Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

357 den Meistern Joh. Bapt. Cartone und den Dealern Antonius Galliardi, Michael Christophorus Gräminger und Joh. Bussier, sowie von dem Garstner Hofmaler Steindorfer und ben Gebrüdern Grabenperger geschmückt. Bon nicht geringerem Kunstwerte ist die Kanzel, lvelche im Stile des Hochaltares ans schwarz poliertem Holze errichtet wurde. Das Presbyterium zieren Gobelins, die ehemals die Wände des Speisesaales des Klosters schmückten und von namhaftem Werte sind. Nach Aufhebung des Klosters wurde die vom Passaner Orgelbauer Egettacher aufgestellte und durch Chrismann verbesserte Orgel in die Vorstadtpfarrkirche Steyr übertragen. Ebenso zieren jetzt die ehemals im Winterchore oberhalb der Sacristei befindlichen, von Jakob Pokorni aus Nußbaumholz verfertigten Sitze und Betschemel den alten Dom in Linz. Unter der Kirche befindet sich eine Gruft, zu welcher sich der Eingang int Schiffe der Kirche befindet. Ihre Größe gleicht der der Kirche, mit Ausschluss des Presbyteriums, und diente sie früher als Begräbnisstätte der Stiftscapitularen. Das Äußere der Kirche zieren zwei Thürme; auf dein rechtseitigen hängt eine Glocke, genannt die Bertholdiglocke, auf dem anderen befinden sich 6 Glocken. Die Inschrift der großen Glocke lautet: ZU EHRE GOTTES LEIT MAN MICH, DIE LEWENDIGEN BERUFE ICH, DIE DOTDEN BEWEINE ICH, MELCHIOR SCHORER IN LINZ GOSS MICH ANNO 1707. Am oberen Rande befindet sich von einem Blätterkranze umgeben: SIT NOMEN DOMINI BENEDICTUM. Eine der viel bewunderten Bau­ lichkeiten Garsiens ist die an die Pfarrkirche ange­ baute Kapelle der Losen- steiner. Ursprünglich, als die alte Pfarrkirche noch staut), war getrennt von dieser an derselben Stelle eine alte baufällige Ka­ pelle, die Laurentiuska­ pelle genannt, in welcher sich die Gruft der Star- hemberge undLosensteiner befand. Abt Anselm I. beschloss im Vereine mit dem letzten Sprossen der Losensteiner, Franz Anton Grafen von Losenstein, Dompropst in Passau, diese Kapelle, da sie zunt Prachtbane der neuen Stiftskirche nicht mehr passte, neu aufzuführen. — In dieser Kapelle befinden sich außer 12, jetzt an den Wänden stehenden und früher in den Boden eingelassenen und mit Inschriften versehenen Grabsteinplatten, noch drei große, mit Abbildungen und Pyramiden versehene Grab-Monumente. (Vergleiche den Artikel „Burg Losenstein.") Schon 985 wird Garsten genannt. Bischof Pilgrim von Passau stellte im genannten Jahre auf der Synode zu Mistelbach fest, dass Garsten (Garstina), Sarming (Sapinihca), Steyr (Stiraburg), die Reitnergüter bei Christkindl (Riuti), Schwamming (Snammara), die Wolsschwengergüter (Wolsesvuanch) und Tinsting (Tuncinesdorf) der Tauskirche in Sierning (Sirnihca) zehentpflichtig seien. Ungefähr 100 Jahre später besitzt Garsten selbst schon eine Pfarrkirche, die Markgraf Otakar II. von Bischof Altmann von Passan gegen Güter in Behamberg eintauschte und dem von seinem Vater gegründeten Kloster übergab. Anfangs diente die Stifts­ kirche zu den pfarrlichen Verrichtungen, bis später unter Abt Friedrich II. der Bau einer eigenen Pfarrkirche begonnen, unter seinem Nachfolger Adalbert I. fortgesetzt und unter Berthold VI. 1404 vollendet wurde. Diese Kirche wurde nach Aufhebung des Klosters verkauft und im Jahre 1792 niedergerissen. Garsten, von der Flnssseitc. Nach einer Lithographie von I. Diltsch.

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