Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

344 aufs Neue die von Bischof Rüdiger im Jahre 1242 verfügte Einverleibung der Pfarre mit dem Kloster Kremsmünster. In demselben Jahre ivurde auch der Streit des Abtes Berthold mit dem hiesigen Pfarrer Johann Calvanus durch einen Spruch­ brief des Bischofes Otto von Passau beendet. Johann Calvanus entsagte gegen eine Entschädigung von 8 Pfund der Pfarre, worauf das Stift den Vicar Conrad einsetzte. Im Anfange des 14. Jahrhundertes hatte sich auch hier die Secte der Lollarden festgesetzt und eine Schule errichtet. Von dieser Zeit an scheint diese Secte nimmer­ mehr ganz ausgerottet worden zu sein, sondern bis zur Zeit der Reformation unter verschiedenen Gestalten und in verschiedenen Gegenden im Verborgenen weiter bestanden zu haben. Die Pfarre Weißkirchen hatte in alter Zeit einen bedeutenden Umfang. Um 1330 werden ihre Grenzen folgendermaßen angegeben: vom Ursprünge des Dam- baches (bei Heiligenkreuz) in den Sipbach, von der Einmündung des Gebelsbaches nach Hierthal, von dort zur Quelle des Schleißbaches, von dort nach Maeilstein (Marsteiner, Ortschaft Rappersdorf), dann nach Jägerbrunn (bei dem abgekommenen Schlosse Ottstorf in der Pfarre Thalheim), hierauf zur Traun und diese abwärts, dann (wahrscheinlich die Krems aufwärts) zum Kremsberg unter Neuhofen, von dort zum Haeming (Haming) und zurück in den Dambach. Der Pfarr- sprengel umfasste somit die heutigen Pfarreien All- haming, Egendorf, Weiß­ kirchen, Pucking, ferner Theile von Neuhofen, Schleißheim und Sipbach- zell. Kremsmünster hatte in diesem Gebiete zur Ver­ waltung seiner Besitzungen drei Ämter: das Schulzen­ amt in den Pfarren Sip- bachzell und Weißkirchen, das Amt in Terpendorf (Dermdorf) und das Nieder­ mayr- und Obermayramt, letztere drei in der Pfarer Weißkirchen allein. Das Schulzenamt wurde später aufgelassen und in das Leombacher- und Schönmayramt getheilt. Der gesummte Dienst des Schulzenamtes betrug: 1270 Pfennige, 25 Eimer Bier, 275 Scheffel Hafer, 738 Käse, 6 Lämmer und 4 Weinfuhren. Der Dienst des Amtes Dermdorf betrug: 542 Pfennige, 259 Eimer Bier, 37 Lämmer und 3 Weinfuhren; vom Untermayramte: 632 Pfennige, 243 Eimer Bier, 40 Lämmer und 3 Weinfuhren; vom Obermayramte: 1162 Pfennige, 238 Eimer Bier, 52 Käse, 41 Lämmer und 3 Weinfuhren. Abt Ernest von Kremsmünster verlieh 1350 das Gut auf der Gstetten (Ober- gstettnergut in der Au) erbrechtlich an Albert den Lauterbäck. Ruger der Lauterbäck verkaufte es 1357 dem Georg von Volkersdorf, von welchem es 1378 wieder durch Kauf an das Stift gelangte. 1351 verlieh derselbe Abt dem Heinrich Trynauschlein erbrechtlich zwei Güter zu „Lerochstetten" und 1354 das Gut „an der Pruck" in der Weißkirchner Pfarre. Nebst den Volkersdorfern hatten auch die Losensteiner und Kerschberger hier Besitzungen. So verkaufte Heinrich der Kerschberger 1353 dem Convente von Kremsmünster eine Wiese, genannt das „Razzfeld" (zur Stegmühle gehörig). Der „Weyerhof", der 1372 von Wolf und Moriz den Ottstorfern an Ruger von Humbrechtsried verkauft wurde, war ein Lehen der- Losensteiner.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2