Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

362 welche dem Großtheile der hiesigen Bevölkerung den nöthigen Lebensunterhalt gewähren. Ein verhältnismäßig geringer Theil der Bewohner Christkindls sucht Arbeit in den Fabriken Steyrs, und der noch übrige Bevölkerungstheil beschäftigt sich mit Ackerbau, Holzarbeit, oder findet in der gräflich Lamberg'schen Brettsäge, oder in der erst kürzlich errichteten Dampfziegelei des Baumeisters Arbeshuber seinen Verdienst. In Christkindl besteht eine zweiclassige Schule, zu deren Sprengel die Ort­ schaften : Christkindl, Rosenegg, Tinsting und Unterhimmel, sowie Theile der Ort­ schaften Pergern und Schwamming gehören, und zählt der Schulsprengel 1486 Seelen. Die Reitnergüter bei Christkindl, Schwamming, Tinsting und die Wolfschwengergüter (Riuti, Suammara, Tuncinesdorf, Wolfesvuanch) werden schon im Jahre 985 unter jenen Orten aufgezählt, von welchen die Kirche in Sierning den Zehent bezog. Im Jahre 1082 kam das ganze Gebiet zwischen der Enns und der Steyr in kirchlicher Hinsicht zum Gebiete des Klosters Garsten. In dem um 1110 verfassten Verzeichnisse jener Güter, welche Markgraf Otakar und seine Edlen dem genannten Kloster bei seiner Gründung und seither gegeben hatten, finden wir als Gabe der Eltern des Markgrafen eine halbe Hube zu „Swammarin" angeführt. Eine ganze Hube zu „Tuncingin" schenkte dem Kloster der Edle Bertholdus, und im Jahre 1180 gab die edle Frau Ottilie dem Kloster für den ihr übertragenen Hof in „Tuncingen" einen Hof in der Raming. Rach Tinsting nannte sich in alter Zeit auch ein edles Geschlecht. So finden wir 1150 den Etich von „Duncingen", 1170 den Udalrich, 1255 die Brüder Konrad und Ulrich von „Tuncinge", 1317 und 1321 den Heinrich von „Tuntzing." Dieser, ein Bürger von Steyr, und seine Gemahlin Adelheid erklärten im Jahre 1317, dass sie die Hube zu „Swammarn an dem Paumgarten", das Neßlergut zu Schwamming, die sie als freies Eigen von den Gebrüdern von Egendorf gekauft hatten, den Herzogen von Österreich aufgegeben und wieder als Lehen empfangen haben. Gisela, die Witwe Heinrichs des Preuhafen, stiftete 1300 mit dem Gute „daz Swambaren, da Vlrich der Schistringer vssizzet, di giltet alle Jar ein Swaein, daz eines halben Pfvndes wert sol sin vnd ein halbes Fuder Pirz", einen Jahrtag zu Garsten, was 1302 ihr Sohn Marguard der Preuhafen bestätigte. Christkindl selbst taucht in der Geschichte erst viel später auf. Die Veran­ lassung zur Erbauung der Kirche gab Ferdinand ©erbet, Thurnermeister und Chor­ regent in Steyr. An der hinfallenden Sucht leidend, suchte er gerne einsame Orte aus und verehrte das Jesuskind. Er stellte im Jahre 1695 ein Abbild desselben in einen hohlen Baum bei Christkindl und verrichtete hier seine Andacht. Bald thaten dies auch andere und der Wunsch nach Errichtung einer Kirche ward allgemein und gieng 1709 in Erfüllung. Die Kosten des Baues wurden theils durch schon vorhandene Opsergeschenke, theils vom Stifte Garsten, theils durch frei­ willige Gaben anderer bestritten. Die Kirche wurde von den zwei berühmten Bau­ meistern Carlone und Prandtauer nach der Form des Tempels Maria Rotunda zu Rom erbaut. Das Altarbild, die Geburt Christi darstellend, wurde 1709 von Johann Karl von Reselfeld, dem bedeutendsten Barockmaler Oberösterreichs, hergestellt. Außen, über dem Eingänge ist die Inschrift: „Nolite peccare in puerum. Gen. c. 42, 22-1 angebracht. Am 29. September 1709 wurde der erste Gottesdienst gehalten. Auch der Bau der Wohnung für die Priester wurde eifrig fortgesetzt und es waren immer mehrere, welche hier den Gottesdienst besorgten. Sie hießen Poenitentiarii und standen unter einem Superior. In der Nähe der Kirche steht ein vereinzelter hoher Felsen, zu dem man nur mittelst einer kleinen Brücke gelangt, welcher jetzt das Gasthaus trägt. Früher wohnte dort immer in einem kleinen Häuschen ein Einsiedler, der seit Errichtung der Kirche die Dienste eines Messners versah. Als das Kloster Garsten aufgelöst wurde, ward Christkindl int Jahre 1787 eine eigene Pfarre. Der Friedhof wurde 1786 eingeweiht. Die Schule in Christ­ kindl datiert aus dem Jahre 1787. Der erste Unterricht wurde außerhalb des Ortes, in einem Thurmzimmer des Schlosses Rosenegg, von einem Weber, namens

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