Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

364 im Jahre 187!), als Graf Lamberg die genannten Werke sanfte, ganz neu her­ gestellt. Gegenüber der Säge, am anderen Ufer des Werkseanales, steht das Pnrtscheller- werk, welches einst zur großen Papierfabrik der Familie Würz — vormals Mahn — gehörte. Einige Gebäude der ehemaligen Papierfabrik sind schon vom Erdboden verschivnnden. Zn derselben gehörte mich das jetzige Backhaus, dessen hoher Dach­ stuhl auf seine einstige Verwendung als Papiertrockenboden hinweist. Wie man auS den alten Leitungen noch ersieht, floss das Wasser sämmtlicher Quellen von Unter­ himmel in die Papiermühle. Da dieselbe ihre Erzeugnisse in die kaiserlichen Kanzleien lieferte, so waren die Papierergehilfen vom Militärdienste befreit. Obwohl die Familie Würz sehr reich war, kam sie doch schließlich, wie hier gesagt wird, von den Federn auf's Stroh; ebenso ergieng es Purtscheller, der 1862 aus der Papier­ mühle eine Nagelfabrik gemacht hatte. Heute besitzt dieses Werk Graf Lambcrg, der es jedoch nicht selbst betreiben lässt, sondern es an F. Kriftner verpachtet hat, der in der daraus entstandenen Mühle eine Schleife und Werkzeugsabrik in Betrieb hält. Oberhalb der Säge liegt der zu derselben gehörige Holzplatz, an welchen sich der Werndl'sche Kohlplatz anschließt. Im Sommer, zur Zeit der Holztrift, werden auf beiden Plätzen große Mengen von Schnitt- und Kohlholz aufgeschlichtet, das auf der Steyr ans deren Nebenthülern herausgebracht wird. Wenn eine größere Menge von Kohl- oder Blochholz bei der Krnglbrücke ankommt, dann verschwindet auf eine weite Strecke der Wasserspiegel der Steyr und die Holzarbeiter schreiten auf der aus tausenden von Stämmen gebildeten Brücke sicher über den Fluss. Das Thal von Unterhimmel wird fast alljährlich von den Fluten der Steyr überschwemmt, was dann regelmäßig eine Fenersgefahr für den Ort int Gefolge hat, da das Hochwasser die schützende Decke der Kohlenmeiler wegschwemmt, wodurch dieselben in Brand gerathen. In jüngster Zeit ist diese Gefahr geringer geworden, da der Damm der Steyrthalbahn die Hochfluten abhält und sich infolgedessen nur weniger gefährliches Stauwasser einsinket. In der Ortschaft Saß wurde am 5. Juli 1808 Augustin Reslhuber geboren, der sich zur Würde eines Abtes des Stiftes Kremsmünster aufschwang. Er besuchte die Volksschule in Aschach an der Steyr, studierte am Gymnasium und Lyceum zu Kremsmünster, und trat am 2. October 1828 in den Orden ein. Er studierte in Wien Theologie und hörte nebenbei die Vorlesungen über höhere Mathematik und Astronomie. Am 15. Juli 1833 wurde er zum Priester geweiht und kam als Cooperator nach Ried. Nach einem Jahre Seelsorge wurde er 1834 Adjunct der Sternwarte, 1841—1854 Professor der Naturgeschichte und Geschichte, 1847—1860 Director der Sternwarte. Nach dem Tode des Abtes Thomas Mitterndorfer wurde ant 2. October 1860 P. Augustin Reslhuber zum Abte des Stiftes Kremsmünster gewählt. Er war ein feingebildeter, gelehrter Mann, menschenfreundlich, voll edlem Biedersinn, wärmstem Patriotismus, von der treuesten Anhänglichkeit an das österreichische Kaiserhaus erfüllt und begeistert für Kremsmünster und seine Studienanstalt. Seine Regierung fällt in die Zeit der Constitution. Schon ein Jahr nach seiner Abttvahl wurde er vom Groß­ grundbesitz in den oberösterreichischen Landtag gewählt, dem er 10 Jahre angehörte; auch bekleidete er drei Jahre die Würde eines Landeshauptmannstellvertreters. Im Jahre 1872 ernannte ihn Se. Majestät der Kaiser zttm lebenslänglichen Mitgliede im Herrnhause des österreichischen Reichsrathes, wo er, ein Freund des Friedens, stets vermittelnd zwischen die entgegengesetzten Parteien trat. Das Stift verwaltete der Prälat selbständig und mit großer Energie, war aber stets um das Wohl und die Zufriedenheit seiner Mitbrüder besorgt und suchte das Beschwerliche möglichst zu erleichtern. Im Jahre 1870 ließ er die Frauenkapelle restaurieren und begann in Rücksicht auf die bevorstehende elfhundertjährige Jubelfeier mit der Renovierung der Stiftskirche, schaffte einen kostbaren, rothen Ornat an und legte zur Danksagung für die glückliche Erhaltung des Stiftes durch 11 Jahrhunderte ant 20. Juli 1869 in

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2