Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

340 des Absentgeldes Streit entstanden und entschied Bischof Albert von Passau im Jahre 1374, dass der Vicar in vierteljährlichen Theilzahlungen jährlich dem Kloster 17 Pfd. Pfennige zu zahlen verpflichtet fei. Ein ähnlicher Streit entspann sich auch im Jahre 1420 zwischen dem Abte Jakob Treutlkofer und dem hiesigen Pfarrherrn Heinrich Hollfelder, welcher zwar nach einer zu Kremsmünster getroffenen Überein­ kunft eine kurze Zeit ruhte, aber im folgenden Jahre desto heftiger erneuert ward. Bischof Gregor von Passau entschied endlich bei einer Zusammenkunft in St. Florian mit Beiziehung des Propstes Caspar und anderer Gewährsmänner, dass der Pleban das jährliche Vogtmahl wie auch andere schuldige Abgaben dem Abte entrichten, dagegen aber der Abt von der Abforderung rückständiger Geldes und allen Neuerungen abstehen sollte. Die dermalige Kirche wurde 1484 von Abt Ulrich IV. erbaut. Das rechte Seitenschiff kam jedoch erst später hinzu. Der ganz aus Quadern erbaute massive Glockenthurm wurde mit Steinen eingedeckt und mit vier Nebenthürmchen geziert. Hans von Pirching zu Siegharting und Zierberg, Herr auf Dietach, tuurbe 1547 in der Kirche begraben. Vonl Schlosse Dietach — */* Stunde von hier entfernt — erzählt man sich Folgendes: „Der Burgherr sollte mit der Tochter eines Pernsteiners, des Besitzers der Burg Schellenstein bei Micheldorf, Hochzeit feiern. Die Braut, genannt ,bie Rose von Schellenstein', war mit ihren Freundinnen int Schlosse Dietach angekommen und man vertrieb sich die Zeit am Vortage der Hochzeit durch ver­ schiedene Spiele. Die Mädchen versteckten sich, die Ritter suchten sie. Die Braut schlüpfte hiebei in eine große Truhe, der schwere Deckel derselben fiel zu, das Schloss schnappte ein und die arme Rose musste ersticken. Erst nach vielen Jahren fand man den Leichnam des Mädchens." Roch vor wenigen Jahren zeigte man im Schlöffe Dietach die Unglückstruhe. Eine andere gruselige Geschichte knüpft sich an Sinnersdorf. Dort hört man hin und wieder nächtliches Gejole und Rufen von der Traun herüberschallen. Es sind die Traunreiter — geisterhafte Schiffer, die ihre Plätten durch Pferde flussaufwärts ziehen lassen. Im Jahre 1526 vererbrechtete Wolfgang von Losenstein zu Gschwendt das Häusel „im Rath aufm Lynnda", die „Prannthueb", das „Edergut bei Allhaming" und den oberen und den unteren „Sipbachhof" in der Weißkirchner Pfarre und erließ den Besitzern derselben das Sterbhaupt und die Anlait beim Tode des Grundherren. Dasselbe that 1569 dessen Sohn Dietmar bezüglich des Lehens am Schimplsberg und der oberen Taverne in Weißkirchen. Die im 16. Jahrhunderte im Lande verbreitete Reformation Luthers gewann auch hier viele Anhänger, unter welchen die Herren von Segger, die Inhaber der Herrschaft Dietach, die ansehnlichsten waren. An dem im Jahre 1596 entstandenen Bauernaufruhr waren auch die Weißkirchner betheiligt und Hans Kasberger von Weißkirchen war unter den Rädelsführern. Er war es, der am 10. October die Ansage zum Aufstande in der Pfarre Weißkirchen besorgte. Er tuurbe mit 12. Juni 1597 gefangen und am 17. December des folgenden Jahres abgeurtheilt. Das Urtheil lautete: „Weil er langwierige Gefängnis ausgestanden, soll er seiner Thaten halber, das geistliche und anderes sein Vorhaben betreffend, drei Sonntage vor dem Altare, so lange der Priester predigt, knien und in der rechten Hand eine brennende Kerze, in der andern eine Ruthe halten, dabei zu erklären, dass er seine Strafe wohl verdient habe. In der Geldstrafe aber soll der löblichen Obrigkeit nicht Maß gegeben werden." Im Bauernaufstände von 1626 hielten es jedoch nur sehr wenige Landleute der hiesigen Genteinde mit den Aufständischen. Der im Jahre 1609 abgebrannte Pfarrhof wurde wieder erbaut und vergrößert und 1737 unter Pfarrer Ulrich Gnadelstorfer sehr verschönert. Bis zmn Jahre 1642 hatten Weltpriester die Pfarre Weißkirchen inne, seit jener Zeit aber wurden immer Benedictiner von Kremsmünster als Pfarrverweser angestellt. Der erste derselben war Matthias Pierbaumer (1642—1673). Der jetzige Pfarrer Engelbert Teufel­ berger ist der 21. seit jener Zeit. Einer der berühmtesten Pfarrer von Weißkirchen

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