Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

353 plünderten während dessen Mitteregg und versuchten die Hauser anzuzünden, ja, es wurden sogar Personen getöbtet. So wurde beim Gschnaidtner der Sohn erschossen und ein anderer schwer durch einen Stich verletzt und deren Mutter mit dem Gewehre ins Gesicht geschlagen. Die Aschacher waren froh, einer Einquartierung entgangen zu sein, aber es sollte anders kommen. Noch am anderen Tage abends rückten 000 Mann bairische und pfälzische Cavallerie ein und nahmen hier Quartier. Die Baiern waren höflich und plagten die Bewohner nicht, aber die Pfälzer ivaren grob und unbescheiden. Nach drei Tagen zogen sie wieder ab. Nach dein Friedensschlüsse zu Pressburg im Jahre 1805 am 25. December erhielt Aschach nochmals französische Einquartierung, und zwar rückten am 13. Jän­ ner 1800 400 Mann piemontesische Infanterie ein. Ihr Commandant war Haupt­ mann Ojeda, ein geborner Spanier, erst 31 Jahre alt, aber bereits 15 Jahre Soldat. Er war ein sehr liebenswürdiger Herr, der auf strenge Zucht und Ordnung bei seinen Leuten hielt. Er selbst war sehr freundlich und genügsam, genügsamer als sein Bedienter. Die Piemontesen blieben bis zum 10. Jänner bier, dann zogen sie weiter. Ojeda hinterließ dem Pfarrer ein französisch geschriebenes Empfehlungsschreiben an den Commandanten der nachfolgenden Truppen. Diese langten bereits am 26. Jänner hier an. Es waren drei Compagnien voin Elite-Corps, dieselben, die bereits 1801 hier int Quartier gelegen waren. Sie verblieben bis zum 27. Februar und marschierten dann nach Steyr ab. Auch von diesen Truppen wird nur Gutes gemeldet. 1809 waren die Franzosen abermals hier und die mit ihnen verbündeten Sachsen. Diesmal aber ivaren sie nicht so gnädig und gutmüthig >vie früher. Plün­ derung und Misshandlung der Einwohner waren an der Tagesordnung. Nur die Sachsen verhielten sich gut. Diesmal ivurde auch hier ein Franzose ermordet. Zwei Bauern, die von Sierning Heimgiengen, erschlugen einen französischen Reiter und vergruben ihn im Schotter des Steyrflusses, das Pferd nahmen sie mit. Es muss als ein Glück betrachtet werden, dass diese Mordthat nicht entdeckt wurde, sonst wäre es Aschach übel ergangen. Erst am 31. December 1809 zogen die letzten Feinde ab, nachdem sie mehr als zlvei Monate hier geiveilt und sich höchst ungeberdig betragen hatten. Seit dieser Zeit sah Aschach keinen Feind mehr. —- 0 — 2. Garsten. Garsten*), eine halbe Stunde südlich von Steyr gelegen, breitet sich in einer Ebene aus. Das Gemeindegebiet, in zwei Theile getheilt, von denen der eine zwischen den Flüssen Enns und Steyr liegt, während der andere, beinahe gleich große Theil sich am rechten Ennsufer ausbreitet, grenzt nördlich an Steyr und Sierning, im Westen an Aschach, im Süden an Ternberg und Lausa und im Osten an St. Ulrich. Die Flächenausdehnung beträgt 5604 1938 ha. Der Hauptort der Gemeinde ist Garsten, am linken Ennsufer und an der Mündung des Garstnerbaches gelegen; außerdem gibt es aber noch größere zusammenhängende Ortschaften, wie int Norden Christkindl und Unterhimmel (Entfernung 2 km), int Nordwesten der Fabriksort der öster- *) Urkundciibuch von Oberöstcrreich: I. 115 — 202. 472. 715. II. 116 — 615. III. 17—544. IV. 85 - 526. V. 7 - 587. VI. 10-490. VII. 1 —721. VIII. 74— 743. — Pritz: Garsten-Gleink. 1 — 154. — Czerny: Der 2 . Bauernaufstand. 5. 7. ff. — Pillwcin: II. 36. 181 . 463. 464. — PrevcnHuber: 13 — 351. — Czerny: „Die Stiftskirche von Garsten." — Dr. Victor Leitmaier: Österreichische Gcfängniskunde. 311 — 315. 23

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