Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

363 Brandt, ertheilt. Als Christkindl eine selbständige Pfarre wurde, erbaute man hinter dem Pfarrhose ein kleines Häuschen, in welchem der Lehrer, der zugleich Messnerdienste verrichtete, wohnte. Der Weber Brandt setzte hier seinen Unterricht bis in die zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts fort. Als erster wirklicher Lehrer wirkte dann bis zum Jahre 1839 Ferdinand Albrecht. Im folgten: Peter Schrey (1840—1853), Josef Frosch (1853—1868), Eduard Pux (1869—1875), Franz Lang (1875—1878), Franz Moser (1879 bis heute). — Im Jahre 1890 wurde die Schule in eine zweiclassige er­ weitert und im Jahre 1893 zur Gewinnung eines Lehrzimmers und einer Wohnung für den Unter­ lehrer ein Anbau gemacht. Der Boden von Unterhimmel ist ein dem Steyrflusse nach und nach abgerungenes Ablagerungs­ gebiet. Der Ort Unterhimmel selbst ist an der Christkindlerleiten stufen­ weise erbaut und größtentheils von Gewerbetreibenden und Arbeitern bewohnt. Die wichtigsten Gewerke in Unterhimmel sind: das Walz­ werk und der Drahtzug von Franz Werndl und die Graf Lamberg- sche Brettsäge mit dem sogenannten Pnrtscheller Werke und Mühle. Alle diese Werke werden von einem zu diesem Zwecke abgeleiteten Arm der Steyr, dem Werkscanal, be­ trieben. An Stelle der Werndl'schen Werke standen im 17. und 18. Jahrhundert drei große Rohrhämmer und Bohrmühlen, die im Jahre 1786 vom Ärar angekauft wurden. Hier ivurden die gehämmerten Eisenstangen zu Gewehrläufen gebohrt und dann durch Schießen mit kräftiger Ladung erprobt. Nebenbei bestand eine Säbel- sabrik, das Ohligswerk, welches heute dem Drahtzuge einverleibt ist. 1849 wurden die k. Werke aufgelassen und an Bomer und dessen Schwiegersohn Schlichting verkauft, die hier ein Walzwerk erbauten, welches 1873 von Franz Werndl, der hier einen Drahtzug errichtete, angekauft wurde. Um eine bessere Verbindung mit Steyr zu er­ halten, erbaute dieser die sogenannte „schwarze Christkindl mit Unterhimmel. Brücke" über die Steyr. Die Franz Werndl- V°» s. Langer, scheu Werke, welche vorzüglichen Draht liefern, beschäftigen 150 Arbeiter. Die Graf Lamberg'sche Brettläge war früher das Anwesen des Teufelmayr, dann des Wochenalt, und bestand ans einer einfachen Säge, einer Mühle mit ansehn­ lichem Landbesitz und hieß „Kruglmühle", von welcher heute noch die im Jahre 1739 unter Protest der Stadtgemeinde Steyr erbaute obere Brücke, die Kruglbrücke, ihren Namen hat. Diese Brücke wurde wegen der Holztrift als Flusssperre erbaut und

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