Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

358 Der letzte Pfarrer aus dem Stifte mar P. Marian Kammerhofer, Prior des Stiftes, der sich nach Aufhebung des Stiftes in das Kloster Göttweih zurückzog. Im März 1792 kam Urban Schönbrunner als erster Pfarrer aus dem Welt­ priesterstande nach Garsten. Ihm folgte Franz Datscher 1801, dann Johann Eberl 1809, Josef Plersch 1823, welcher später als Dechant nach Steyr kam. 1837 wurde Josef Weigricht Pfarrer in Garsten; ihm folgte 1838 Karl Fürlinger und 1859 kam der jetzige Pfarrer Matthäus Verwaqner, dem zwei Cooperatoren zur Seite stehen, an diese Stelle. Die große Ausdehnung der Gemeinde bedingte die Errichtung mehrerer Schulen, die in Garsten, Dambach, Christkindl und Mühlbach ihren Standort haben. Der gut geführten Schulchronik zufolge ertheilte den ersten Unterricht in Garsten u. ziv. im Lesen eine Frauensperson, genannt die „Schachner Regerl" (Regina), in Lahrndorf Nr. 30 in den Jahren 1770—1780. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ertheilte ein geivisser Scherrer, der zugleich auch Hofmaler des Stiftes war, den Unterricht in Garsten im sogenannten Thurm­ wächter- oder Brunnhäusl Nr. 10. Scherrer erhielt im Jahre 1782 eine Anstellung bei der Waisencasse in Garsten, deshalb gab er das Lehramt auf, worauf ihm ein gewisser Grünseits folgte. Als erster geprüfter Lehrer bezog er einen Gehalt von 130 fl. E. Sch. W. W. und dessen Gehilfe 70 fl. Am 1. Mai 1816 kam vom Hoskammeramte mittelst Decretes eine Auf­ besserung, ivornach der Lehrer 250 fl. und der Gehilfe 120 fl. bezog. Die Schule war also in dieser Zeit schon eine zweiclassige. Im Jahre 1830 kam Josef Westermeyr als Lehrer nach Garsten, ivelcher nach 15 jähriger Thätigkeit seine Stelle seinem Sohne Josef abtrat, der 1859 starb, und mit Beginn des Jahres 1860 wurde Bernhard Benedict, aus Steyr gebürtig, als Lehrer für Garsten bestimmt. Se. Majestät der Kaiser zeichnete diesen tüchtigen Schulmann durch Verleihung des silbernen Verdienstkreuzes in. d. Kr. aus. Am 1. Juni 1876 trat Benedict in den Ruhe­ stand und folgte ihm Ed. Pux, bisher Lehrer in Christkindl. Unter ihm wurde im Jahre 1886 die bis dahin zweiclassige Volksschule in eine dreiclassige umgewandelt. Der gegenwärtige Oberlehrer Ferd. Stichlberger wirkt hier seit 1891, in welchem Jahre die erste Elaste infolge Überfüllung in zwei Parallelclassen getheilt wurde. Die gegenivärtige Schülerzahl beträgt 327. Die Schulränme befanden sich nach Aufhebung des Klosters im sogenannten Kirchenhofe. Als im Jahre 1850—51 das Stiftsgebäude in eine Strafanstalt umgewandelt wurde, kam die Schule bis zur Vollendung des Ausbaues des gegenivärtigen Pfarr- und Schulgebäudes in die ehemalige Klostertaverne, jetzt Mayrhofers Gasthaus. Drei Lehrzimmer befinden sich in einem Anbaue an die Kirche, während das vierte int neuen Gemeindehause untergebracht ist. Zu den hervorragenden Gebäuden Garstens gehört ferner die k. k. Straf­ anstalt. Dieselbe war früher ein Benedictinerkloster, welches von Otakar I. von Steyr um das Jahr 1060 gegründet wurde. Anfangs werden nur Cleriker als Bewohner Garstens genannt, und Eberhard mar ihr Vorgesetzter. Im Jahre 1107 oder 1110 kamen Mönche des heiligen Benedict ans dem Kloster St. Blasien im Schwarzwald unter dem Prior Wirnto nach Garsten; nach zweijähriger Thätigkeit kanl Wirnto als Abt nach Formbach am Inn. Rach ihm wirkte als erster Abt Berthold I. (1110—1142). Unter seiner weisen und kräftigen Regierung hob sich das neugegründete Kloster auf eine hohe Stufe. Die Stiftungen des ersten Gründers ivurden unter ihm und seinen Nachfolgern durch neue Schenkungen und Privilegien noch bedeutend vermehrt, so dass die kirchliche und weltliche Macht Garstens beinahe alles Land zwischen der Enns und der Steyr und zwischen der Frenz und der Klein- raming umfasste; überdies hatte es noch bedeutende Besitzungen in allen Theilen des Landes. Um 1219 traf das Stift ein großes Unglück, indem es durch eine Feuersbrunst fast ganz zugrunde gerichtet wurde. Auch hatte es durch den Übermuth der Vögte viel zu leiden, bis Herzog Friedrich es im Jahre 1235 von aller weltlichen

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