Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
23 das Militärgrenzland ward den Königreichen Kroatien-Slavonien und Ungarn ein verleibt, und in Bosnien und in der Herzegowina anerkennen bereits tausende von Türken die geregelte Verwaltung und preisen die segenbringende Regierung Öster reichs. 11. Tie Halislmrg - Lothringer.*) Maria Theresia folgte ihrem Pater Karl VI. am 20. October 1740 int Alter von 23 Jahren in der Regierung und nahm mit dem Titel einer Königin von Ungarn und Böhmen von allen österreichischen Ländern Besitz. Aus allen Theilen ihres Reiches scholl nur eine Stimme der Liebe und Treue ihr entgegen. Sie bedurfte auch der aufopfernden Hingebung ihrer Völker, denn von allen Seiten stellte man habgierige Forderungen an sie. Baiern und Sachsen, Preußen und Spanien erhoben Ansprüche; Preußens junger König Friedrich II. fiel in Schlesien ein; ein bairisches Corps bemächtigt sich der Stadt Passau, rückt vor Linz, wo der Kurfürst Karl Albert sich huldigen lässt. Französische und bairische Dragoner erschienen sogar vor Wien, und Maria Theresia hatte sich nach Prcßburg begeben, lvo sie auf dem Landtage die Magnaten zur Begeisterung hinriss, so dass diese säbelschwingend gelobten, Leben und Blut.für ihre Königin zu lassen. Schlesien >var verloren und Theresias Kanzler, Fürst Kaunitz, drängte zur Rückgewinnung; König Friedrich durchschaute rasch die politischen Vorkehrungen des Kanzlers und eröffnete sofort den siebenjährigen Krieg (1750). Bei Lobositz werden die Österreicher geschlagen, aber bei Kolin erringt Feld- marschall Daun am 18. Juni 1757 einen vollständigen Sieg über den Preußenkönig; dadurch lvird Prag befreit. Alaria Theresia stiftet die höchste militärische Auszeich nung, den Maria Theresienorden, und bezeichnet den Siegestag als Geburtstag der Monarchie. Leider folgen noch 5 Jahre des Kampfes, Schlesien bleibt verloren; aber Maria Theresia erweitert ihren Besitz durch die Erwerbungen von Galizien, der Bukolvina und des Jnnviertels. In allen Ländern nahm Alaria Theresia wichtige Reformen vor in Bezug ans Verfassung und Perivaltung, Alilitär- und Finanztvesen, Handel und Industrie, Rechtspflege und Schule. Während ihrer Krankheit wich ihr Sohn Josef H. nie von ihr; in seinen Armen entschlummerte sie am Abende des 29. Novembers 1780. Was sie für Österreich getvirkt, begründet eine eigene, die theresianische Epoche. Überall in ihren Staaten begegnen uns Spuren ihrer segensreichen Regierung, uttb Alaria Theresias großer und edler Geist schreitet noch jetzt, in der erhabenen Nachfeier seines Wirkens, durch Österreich. „Wenn heut auf unsers Landes Auen, wo ihr gelang manch stiller Sieg, die größte, herrlichste der Frauen, Theresia herniederstieg: da grüßte sie die reichen Fluren, wo blühend noch ihr Werk besteht, und nun auf ihres Wirkens Spuren ihr hoher Enkel segnend geht." (Friedrich Marx.) Maria Theresias Nachfolger war ihr ältester Sohn Josef l l., welcher seit dem 1705 erfolgten Tode seines Paters Franz i. Aiitregent in den österreichischen Ländern gewesen war. Er wollte diese zu einem mächtigen Staat gestalten, in dem eine *) Penner st orfer: „Österreichische Geschichte in Gedichten." Edlbacher: „Landeskunde."
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