Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

347 war Marian Pachmayr, der zum Jahre 1777 die tausendjährigen Annalen von Kremsmünster schrieb. Als im Jahre 1783 auf Anordnung Kaiser Josefs II. eine neue Pfarrein- theilnng vorgenommen wurde, entstanden auf dem Gebiete der früheren Pfarre Weißkirchen die Pfarren Egendorf und Allhaming. Dietach kam zur Pfarre Schleiß­ heim, Lammersdorf zur Pfarre Pucking und Dambach zur Pfarre Neuhofen. Der Thurm der Kirche erhielt im Jahre 1807 seine jetzige Kuppel und die im Jahre 1863 begonnene stilgerechte Restauration der Kirche wurde unter dem Pfarrer Siegmund Fellöcker im Jahre 1875 vollendet. Die Schule in Weißkirchen entstand im 16. Jahrhundert. Der erste bekannte Lehrer ist Adam Prantmayr. Als im Jahre 1600 dessen Töchterlein getauft wurde, war die Köchin des Pastors von Weißkirchen die Taufpathin. Im Jahre 1618 ist Andreas Raab, und von 1624 bis 1666 Georg Robmayr „Schuelmaister." Zum Jahre 1674 und noch 1696 ist es Johann Georg Wagner und 1707 Wolf Adam Purkhart, dem 1716 sein Sohn Adam Anton Purkhart folgte. Von 1743 bis 1763 war es Philipp Windpichler, dem Josef Burgholzer nachfolgte, welcher 1805 starb. Das Schulmeisteramt gieng dann mit seiner Tochter Eva, die sich mit Anton Hayd- vogel vermählte, an diesen über. Im Jahre 1809 fanden hier große Truppendurch­ märsche statt. Am 1. Mai 1809 kam der spätere Feldmarschall Radetzky durch Weißkirchen und übernachtete im Pfarrhofe, wo eine Marmortafel an dieses Ereignis erinnert. Am folgenden Tage zog Kaiser Napoleon I. mit den Divisionen Ransouty und Molitor von Wels über Weißkirchen nach Ebelsberg, und hatte der Schulmeister Anton Haydvogel die seltene Ehre, dem Kaiser bei dessen kurzem Aufenthalte aus dem Platze unweit des Pfarrhofes ein Glas Wein zu reichen. Kaiser Napoleon übernacktete in der freistehenden Kapelle am Wege zwischen Pucking und Rettingsdorf unterhalb Berg. Anton Haydvogel starb 1851 und sein Sohn und Nachfolger Josef Haydvogel im Jahre 1864. Unter ihm wurde im Jahre 1855 das Schulhaus um ein Stockwerk erhöht; der Bau dauerte vom Mai bis zum September, während welcher Zeit der Unterricht in einem Zimmer des Bachlwirtshauses ertheilt wurde. Die Baukosten betrugen 5600 fl., wozu das Stift Kremsmünster als Patron den gesetzlichen Beitrag leistete, der jetzt den Localschulfond bildet. Zwei Jahre später wüthete in nächster Nähe der Kirche und des Schulhauses ein bedeutender Brand, der 9 Häuser einäscherte und großen Schaden verursachte. Für arme, kranke Gemeindeangehörige besteht hier seit betn Jahre 1865 ein Spital, zu dessen Errichtung Dr. Karl Riedlinger den Betrag von 1260 fl. spendete. — Seit dem Jahre 1870 hat Weißkirchen auch ein eigenes Postamt. Im April des Jahres 1893 wurde die Brücke über die Traun zwischen Weiß­ kirchen und Marchtrenk, die man im vorhergegangenen Winter zu bauen angefangen, vollendet und dem öffentlichen Verkehre übergeben, wodurch ein langgehegter Wunsch der Bevölkerung in Erfüllung gegangen ist. Die nächsten Brücken über die Traun waren bisher bei Wels und Ebelsberg gewesen. Früher gehörten zur Gemeinde Weißkirchen auch die Ortschaften Brunnern, Egendorf, Groisbach und Hueb, welche seit October 1893 eine eigene Gemeinde mit dem Namen Egendorf bilden. Desgleichen wurden schon im Jahre 1885 die Ort­ schaften Dörfl, Hasenufer, Köttsdorf, St. Leonhard, Pucking, Sammersdorf und Sip- bach vom Gemeindeverbande losgelöst und der neugebildeten Ortsgemeinde Pucking zugewiesen.

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