinauf- und zurückfahren. Kaiser Leopold I. befand sich im Jahre 1680 auf dem Damberge bei einer Hirschjagd und nahm ans der höchsten Spitze desselben in einer Laubhütte das Mittagmahl ein. Kaiser Karl VI. verfügte sich ebenfalls am 26. September 1729 auf den Damberg zu einer „Klopfpirst." Im Jahre 1741 fielen die Franzosen mit den Baiern vereint in Österreich ein. Die letzteren verschanzten sich in Dambach und Ternberg. Hiezu mussten die Einwohner dieser Orte die Arbeiter stellen. Im Jahre 1863 trat hier der Typhus so bösartig auf, dass einzelne Häuser ganz ausstarben. Int Jahre 1889, am 11. Mai, brachte eine geivaltige Über­ schwemmung dem Orte große Gefahr und verursachte einen sehr beträchtlichen Schaden. Um 5 Uhr nachmittags und 7 Uhr abends giengen wolkenbruchartige Regen nieder. Von allen Höhen strömte das Wasser herab und vereinte sich im Dambache, der zu nie dagewesener Größe anschwoll, die Ufer durchbrach, das ganze Thal überflutete, ungeheure Massen von Holz und Kohle sortschweminte, die Brücken wegriss und streckenweise die Straße vollständig zerstörte. Der Schaden belief sich auf viele Tausende von Gulden. 36!) 24

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